Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Diese Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) wird daher nicht mehr aktualisiert und zeigt den Stand vom 24. April 2017. Aktuelle Informationen erhalten Sie bei der BGE: www.bge.de

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Die Asse und das Grundwasser (Textfassung)

Textfassung des Videos "Die Asse und das Grundwasser"

Der Asse-Höhenzug. 500 bis 700 Liter Niederschlag fallen hier jährlich pro Quadratmeter. Was geschieht mit diesen Wassermengen? Wie bewegt sich das Grundwasser lokal und in der Region? Können die radioaktiven Stoffe aus der Asse möglicherweise das Grundwasser verseuchen? Schauen wir uns die Bäche an und gehen zum Beispiel in das Tal des Rothebachs oberhalb von Wittmar.

Der Regen läuft an der Oberfläche in den Rothebach, verdunstet direkt von freien Flächen und wird von den Pflanzen wieder in die Luft transportiert. Das sind zusammen 90 Prozent des Niederschlags. Nur etwa 10 Prozent gehen in das Grundwasser, also 60 Liter pro Quadratmeter und Jahr. In größerer Tiefe kommt das Grundwasser in Kontakt mit dem Salzgestein unter dem Asse-Höhenzug und wird salzhaltig.

Im Folgenden wird genauer dargestellt, wie das Grundwasser fließt: Zuerst die weiträumigen Grundwasserbewegungen. Über dem Salzgestein im Asse-Höhenzug liegen wasserstauende und wasserdurchlässige Gesteinsschichten, sogenannte Grundwasserleiter, übereinander. Die wasserdurchlässigen Schichten sind dunkel gekennzeichnet. Diese Schichten fallen in der Schöppenstedter und der Remlinger Mulde bis auf eine Tiefe von über 1000 m unter die Oberfläche ab. Der oberste Grundwasserleiter unter der Remlinger Mulde kommt in 10 km Entfernung am Ohrenberg wieder an die Erdoberfläche.

Um mögliche Wasserströmungen zu verdeutlichen, stauchen wir den Schnitt. Danach könnte Wasser aus dem obersten Wasserleiter des Asse Höhenzuges am Ohrenberg austreten, da hier die Austrittshöhe etwa 20 bis 30 Meter tiefer liegt. Jedoch ist die Durchlässigkeit des Wasserleiters in großer Tiefe stark reduziert. Das hohe Gewicht der darüber liegenden Gesteinsschichten drückt Klüfte und Risse im Grundwasserleiter zusammen. Die Wasserbewegung wird zusätzlich gebremst, weil das Grundwasser in dieser Tiefe salzhaltig ist und damit schwerer als Süßwasser. Deshalb bewegt sich das leichtere süße Grundwasser nicht in die Tiefe.

Wasser aus dem Bereich der Asse Höhenzuges kann auch das örtliche Wasserwerk Kissenbrück nicht erreichen. Das Wasserwerk Kissenbrück fördert sein Wasser aus einem lokalen Grundwasserleiter. Er ist vom obersten Wasserleiter des Asse Höhenzuges durch mächtige Schichten getrennt, die kein Wasser durchlassen.

Das Wasserwerk Kissenbrück ist seit Ende 2011 nicht mehr aktiv.

Wenn die regionalen Grundwasserbewegungen sehr gering sind, bleibt die Frage: Wo fließt das im Bereich des Asse Höhenzuges gebildete Grundwasser hin - ca. 60 Liter pro Quadratmeter und Jahr? Dieses Wasser nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. Der größte Teil des Wassers fließt nicht in die Tiefe, sondern bewegt sich oberflächennah und parallel zum Asse Höhenzug.

Eine Stauchung des Schnitts zeigt: Dort tritt es in tiefer liegenden Tälern und Quellen wieder aus. Die meisten und ergiebigsten Asse-Quellen befinden sich am Ende des Asse-Höhenzuges bei Groß Denkte. Hier treten pro Jahr etwa 600 Mio Liter aus, das sind 60 Prozent der Wassermengen aller Asse-Quellen. Weitere Quellen liegen bei Wittmar und Groß Vahlberg.

Im Bereich von Groß Denkte kommt auch salzhaltiges Wasser an die Oberfläche, ebenso bei Wittmar und Heeseberg.

Um zu verstehen, wie die salzhaltigen Quellen entstanden sind, muss man sich im Bereich der Asse eine weitere wasserleitende Gesteinsstruktur oberhalb des Salzstocks ansehen: Weil das Salz vor vielen Millionen Jahren aufgestiegen ist, sind die darüber liegenden Gesteinsschichten aufgebrochen. Das sogenannte "verstürzte Deckgebirge" entstand. Die Schichten brachen immer wieder nach, weil sich das Salz am oberen Bereich des Salzstocks aufgelöst hat. Weitere Wege für das Wasser entstanden im "Gipshut" und in der sich darunter anschließenden Schicht des "Rötanhydrit".

Im "verstürzten Deckgebirge" gibt es eine Grundwasserströmung direkt an der Salzoberfläche. So fließt Wasser aus dem Bereich von Schacht 1 in Richtung Groß Denkte und kommt dort teilweise als Salzwasser nach oben. Direkt am Schacht Asse II konnte eine grundwasserleitende Struktur entlang der Salzoberfläche nicht festgestellt werden. Aber eine Austrittsstelle gibt es am Heeseberg.

Der nächste Fließpfad, nach dem "verstürzten Deckgebirge", Gipshut und Rötanhydrit, ist der Wasserleiter des unteren Muschelkalks. Bei Groß Denkte, im Rothebachtal und im Quertal der Ammerbeek kann dieses Wasser austreten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Grundwasser bewegt sich im Bereich der Asse überwiegend nicht in die Tiefe, sondern oberflächennah und parallel zum Asse Höhenzug. Welche Rolle spielt das Bergwerk? Wasser dringt vermutlich über den Grundwasserleiter "verstürztes Deckgebirge", Gipshut und den "Rötanhydrit" in das Bergwerk ein. Das Bergwerk selbst ist praktisch eine tiefe Austrittsstelle. Es ist aber auch möglich, dass Wasser durch den unteren Muschelkalk in den Rötanhydrit fließt, weil in dieser Schicht, die das Wasser eigentlich staut, einzelne Stellen gebrochen sind.

Derzeit kann Radioaktivität gegen diese Grundwasserströmung nicht ins Gebirge austreten. Gefahr für Mensch und Umwelt besteht dann, wenn das Bergwerk unkontrolliert volllaufen sollte. Dann würden das Wasser radioaktive Stoffe mobilisieren. Weil der Gebirgsdruck das Grubengebäude zusammendrückt, kann Lösung aus dem vollgelaufenen Bergwerk in das Deckgebirge gepresst werden.

Radioaktiv belastetes Wasser würde über die gleichen Wege wieder aus dem Bergwerk austreten, über die das Grundwasser vorher eingedrungen ist. Das Ausmaß der radioaktiven Belastung in der Umwelt würde davon abhängen, wie viele Radionuklide sich aus den Abfällen lösen, wie sie sich verteilen und welche Fließwege das kontaminierte Wasser nach Übertritt ins Deckgebirge nehmen würde. Diese Fließwege entscheiden, wie lange das Wasser bis zur Erdoberfläche braucht und wie stark es auf diesem Weg im Grundwasser verdünnt wird.

Stand: 22.10.2009

Übergang der Betreiberaufgaben

Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und das Endlager Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Die Verantwortung für die Projekte lag vorher beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Weichen für den Betreiberwechsel stellte das "Gesetz zur Neuordnung der Organisationsstruktur im Bereich der Endlagerung", das am 30. Juli 2016 in Kraft trat. Das BfS konzentriert sich auf die staatlichen Aufgaben des Strahlenschutzes, etwa im Bereich des nuklearen Notfallschutzes, der medizinischen Forschung, des Mobilfunks, des UV-Schutzes oder der Messnetze für Radioaktivität in der Umwelt.

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