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Internationale Kommission untersucht Freisetzung von Ruthenium-106

BfS-Fachleute stellen Expertise zur Verfügung

Teilnehmer der ersten Sitzung der Ruthenium-Untersuchungskommission in Moskau am 31. Januar 2018Erste Sitzung der Ruthenium-Untersuchungskommission in Moskau am 31. Januar 2018 Quelle: IBRAE

Mitarbeiter des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) unterstützen das Nuclear Safety Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBRAE) bei der Aufklärung erhöhter Ruthenium-106-Werte, welche Ende September 2017 in weiten Teilen Europas gemessen wurden. In den nächsten Wochen und Monaten soll eine internationale Untersuchungskommission herausfinden, was die Ursache gewesen ist. Die Untersuchungskommission setzt sich aus internationalen Experten aus Deutschland, Frankreich, Finnland, Schweden, Norwegen und Großbritannien sowie russischen Experten zusammen. Die deutschen Experten kommen aus dem BfS.

Die erste Sitzung der Untersuchungskommission fand am 31. Januar 2018 in Moskau statt. In der Sitzung wurden die Erkenntnisse der internationalen und russischen Experten vorgestellt und intensiv diskutiert. Alle Länder präsentierten ihre Messdaten und Berechnungen der Ausbreitung von Ruthenium-106 in der Atmosphäre sowie die möglichen Ursachen für die Freisetzung. Russlands Aufsichtsbehörde (Rostechnadsor) informierte über ihre Inspektionen in russischen Atomanlagen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurden erste gemeinsame Schlussfolgerungen gezogen. Die wesentlichsten Punkte dabei sind:

  • Die gesamte Aktivität von Ruthenium-106 in der Luft im Zeitraum zwischen Ende September und Anfang Oktober 2017 betrug ca. 100 Terabecquerel (d.h. ca. 1 · 1014 Becquerel).
  • An allen Orten, an denen Ruthenium-106 in der Luft nachgewiesen wurde, bestand keinerlei Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung.
  • Die Untersuchungskommission wird alle vorhandenen Messdaten zu Ruthenium-106 sammeln und auswerten, dies beinhaltet auch lokale Wetterdaten an den Messorten.
  • Die derzeit vorliegenden Daten erlauben noch keine Rückschlüsse auf den Ort der Freisetzung von Ruthenium-106.
  • Die Untersuchungskommission sieht weitere Messungen für erforderlich an; diese sollten ausgehend von den Orten, an denen Ruthenium-106 in der Region Tscheljabinsk nachgewiesen wurde, erfolgen.

Die vollständigen Schlussfolgerungen hat das Nuclear Safety Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBRAE) auf seiner Internetseite veröffentlicht. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen ihrer Arbeit will die Untersuchungskommission der Öffentlichkeit mitteilen. Bei dem Auftakttreffen der Kommission wurde der Bedarf für weitere Sitzungen festgestellt; die nächste Sitzung findet am 11. April 2018 in Moskau statt.

Hintergrundinformationen

Eine Karte zeigt die Ausbreitung von Ruthenium-106, die nach einer möglichen Freisetzung in der Region Tscheljabinsk gegen Ende September 2017 in Europa gemessen wurde Ausbreitung Ruthenium-106Darstellung der Ausbreitung von Ruthenium-106 bei einer möglichen Freisetzung in der Region Tscheljabinsk gegen Ende September 2017 (Weiß: kein Messergebnis, Blau: sehr geringe Konzentration, Grün: geringe Konzentration)

Ende September 2017 wurden an verschiedenen Spurenmessstellen in Europa leicht erhöhte Radioaktivitätswerte in der Luft nachgewiesen. An insgesamt sieben Stationen in Deutschland sowie an zahlreichen Stationen in anderen europäischen Ländern (unter anderem in Österreich und Italien) wurden geringe Mengen an Ruthenium-106 gemessen. Die Konzentration des radioaktiven Stoffs in Deutschland lag in einem sehr niedrigen Bereich zwischen wenigen Mikrobecquerel und wenigen Millibecquerel pro Kubikmeter.

Berechnungen des BfS zur Ausbreitung von radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre deuteten auf einen Ursprung im südlichen Ural hin, auch ein Ursprungsort im südlichen Russland konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Daten des russischen Wetterdienstes Roshydromet von Ende November 2017 legen jedoch nahe, dass Gebiete westlich und südlich des Urals aufgrund der zu dieser Zeit vorherrschenden Windrichtung nicht in Frage kommen.

Die Karte zeigt Messstellen, an denen zwischen Ende September und Anfang Oktober 2017 Ruthenium-106 in der Luft nachgewiesen wurde Ruthenium-106 MessstellenMessstellen, an denen im Zeitraum zwischen Ende September und Anfang Oktober 2017 Ruthenium-106 in der Luft nachgewiesen wurde

Ruthenium-106 ist ein Beta-Strahler, das entstehende Tochternuklid Rhodium-106 ist sehr kurzlebig und ist ein Gamma-Strahler, so dass bei dem Zerfall von Ruthenium-106 immer Beta- und Gammastrahlen gemeinsam auftreten. Ruthenium-106 hat eine Halbwertszeit von etwas mehr als einem Jahr (372 Tage). Ruthenium-106 ist ein Spaltprodukt, welches bei der Spaltung von Uran in einem Kernkraftwerk entsteht.

Ruthenium-106 wird unter anderem als Strahlenquelle für die Krebstherapie zur Behandlung von Tumoren am Auge eingesetzt. Außerdem wird Ruthenium-106 selten in sogenannten "Radioisotope thermoelectric generators" (RTG) verwendet, die der Stromversorgung von Satelliten dienen. Auch bei der Wiederaufarbeitung von nuklearen Brennelementen kann Ruthenium auftreten.

Stand: 16.02.2018

© Bundesamt für Strahlenschutz