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Informationen zur Kontamination von Pilzen, Beeren und Wild

16 Jahre nach Tschernobyl

Ausgabejahr 2002
Datum 25.04.2002

Auch 16 Jahre nach Tschernobyl sind Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in Deutschland zu beobachten. Zwar sind die Nahrungsmittel insgesamt nur sehr gering radioaktiv kontaminiert, einzelne Produkte wie Wild und bestimmte Pilzarten sind aber immer noch hoch belastet.

Bereits die ersten Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl zeigten, dass die Nahrungsmittel des Waldes wesentlich höher radioaktiv kontaminiert sein können als landwirtschaftliche Erzeugnisse. Dies liegt an der unterschiedlichen Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden. Die Aktivitätskonzentrationen von Cs-137 in landwirtschaftlichen Produkten liegen derzeit in Deutschland im Bereich von nur einigen Bq/kg und darunter. Anders stellt sich die Situation bei wild wachsenden Speisepilzen, Waldbeeren und beim Wildbret dar: Hier werden auch 16 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl deutlich höhere Cs-137-Aktivitäten gemessen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geht seit 1987 im Rahmen mehrerer Forschungsvorhaben der Frage nach, wie sich die Aktivitätskonzentrationen in diesen Nahrungsmitteln zeitlich entwickeln und welche Ursachen hierfür verantwortlich sind.

Bei Pilzen sind art- und standortspezifisch unterschiedliche Kontaminationen festzustellen. Dabei schwankt die Kontamination einer Pilzart von Standort zu Standort wesentlich stärker als die Änderungen von Jahr zu Jahr. In Südbayern und im Bayerischen Wald werden bei Maronenröhrlingen und Semmelstoppelpilzen noch bis zu einigen 1.000 Bq/kg Cs-137 gemessen, Steinpilze und Pfifferlinge können mehrere 100 bis 1.000 Bq/kg aufweisen, bei Parasolpilzen sind es bis zu 100 Bq/kg. Messungen des BfS an einem ausgewählten Waldstandort im Münchner Raum ergaben im Jahr 2001 für Cs-137 Werte bis ca. 3.500 Bq/kg für Semmelstoppelpilze und bis ca. 2.500 Bq/kg für Maronenröhrlinge. Steinpilze und Fichtenreizker lagen im Bereich von einigen 100 Bq/kg. Deutlich höher kontaminiert als alle übrigen Speisepilze waren die unterirdisch wachsenden Hirschtrüffel im Bayerischen Wald mit durchschnittlich 26.000 Bq/kg. Diese werden gezielt von Wildschweinen gesucht und gefressen.

Die Kontamination von Pilzen ist sowohl von der Cs-137-Konzentration in der Umgebung des Pilzmyzels als auch vom speziellen Anreicherungsvermögen der jeweiligen Pilzart abhängig. Da Radiocäsium langsam in tiefere Schichten des Waldbodens wandert, werden die Aktivitätswerte in Pilzen, die ihre Nährstoffe aus den oberen Bodenschichten beziehen, in den nächsten Jahren allmählich zurückgehen. Zugleich erwartet man, bei den wenigen Pilzarten mit Myzelien in den tiefer liegenden Bodenschichten nahezu unveränderte oder sogar leicht erhöhte Radiocäsiumaktivitäten zu messen.

Auch bei Waldbeeren kann der Cs-137-Gehalt je nach Art erheblich variieren, wobei Heidelbeeren und Preiselbeeren im Allgemeinen höhere Aktivitäten aufweisen als Himbeeren und Brombeeren. Im Münchner Raum erreichen die Cs-137-Aktivitäten von Heidelbeeren und Preiselbeeren Werte zwischen 50 und einigen 100 Bq/kg.

Wildbret ist je nach Tierart sehr unterschiedlich belastet. So wurden in einem vergleichsweise hoch belasteten Untersuchungsgebiet im Bayerischen Wald für Wildschweine in den letzten Jahren Werte von durchschnittlich 7.000 bis 9.000 Bq/kg (mit einem Spitzenwert von rund 65.000 Bq/kg) gemessen, während die Kontamination von Rehwild im Jahr 2000 im Mittel etwa 800 Bq/kg betrug. Die Ursache für die stark unterschiedliche Kontamination verschiedener Wildtierarten liegt im Wesentlichen in ihrem Ernährungsverhalten.

Stand: 25.04.2002

© Bundesamt für Strahlenschutz