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Schutz der Bevölkerung vor den Folgen einer Schmutzigen Bombe

Rede von Wolfram König, Präsident des BfS von 1999 bis 2017, auf dem 2. Berliner Fachkongress über Nationale Sicherheit und Bevölkerungsschutz im November 2006

Anfang 21.11.2006
Ort 2. Berliner Fachkongress über Nationale Sicherheit und Bevölkerungsschutz
Redner Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz von 1999 bis 2017

Wolfram König Wolfram KönigWolfram König, BfS-Präsident von 1999 bis 2017

Schutz der Bevölkerung vor den Folgen einer Schmutzigen Bombe

Wer in Internet-Suchmaschinen den Begriff "Dirty Bomb" eingibt, erhält siebenstellige Trefferraten. Dies zeigt die Verbreitung des Begriffs und der Diskussion um die hiervon ggf. ausgehenden Gefahren.

Im Sprachgebrauch der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA sind Schmutzige Bomben Vorrichtungen mit konventionellem Sprengstoff, dem radioaktive Stoffe beigemischt oder beigefügt sind. Der konventionelle Sprengstoff soll dazu dienen, die radioaktiven Stoffe in der Umwelt großräumig zu verteilen. In den USA spricht man daher von Vorrichtungen zur Ausbringung und Verbreitung von Radioaktivität (Radioactive Dispersion Devices, RDD), in Deutschland von USBV-A. Diese Abkürzung steht für Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung, das "A" in diesem Zusammenhang für atomar.

Bedrohungspotenzial einer Schmutzigen Bombe

Die Verwendung einer Schmutzigen Bombe und vergleichbare Szenarien gelten derzeit als wahrscheinlichster Fall einer vorsätzlich missbräuchlichen Verwendung radioaktiven Materials. Andere Szenarien wie die Verwendung einer Nuklearwaffe oder einer improvisierten Kernwaffe werden demgegenüber bislang für sehr viel unwahrscheinlicher gehalten. Zur Wahrscheinlichkeit eines Dirty-Bomb-Szenarios nur so viel:

  1. Aus allgemein zugänglichen Quellen kann der Schluss gezogen werden, dass Terrorgruppen die Verwendung radioaktiver Stoffe in Betracht ziehen.
  2. Radioaktive Stoffe haben weltweit eine weite Verbreitung in Medizin, Technik und Forschung.

Unabhängig von der Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios ist das Bedrohungspotenzial einer Schmutzigen Bombe zu analysieren. Das Bundesamt für Strahlenschutz kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die radiologischen Gefahren einer Schmutzigen Bombe im Allgemeinen überschätzt werden. Dies bezieht sich wohlgemerkt auf die radiologischen Gefahren, zur Beurteilung anderer Gefahrenaspekte ist das BfS nicht unmittelbar berufen.

Zu diesem Ergebnis gelangt das BfS auf der Grundlage von Abschätzungen der radiologischen Konsequenzen plausibler Anschlagsszenarien. Hierzu zunächst einige Grundlagen: Gesundheitsschäden durch radioaktive Stoffe können auf verschiedenen Wegen verursacht werden. Erreicht die Strahlung von radioaktiven Stoffen den Menschen von außen, spricht man von Direktstrahlung. Werden radioaktive Stoffe in den menschlichen Körper aufgenommen und "strahlen fortan von innen", spricht man von Inkorporation, die wiederum auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen kann: durch Inhalation (Aufnahme über die Atemwege) oder durch Ingestion (Aufnahme mit der Nahrung).

Drei Wege der Einwirkung auf den Menschen

Bei der Explosion einer Schmutzigen Bombe und der Dispersion (Verteilung) der verwendeten Radionuklide können die in der Nähe befindlichen Menschen auf dreierlei Weise betroffen sein.

  1. Das dispergierte Material befindet sich in der Umgebung, strahlt und führt zu einer direkten Strahlenbelastung der Personen. Die Intensität der Strahlung ist abhängig vom Abstand zu den verteilten radioaktiven Stoffen. Daher ist für die Bewertung wichtig zu wissen, ob der radioaktive Stoff fein verteilt oder in größeren Partikeln vorliegt.
  2. Die feine Verteilung ist auch von Interesse für die Frage der Inhalation, dem zweiten Wirkungsweg der radioaktiven Stoffe. Können die Täter diese so fein verteilen, dass ihre Teilchen lungengängig sind (d.h. kleiner sind als etwa 2 Mikrometer und so über die Atemwege in die Lunge gelangen können), so erfolgt eine zusätzliche Strahlenbelastung von innen.
  3. Der dritte Weg, die Inkorporation, spielt für terroristische Anschlagsszenarien – im Gegensatz zur Situation beim sogenannten "Allgemeinen Notfallschutz", der Unfälle in kerntechnischen Anlagen im In- und Ausland umfasst - nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Bei terroristischen Anschlagsszenarien kann davon ausgegangen werden, dass es gelingt, die betroffenen Personen in kurzer Zeit aus dem – räumlich eher beschränkten - betroffenen Gebiet zu evakuieren. Damit kann durch Maßnahmen der Katastrophenschutzorganisationen weitgehend verhindert werden, dass etwa Lebensmittel aus dem betroffenen Bereich verzehrt werden.

Analyse mit „LASAIR“

Das BfS hat mit LASAIR, einem Programmsystem zur Simulation der Ausbreitung und Inhalation von Radionukliden, ein EDV-Programm entwickelt, um die atmosphärische Verteilung von Radionukliden und die hieraus resultierende Strahlendosis für den Menschen abschätzen zu können. Das Programm arbeitet auf der Basis eines sog. Lagrange-Partikelmodells.

Die Dosisbelastung wird im Wesentlichen errechnet in Abhängigkeit von den Parametern

  • Menge und Art des radioaktiven Stoffes
  • Menge und Art des verwendeten Sprengstoffes
  • Wetter am Ort einschließlich weiterer Entwicklung sowie der
  • Orographie, d.h. der Rauigkeit und Beschaffenheit des Geländes.

Dieses Programm stellt das BfS auch anderen Behörden zur Verfügung. Es erlaubt auch bereits vor der Freisetzung die Bewertung der potenziellen Strahlenbelastung der Bevölkerung durch Direktstrahlung und hier sinnvollerweise nur durch Inhalation. Kern-Parameter sind Menge und Art des verwendeten radioaktiven Stoffes. Der potenzielle Täter wird sich zur Herstellung einer Schmutzigen Bombe mutmaßlich radioaktiver Stoffe bedienen, die in Technik oder Medizin Anwendung finden.

Sicherung kerntechnischer Anlagen

Erster Baustein eines Schutzes vor den Folgen einer solchen Waffe ist daher der physische Schutz der vorhandenen radioaktiven Stoffe, um deren missbräuchliche Verwendung auszuschließen. Das BfS und die anderen atomrechtlichen Genehmigungsbehörden prüfen die Einhaltung dieser Anforderungen unter dem Stichwort "Sicherung kerntechnischer Anlagen" nach einem zwischen den Innen- und Umweltbehörden des Bundes und der Länder abgestimmten Regelwerk.

Der Internationalisierung des Terrorismus wird hierbei durch Programme wie die "Globale Initiative zur Bekämpfung des Nuklearterrorismus" begegnet, bei der künftig eine Reihe von Staaten beim Schutz von zivilen Atomanlagen zusammenarbeiten wollen. Dies ist das, was wir in Deutschland und innerhalb anderer Staaten leisten können. Es kann aber nicht den Schmuggel radioaktiver Stoffe verhindern.

Einsatz radioaktiver Stoffe in Industrie und Medizin

Welche radioaktiven Stoffe finden Anwendung in Medizin und Technik, die potenziell als Strahlenquellen für schmutzige Bomben missbraucht werden könnten? Um einen Eindruck von der technischen Einsatzbreite derartiger Quellen außerhalb von kerntechnischen Einrichtungen zu vermitteln, hier ein paar Beispiele:

  • Für Werkstoffprüfungen ist Iridium-192 das weitaus am häufigsten verwendete Radionuklid. Es ist besonders geeignet für Prüfungen an 1 bis 7 cm dicken Eisenteilen und besitzt eine sehr hohe spezifische Aktivität, so dass die Strahlenquelle in ihren Abmessungen sehr klein gehalten werden kann.
  • Das am zweithäufigsten verwendete Kobalt-60 wird vorzugsweise bei Eisenteilen größerer Dicken, zwischen 5 und 15 cm, eingesetzt. Die heute üblicherweise eingesetzten spezifischen Aktivitäten liegen im Bereich von etwa 7 bis 15 Tera-Becquerel pro Gramm.
  • Füllstandmessgeräte in Silos arbeiten in der Regel mit Gammastrahlern (Kobalt-60 und Cäsium-137) mit einer Aktivität bis zu 1 Giga-Becquerel. Zur Messung wird die von der Dichte abhängige Absorption der ionisierenden Strahlung herangezogen.
  • Zur Dicken- und Dichtemessung werden im Wesentlichen die Radionuklide Krypton-85, Strontium-90 und Promethium-147 als Betastrahler und Kobalt-60 und Cäsium-137 als Gammastrahler benutzt. Die Aktivitäten liegen etwa zwischen 370 Mega-Becquerel und 370 Giga-Becquerel.
  • Geräte mit Betastrahlung werden in der Papier-, Textil-, Gummi- und Kunststoffindustrie eingesetzt, solche mit Gammastrahlung in der Holz-, Schaumstoff- und Stahlindustrie zur Dickemessung, in der Lebensmittelindustrie und chemischen Industrie zur Dichtemessung.
  • In der medizinischen Anwendung sind es ebenfalls Kobalt-60 und Cäsium-137, die das größte Missbrauchspotenzial darstellen.

Evakuierung nur als Ausnahme

Auf dieser Basis lassen sich die radiologischen Konsequenzen für die Bevölkerung beim Einsatz einer solchen Quelle in einer Schmutzigen Bombe abschätzen. Hierbei zeigt sich Folgendes: Selbst für größere Cäsium-137-Quellen lägen auch in unmittelbarer Nähe des Freisetzungsortes, d.h. außerhalb des unmittelbaren Wirkkreises der Explosion, die Dosiswerte für die Bevölkerung so niedrig, dass spezielle Maßnahmen des Strahlenschutzes, wie etwa ein Verbleib im Haus oder gar eine Evakuierung, nicht erforderlich wären.

Etwas anderes gilt im Fall einer Verwendung von Plutonium-239, das bekanntermaßen eine wesentlich höhere Radiotoxizität aufweist als alle anderen zu berücksichtigenden Nuklide. Hier sind Szenarien denkbar, bei denen in der näheren Umgebung bis zu wenigen Kilometern Entfernung vom Freisetzungsort Maßnahmen des Notfallschutzes erforderlich werden, da Effektivdosiswerte um 100 mSv für die sich dort aufhaltenden Personen nicht ausgeschlossen werden können. Plutonium-239 wird jedoch weder in der Industrie noch in der Medizin eingesetzt; es entsteht in kerntechnischen Anlagen und seine missbräuchliche Verwendung setzt einen Zugang zu besonders gesicherten Anlagen voraus.

Richtwert im Katastrophenschutz: Effektivdosis

100 mSv Effektivdosis ist der Wert, der auch im Katastrophenschutz als Richtwert Anwendung findet um zu bestimmen, wann nach einem kerntechnischen Unfall eine Evakuierung der Bevölkerung durchzuführen ist. Seine strahlenhygienische Begründung erfährt dieser Wert dadurch, dass oberhalb dieses Wertes direkte akute gesundheitliche Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können.

Zusammengefasst bedeutet das: Schmutzige Bomben unter Verwendung von in Industrie und Medizin eingesetzten radioaktiven Stoffen würden demnach selbst in unmittelbarer Nähe zum Freisetzungsort aus radiologischer Sicht keine Gesundheitsgefährdung für große Teile der Bevölkerung hervorrufen. Das radiologische Gefährdungspotenzial einer Schmutzigen Bombe ist beschränkt.

Ängste der Bevölkerung als nicht zu unterschätzende Gefahr

Die Explosion einer Schmutzigen Bombe würde aber voraussichtlich zu großer Besorgnis in der Bevölkerung führen und – aus Unkenntnis über die tatsächlichen Gefahren und die Assoziationen mit atomaren Explosionen – zu Überreaktionen. Maßnahmen zur Abwehr dieser Bedrohung sind daher in besonderer Weise geboten.

Für den Laien ist die von einer Schmutzigen Bombe ausgehende Strahlung eine unbekannte Größe. Die Mechanismen der wahrscheinlichen Reaktion der Bevölkerung sind bekannt: Assoziationen mit bekannten Folgen radioaktiver Strahlung führen zu psychosozialen Effekten wie Unsicherheit (Autoritarismus, Aggression), Überforderung (Distress, Überlauf), Angst und überschießenden Reaktionen (Hysterie, Hyperaktivität und Überkommunikation).

Umfassende Vorsorgestrategie wichtig

Insbesondere die Assoziation mit Kernwaffen, mit den verheerenden Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, mit der latenten Bedrohungssituation während des Kalten Krieges, verbunden mit dem Gefühl der persönlichen Ohnmacht in Bezug auf die Gefahrenwahrnehmung – wir haben keine Sinnesorgane für diese Art Strahlung – stellt uns vor besondere Herausforderungen.

Die Glaubwürdigkeit und damit die Handlungsfähigkeit der staatlichen Organe kann in solchen Situationen Schaden nehmen. Aufklärung über die tatsächliche Bedrohung, deren Abwehr sowie – hoffentlich niemals – die Folgenbeherrschung sind daher die logischen weiteren Bausteine einer umfassenden Vorsorgestrategie.

Offene Information unabdingbar

Ausgehend vom Erkenntnisstand im allgemeinen Notfallschutz hat das BfS auch für den Bereich der terroristischen Bedrohungen Untersuchungen zu den Methoden einer notwendigen Information der Öffentlichkeit in Auftrag gegeben. In dem zugegebenermaßen nicht besonders griffig titulierten Vorhaben "Öffentlichkeitsarbeit und Maßnahmen bei außerordentlichem (nicht auf kerntechnische Anlagen bezogenem) nuklearen Notfallschutz bei neuen Bedrohungsformen: Informationsvorsorge und -bewältigung im Falle von Nuklearterrorismus" werden diese Fragestellungen derzeit untersucht.

Der erste Zwischenbericht liegt seit August 2006 vor. Er zeigt deutlich auf, dass auch die gesellschaftliche Diskussion um die Risiken der Kernkraft eine in diesem Zusammenhang wichtige Größe ist, weil sie die Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen (Politik, staatliche Organe und Bürger) beeinflusst.

Neben der Entwicklung von Strategien für eine Öffentlichkeitsarbeit nach einem Ereignis kommt der vorsorgenden Information eine ebenso hohe Bedeutung zu. Mit ihr muss es den staatliche Organen gelingen, das Vertrauen der Bevölkerung zu erlangen, das diese im Falle eines Ereignisses dringend benötigen, damit die auf Grund der Reaktionen der Bevölkerung zu befürchtenden Folgen ähnlich niedrig bleiben wie die radiologischen Konsequenzen.

Deutsche Sicherheitsbehörden sind gut vorbereitet

Auf operativer Seite sind die deutschen Sicherheitsbehörden, einschließlich des BfS, auf die Abwehr einer Anschlagssituation unter Verwendung einer Schmutzigen Bombe gut vorbereitet. Der Prävention gegen den illegalen Erwerb und den missbräuchlichen Einsatz solcher Quellen kommt ein hoher Stellenwert zu. Die in der Bundesrepublik auf den hier einschlägigen Gebieten bereits getroffenen Maßnahmen begründen einen im europäischen Vergleich hohen Standard.

Europäische Initiativen zur Angleichung der in den Mitgliedsstaaten noch unterschiedlichen Standards sind eingeleitet. Darüber hinaus wurden von den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder Maßnahmen ergriffen, um die Möglichkeit und potenziellen Folgen eines solchen, gegenwärtig noch hypothetischen, Ereignisses weiter zu verringern.

Zentrale Unterstützungsgruppe des Bundes

Zwei präventive Maßnahmen wurden bereits erwähnt: Die Sicherung kerntechnischer Einrichtungen sowie die hoffentlich bereits vor einem Ereignis erfolgte Aufklärung der Bevölkerung über das Ausmaß einer entsprechenden Bedrohung.

Mit dem Register über hochradioaktive Strahlenquellen, dem sogenannten HRQ-Register, führt das Bundesamt für Strahlenschutz seit kurzem ein weiteres wichtiges Element der Prävention. In ihm werden alle einzelnen radioaktiven Quellen ab einer bestimmten (isotopabhängigen) Aktivität geführt, so dass der jederzeitige Nachweis ihres Verbleibs geführt werden kann. Zugriff auf das Register haben die deutschen Sicherheitsbehörden.

