Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Diese Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) wird daher nicht mehr aktualisiert und zeigt den Stand vom 24. April 2017. Aktuelle Informationen erhalten Sie bei der BGE: www.bge.de

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Stabilisierungsmaßnahmen (Textfassung)

Textfassung des Videos "Stabilisierungsmaßnahmen"

Auf dem Weg durch das Grubengebäude des Endlagers Asse II. Nahezu alle Abbaukammern in der Südflanke wurden bis 2004 vom ehemaligen Betreiber, der Helmholtz Gesellschaft, verfüllt. In die Hohlräume wurde sogenanntes Salzgrus eingebracht, das ist feinkörniges Steinsalz. Rechts und links der Wege sieht man das Salz in den ehemaligen Kammerzugängen. Damit sollte das Bergwerk stabilisiert werden. Leider nur mit geringem Erfolg. Hier, in 532m Tiefe, war einmal der Zugang zur Kammer 8a.

Annette Parlitz (Asse-GmbH) erläutert: "Das heißt, genau über uns befindet sich die Einlagerungskammer für mittelradioakive Abfälle, dort liegt der Fasskegel mit 1293 Gebinden mittelradioaktiven Abfällen, man hat darum die darunter liegende Kammer schon sehr frühzeitig mit Salzgrus versetzt, das heißt, loses Salzpulver in diese Kammer hier unten eingebracht. Es hat sich dann durch Setzung, durch Eigengewicht dieser lose Salzkörper gesenkt und hat hier oben einen großen Firstspalt gebildet, das ist diese Öffnung hier zwischen Salz und Decke."

In allen Kammern, die mit Steinsalz verfüllt worden sind, dazu zählen nicht die Einlagerungskammern, haben sich diese Hohlräume zwischen Salz und Decke gebildet. Allein etwa 80 Firstspalte in der Südflanke. Das Gebirge drückt auf den Hohlraum, der mit den Firstspalten entstanden ist. Die Tragfähigkeit der Decken lässt nach und der Druck auf die schmalen Wände zwischen den Kammern verstärkt sich. Deshalb verformt sich die Südflanke weiter. Risse entstehen, durch die weiteres Wasser eindringen könnte, das größte Problem der Asse. Wenn die Firstspalte zubetoniert werden, kann sich die Südflanke nicht so schnell wie bisher verformen.

Sorelbeton, ein Spezialbeton aus Salz, Magnesiumoxid und Salzlösung, verbindet sich besser als herkömmlicher Beton mit dem Salzgestein. In einer mobilen Baustoffanlage unter Tage wird der Sorelbeton angemischt.

Annette Parlitz: "Um die Anlage so wie wir sie hier sehen können einrichten zu können, waren wirklich monatelange Vorarbeiten notwendig. Die Teilschnittmaschine ist hergekommen und hat die eigentliche Strecke, die eine Breite von 3-4m hatte hier aufgefräst auf 10m Breite, so dass man die Anlage hier überhaupt hinstellen konnte. Die eigentliche Anlage ist über den Förderkorb herunter gekommen, ist montiert worden. Dann wurde die ganze Anlage hier eingerichtet und mit der übertägigen Baustoffanlage zusammengeschlossen und verbunden."

Ein zeitraubendes Verfahren. Von Über Tage werden die Vorprodukte für den Sorelbeton getrennt ins Grubenbebäude gepumpt bzw. geblasen und können erst dort miteinander vermischt werden. Die mobile Baustoffanlage muss jeweils möglichst in der Nähe der Kammer aufgestellt werden, die mit Beton gefüllt werden soll. Denn sonst verstopft der Sorelbeton die Rohrleitung, weil er sehr schnell aushärtet. Zunächst werden die Kammerzugänge verfüllt.

Annette Parlitz erklärt: "Um hier Beton reinlaufen lassen zu können, um den Firstspalt zu schließen, müssen hier erst Widerlager gebaut werden in den Kammereingängen. D.h., unmittelbar vor den Kammereingang kommt eine Mauer hin und 5m weiter noch eine, zwischen die beiden Mauern wird dann Sorelbeton gefüllt von der Baustoffanlage hier über uns, auf der nächsthöheren Sohle und dann kann man erst den eigentlichen Firstspalt verschließen."

Am Eingang zu Abbau 6 ist das Widerlager fast fertig. Hier wird bereits Beton zwischen die Mauern gepumpt. Nahezu alle Firstspalte sollen so nach und nach aufgefüllt werden. Bereits begonnen hat man damit, alte Blindschächte zu betonieren - hier der Blindschacht 1. Solche Schächte verbinden verschiedene Ebenen im Bergwerk, reichen aber nicht bis an die Erdoberfläche.

Dazu Annette Parlitz: "Das ist eine ganz wichtige Maßnahme, die Verfüllung der Blindschächte, d.h. der vertikalen Verbindungen innerhalb des Grubengebäudes, damit, wenn Lösung eintritt, sie nicht direkt hier einen Expressweg durch so einen Blindschacht in den Bereich der Einlagerungskammer finden kann und natürlich auch – sollten sich jemals radioaktive Stoffe lösen, die nach oben hin aus dem Grubengebäude austreten können – auch hier eine möglichst dichte Abdichtung, dass keine Wegsamkeiten rückwärts vorhanden sind."

Durch das Zubetonieren der Hohlräume wird das Grubengebäude nicht nur stabilisiert, sondern gleichzeitig Vorsorge für einen eventuell eintretenden Notfall getroffen. Ein weiterer Blindschacht, der Blindschacht 2, verläuft zwischen der 553-m- und der 800-m-Ebene. Auch er soll mit Beton zugegossen werden. Der Weg, der zum Schacht führt, war bereits mit gemahlenem Steinsalz aufgefüllt worden. Um an den Schacht zu gelangen, musste das Salz mit der Fräse wieder entfernt werden. Dann die Überraschung: wo man erwartet hatte, auf den Schacht zu treffen, ist kein Schacht mehr vorhanden.

Der Druck des Deckgebirges ist so groß, dass der Schacht im mittleren Bereich vollständig zusammengedrückt wurde. Gleichzeitig hat er sich der Schacht um rund zwei Meter in das Grubengebäude verschoben – und das innerhalb weniger Jahre.

Annette Parlitz (Asse-GmbH): "Wir haben noch die volle Breite des Schachtes, die man hier sehen kann, in etwa vermutlich auch vier Meter, wie man es beim Blindschacht 1 gesehen hat, aber von den zwei Metern Tiefe, die dieser Schacht mal hatte, sind noch wenige Zentimeter übrig geblieben. Hier oben aus der Firste heraus wachsen wie Wurzeln noch die letzten Reste von Einbauten, von Kabeln, von Holz, das im Schacht gewesen ist."

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie stark sich die Asse wegen der Hohlräume bewegt.

Stand: 16.02.2011

Übergang der Betreiberaufgaben

Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und das Endlager Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Die Verantwortung für die Projekte lag vorher beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Weichen für den Betreiberwechsel stellte das "Gesetz zur Neuordnung der Organisationsstruktur im Bereich der Endlagerung", das am 30. Juli 2016 in Kraft trat. Das BfS konzentriert sich auf die staatlichen Aufgaben des Strahlenschutzes, etwa im Bereich des nuklearen Notfallschutzes, der medizinischen Forschung, des Mobilfunks, des UV-Schutzes oder der Messnetze für Radioaktivität in der Umwelt.

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