Navigation und Service

Paulini wirbt für sachlichen Diskurs über Strahlenrisiken

BfS-Präsidentin eröffnet gemeinsame Tagung von ICNIRP und ICRP in Neuherberg

Inge Paulini Dr. Inge PauliniDr. Inge Paulini

Anlässlich einer internationalen Strahlenschutztagung am 9. November 2017 im BfS in München hat die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini, für einen sachlichen Diskurs über Strahlenrisiken geworben. "Wir alle tragen die Verantwortung, potenzielle Risiken ehrlich, offen und verständlich zu diskutieren und zu kommunizieren, ohne dabei unnötige Bedenken auszulösen. Als verlässlicher Partner in wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten, sollten wir solche Diskurse unterstützen, die auf wissenschaftlichen Fakten und nicht auf Angst basieren", betonte sie zur Eröffnung einer Veranstaltung der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) und der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP), die am Mittwoch im BfS in Neuherberg bei München stattfand.

Angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen sei dies von besonderer Bedeutung, betonte Paulini: "Die Digitalisierung und der Übergang zu einer CO2-neutralen Energieversorgungberühren beinahe jeden Aspekt unserer Gesellschaft – Gleiches gilt daher auch für die elektromagnetischen Felder, die eng mit diesen Entwicklungen verbunden sind." Und auch in der Medizin gehe es etwa bei der Rechtfertigung bestimmter Strahlenanwendungen in Diagnostik und Therapie bei Weitem nicht nur um wissenschaftliche Machbarkeit, sondern um ethische Fragen. Tatsächlich entstehen die höchsten individuellen Strahlendosen, denen Menschen ausgesetzt sind, bei der Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten mit Hilfe von Strahlentherapie, so Paulini. Das BfS sei bereit, sich diesen aktuellen Herausforderungen zu stellen.

Die Strahlen eines Haushaltsgeräts, der Sonne oder eines Röntgenapparats unterscheiden sich in ihren physikalischen Eigenschaften nicht grundsätzlich voneinander. Sie gehören dem elektromagnetischen Spektrum an und sind durch Frequenz und Wellenlänge charakterisiert. Unterschiedlich ist die übertragene Energie und dadurch auch die Wirkung: Ist die Energie der Strahlung so hoch, dass sie bei Wechselwirkung mit Stoffen an Atomen und Molekülen Ionisationsvorgänge auslöst, spricht man von ionisierender Strahlung, wie z.B. Röntgenstrahlung. Ionisierende Strahlung kann für den Menschen schädlich sein. Reicht die Energie der Strahlung nicht aus um Ionisationsvorgänge auszulösen, spricht man dagegen von nichtionisierender Strahlung.

Ziel der gemeinsamen Tagung von ICRP und ICNIRP war unter anderem, Gemeinsames und Trennendes der verschiedenen Strahlungsarten und der zugehörigen wissenschaftlichen Disziplinen zu identifizieren und zudem die Zusammenarbeit zu stärken. "Indem beide Bereiche gegenseitig voneinander lernen und gleichzeitig Ansätze und Standards zwischen ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung harmonisiert werden, kann die Strahlenschutzsicherheit weltweit verbessert werden", betonte Paulini.

Hintergrund

Die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) ist ein interdisziplinär besetztes internationales Expertengremium, das von der WHO offiziell anerkannt ist. Es bewertet unter anderem den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu den gesundheitlichen Wirkungen hochfrequenter Felder und erarbeitet auf dieser Grundlage Empfehlungen für den Schutz vor gesundheitlichen Gefahren durch diese Felder.

Die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP) ist ein beratendes Gremium, das seine Empfehlungen behördlichen und beratenden Stellen zur Verfügung stellt, indem sie Grundprinzipien formuliert, mit denen ein angemessener Strahlenschutz begründet werden kann. Seit ihrer Gründung im Jahr 1928 hat die Kommission regelmäßig Empfehlungen zum Schutz vor den Gefahren ionisierender Strahlung herausgegeben.

Stand: 09.11.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz