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Freisetzung von Ruthenium-106 im südlichen Ural

Messungen des russischen Wetterdienstes bestätigen Annahmen des BfS zum Freisetzungsort

Luftstaubsammler an der BfS-Messstation auf dem Schauinsland Luftstaubsammler SchauinslandLuftstaubsammler an der BfS-Messstation Schauinsland

Der russische Wetterdienst Roshydromet hat erstmals einen Bericht zu eigenen Messungen von radioaktivem Ruthenium-106 vor einigen Wochen veröffentlicht. Die Erkenntnisse des Berichts stützen Berechnungen des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), wonach Ende September 2017 größere Mengen Ruthenium-106 (Ru-106) freigesetzt wurden. Auch lässt sich der Ursprungsort des radioaktiven Stoffes damit weiter eingrenzen: Gebiete westlich und südlich des Ural kommen aufgrund der zu dieser Zeit vorherrschenden Windrichtung nicht in Frage. Anfang Oktober hatten BfS und Bundesumweltministerium bereits über Messungen geringfügiger Konzentrationen von Ruthenium-106 in Deutschland und den möglichen Ursprung informiert.

Dem Bericht des russischen Wetterdienstes zufolge wurden an insgesamt vier Messstationen im Süd-Ural, im Nord-Kaukasus und am Don für den Zeitraum vom 26. September bis zum 1. Oktober 2017 Ruthenium-106 nachgewiesen. An weiteren Messstationen in diesem Gebiet und Zeitraum wurde zusätzlich Ruthenium-106 am Boden gemessen. Die Messwerte in der Luft liegen zwischen 15 und 76 Millibecquerel pro Kubikmeter und liegen damit in einem Bereich von Messwerten, wie sie einige Tage später in Südosteuropa (Rumänien) gemessen wurden. Bei den in Russland gemessenen Werten handelt es sich um sehr geringe Radioaktivitätsmengen, die nicht gesundheitsgefährdend sind.

Die gemeldeten Messwerte sind etwa 1000-fach erhöht gegenüber dem normalerweise gemessenen Untergrund, jedoch ca. 100-mal niedriger als der von den russischen Behörden vorgegebene maximale zulässige jährliche Mittelwert für Ruthenium-106 in der Luft (4,4 Becquerel pro Kubikmeter für den beruflichen Umgang mit Ruthenium-106).

Durch geringe Menge an Radioaktivität besteht keine Gesundheitsgefährdung

Seit dem 29. September 2017 wurden an verschiedenen Spurenmessstellen in Europa leicht erhöhte Radioaktivitätswerte in der Luft nachgewiesen. An insgesamt 7 Stationen in Deutschland sowie an zahlreichen Stationen in anderen europäischen Ländern (unter anderem in Österreich und Italien) wurden geringe Mengen an Ruthenium-106 gemessen. Die Konzentration des radioaktiven Stoffs in Deutschland lag in einem sehr niedrigen Bereich zwischen wenigen Mikrobecquerel und wenigen Millibecquerel pro Kubikmeter. Bei dieser geringen Menge an Radioaktivität besteht keinerlei Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung.

Durch Rückrechnungen des BfS zur Ausbreitung von radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre konnten die Gebiete eingegrenzt werden, in denen die Freisetzung erfolgt sein könnte. Analysen zur Quelle des radioaktiven Stoffes deuten auf eine Freisetzung im südlichen Ural hin. Die französische Strahlenschutzbehörde IRSN (Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire) kam nach einem fachlichen Austausch mit dem BfS zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Da ausschließlich Ruthenium-106 nachgewiesen wurde, kann ein Unfall in einem Kernkraftwerk als Ursache ausgeschlossen werden.

Hintergrundinformation zu Ruthenium-106

Ruthenium-106 ist ein Beta-Strahler, das entstehende Tochternuklid Rh-106 (Rhodium-106) ist sehr kurzlebig und ist ein Gamma-Strahler, so dass bei dem Zerfall von Ruthenium-106 immer Beta- und Gammastrahlen gemeinsam auftreten. Ruthenium-106 hat eine Halbwertszeit von etwas mehr als einem Jahr (372 Tage). Ruthenium-106 ist ein Spaltprodukt, welches bei der Spaltung von Uran in einem Kernkraftwerk entsteht.

Ruthenium-106 wird unter anderem als Strahlenquelle für die Krebstherapie zur Behandlung von Tumoren am Auge eingesetzt. Außerdem wird Ruthenium-106 selten in sogenannten "Radioisotope thermoelectric generators" (RTG) verwendet, die der Stromversorgung von Satelliten dienen. Auch bei der Wiederaufarbeitung von nuklearen Brennelementen kann Ruthenium auftreten.

Stand: 23.11.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz