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Nicht ohne mein Handy

Immer mehr Kinder nutzen Handys, während das Bewusstsein für Strahlenschutz sinkt

Ausgabejahr 2014
Datum 19.08.2014

BfS-Studie belegt: Mobiltelefone und Smartphones gehören für Kinder und Jugendliche heute genauso zum Alltag wie für Erwachsene. Aber: Für kaum jemanden spielt der Strahlenschutz eine Rolle, weder für Kinder noch für Erwachsene.

Kaum sind Kinder eingeschult, besitzen viele von ihnen bereits ein Handy: In der Altersklasse von 6 bis 9 Jahren betrifft das fast jedes vierte Kind, unter den 10- bis 13-Jährigen sind es mit 93 Prozent fast alle. Und: Nicht nur tagsüber, auch nachts ist der Nachwuchs vermehrt "online". Bei 40 Prozent der Erst- bis Viertklässler liegt das Gerät am Bett. Bei den Älteren haben 55 Prozent ihr Handy nachts in Griffnähe – zu 60 Prozent betriebsbereit. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

"Dass das Mobiltelefon und vor allem der Minicomputer 'Smartphone' unter Kindern immer beliebter und verbreiteter ist, mag kaum überraschen. Dass aber gleichzeitig das Bewusstsein für den Strahlenschutz gegen Null geht, ist ein beunruhigender Trend", sagt Dr. Thomas Jung, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz und Gesundheit im BfS. Laut Umfrage achten 99 Prozent der Kinder und Jugendlichen vor allem auf

  • Preis,
  • Zusatzfunktionen,
  • Schnelligkeit und
  • Design

und nicht auf Strahlenwerte. Bei Erwachsenen ist das nicht viel anders: Nur für 4 Prozent der Befragten spielt der Strahlenschutz eine Rolle.

Handy und Strahlenschutz

Beim Telefonieren mit dem Handy werden hochfrequente elektromagnetische Felder zur Übertragung von Informationen eingesetzt. Ob gesundheitliche Risiken mit diesen Feldern verbunden sind, hängt vom sogenannten SAR-Wert ab, dem Wert der "spezifischen Absorptionsrate".

Unterhalb von 2 Watt pro Kilogramm – dem für Handys zulässigen Höchstwert – sind keine schädigenden Wirkungen nachgewiesen. Vor allem bei Kindern ist die wissenschaftliche Risikobewertung allerdings mit Unsicherheiten behaftet. "Kinder befinden sich noch in der Entwicklung und könnten gesundheitlich empfindlicher reagieren", erläutert Jung. "Deswegen sollte man die Strahlenbelastung vorsorglich möglichst gering halten. Zum Beispiel, indem man beim Kauf eines Handys darauf achtet, dass der SAR-Wert nicht über 0,6 Watt pro Kilogramm liegt."

Kinder nutzen Handys anders als Erwachsene

Kinder nutzen das Smartphone hauptsächlich als "Mini-Computer": dabei in erster Linie

  • zum Spielen (66 Prozent),
  • zum SMS-Verschicken (57 Prozent) und
  • zum Musik Hören (52 Prozent).

Ähnlich verhält es sich bei Jugendlichen. Allerdings nutzen diese weitaus mehr Funktionen, wie

  • Messaging-Dienste,
  • den Fotoapparat und
  • Videofunktionen.

Für die Strahlenbelastung ist das günstiger als das Telefonieren mit dem Handy, weil das Handy nicht direkt am Ohr benutzt wird. So wird eine direkte Strahlenbelastung des Kopfes vermieden.

Tipps zur Strahlenminimierung bei Smartphones

Da die Nutzung von Smartphones in zunehmend jüngeren Jahren beginnt und die Forschung nie ausschließen kann, dass ein – wenn auch kleines – gesundheitliches Risiko besteht, rät Jung, folgende Tipps zu beachten, damit die Strahlenexposition möglichst gering bleibt:

  • Deaktivieren Sie beim Smartphone Ihres Kindes "Datenverbindungen über Mobilfunk". Damit ist es telefonisch erreichbar und kann unterwegs offline spielen. Wer unbedingt auf dem Smartphone online spielen will, sollte das zuhause über eine WLAN-Verbindung tun. Bei WLAN ist die Sendeleistung in der Regel niedriger als bei den Mobilfunkstandards UMTS, GSM oder LTE.
  • Rufen Sie E-Mails nur bei Bedarf manuell ab.
  • Vermeiden Sie den Abruf von E-Mails, während Sie telefonieren. Je geringer der Hintergrunddatenverkehr, desto geringer die Strahlenbelastung.
  • Wenn Sie oder Ihr Kind das Smartphone am Körper tragen, achten Sie auf den vom Hersteller angegebenen Mindestabstand. Verwenden Sie das dazu mitgelieferte Tragezubehör.

Wer ein Handy mit niedrigem SAR-Wert kaufen möchte, findet die SAR-Werte zahlreicher Handy-Modelle im Internetauftritt des BfS unter www.bfs.de/sar-werte-handy.

Daten und Fakten zur Umfrage

Die Studie "Differenzierte Betrachtung der Nutzung und der Wahrnehmung des Mobilfunks" wurde vom LINK Institut im Auftrag des BfS durchgeführt. Für die Studie wurden im August und September 2013 2.500 Personen telefonisch befragt. In die Stichprobe wurden neben Festnetz- auch Mobiltelefonnummern einbezogen, um auch sehr mobile Personen und Personen ohne Festnetzanschluss zu erreichen.

Ein Schwerpunkt der Studie lag auf der Zielgruppe der Jugendlichen und Kinder. Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren stellten die Sozialforscher speziell auf diese Altersgruppe abgestimmte Fragen. In Haushalten, in denen Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren lebten, wurden die Kinder im Anschluss an ein Erwachseneninterview und nach Zustimmung der Eltern mit einem separaten kurzen Erhebungsinstrument befragt.

Die vollständige Studie kann im Internet abgerufen werden unter http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2014022811170.

Stand: 19.08.2014

© Bundesamt für Strahlenschutz