Zentrales Element: polizeiliche Arbeit

Das zentrale Element zur Bekämpfung der Nuklearkriminalität bleibt jedoch die polizeiliche Arbeit. Für sie sind die Bundesländer zuständig. Auf diesem Feld, das als "Nuklearspezifische Gefahrenabwehr" bezeichnet wird, werden die polizeilichen Dienststellen unterstützt durch die Strahlenschutzbehörden der Länder. Der Bund bietet ergänzende Unterstützung an in Form der "Zentralen Unterstützungsgruppe des Bundes für gravierende Fälle der nuklearspezifischen Gefahrenabwehr", kurz ZUB. Selbstverständlich würde jeder ernsthafte Verdacht eines terroristischen Anschlags auf ein Ziel in Deutschland, bei dem der Einsatz radioaktiver Stoffe zu besorgen ist, als ein gravierender Fall betrachtet werden.

In der ZUB arbeiten Bundeskriminalamt, Bundespolizei und das BfS zusammen. Sie ist durch ihre ständige Bereitschaft in der Lage, jederzeit die Arbeit aufzunehmen. Zu ihren Aufgaben gehören die Detektion radioaktiver Stoffe, die Bestimmung des Nuklids und der Aktivität (d.h. ihrer Größenordnung), die Abschätzung möglicher radiologischer Folgen und schließlich die wirkungsvolle Begegnung der Bedrohung durch polizeiliche Maßnahmen. Wesentlich für die ZUB ist, dass in ihr gemeinsam Handlungskonzepte für die in Erwägung gezogenen Szenarien entwickelt, laufend aktualisiert und durch ständiges Training erprobt werden.

Mit der Entwicklung Schritt halten

Sollten die Präventivmaßnahmen fehlschlagen, wären außerdem (neben den forensischen Experten) die Rettungsdienste und Katastrophenschutzeinrichtungen der Länder und des Bundes gefragt. Wesentlich wäre weiter eine umfassende und erprobte Krisenkommunikation, die den Sorgen der Bevölkerung und der – und dies ist zu betonen – Einsatzkräfte Rechnung trägt.

Die Aufgaben des Bundesamts für Strahlenschutz liegen in diesem Fall in erster Linie in der radiologischen Beratung der Entscheidungsträger des Bundes auf den Gebieten Medizin und Strahlenschutzmaßnahmen. Darüber hinaus hält das Amt seine operativ tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch für diesen Fall bereit. Auf Anforderung kann so zum Beispiel Unterstützung bei Dekontaminationsmaßnahmen geleistet werden.

Fazit

Im Hinblick auf die eingangs beschriebenen, beschränkten radiologischen Folgen eines Dirty-Bomb-Szenarios sind wir in Deutschland ausreichend vorbereitet. Leider verlangt die ständige Anpassung des internationalen Terrorismus an die ergriffenen staatlichen Abwehrmaßnahmen auch die laufende Weiterentwicklung unserer Möglichkeiten, etwa in messtechnischer oder logistischer Hinsicht. Und dies wird auch in Zukunft seinen Preis haben.

Zusammenfassend ist festzuhalten:

Die Abschätzungen der radiologischen Konsequenzen von Dirty-Bomb-Szenarien zeigen, dass Besorgnis erregend hohe Dosiswerte nur für Personen zu erwarten wären, die sich in einem sehr kleinen Umkreis um den Explosionsort aufhalten.

Die subjektive Wahrnehmung der durch ein Dirty-Bomb-Ereignis hervorgerufenen gesundheitlichen Risiken würde bei einer Vielzahl von Menschen das tatsächliche Strahlenrisiko deutlich übersteigen und könnte so zu vergleichsweise hohen Sekundärfolgen führen.

Die Abwehr der Bedrohung durch eine Schmutzige Bombe erfordert staatliches Tätigwerden und zwar durch operative Maßnahmen zur Abwehr solcher Bedrohungen, operative Maßnahmen zur Bewältigung solcher Ereignisse, präventive Kommunikation zur richtigen Einordnung der mit einem solchen Ereignis verbundenen Risiken und eine umfassende Krisenkommunikation.

Stand: 22.11.2006

© Bundesamt für Strahlenschutz