Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Diese Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) wird daher nicht mehr aktualisiert und zeigt den Stand vom 24. April 2017. Aktuelle Informationen erhalten Sie bei der BGE: www.bge.de

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Befahrung der Schachtanlage Asse II (Textfassung)

Textfassung des Videos "Befahrung der Schachtanlage Asse II"

Die Schachtanlage Asse II. Einstieg in den Förderkorb. Eine Besuchergruppe auf dem Weg durch einen über 100 Jahre alten Schacht, der nach unter Tage in das Bergwerk führt. Solche Befahrungen finden fast täglich statt. Maximal 14 Personen trägt der kleine Förderkorb, der in 490 Metern Tiefe hält.

Annette Parlitz: "Der Förderkorb ist das Nadelöhr unserer gesamten Transportlogistik. Der Förderkorb läuft quasi ständig. Alle Materialien gehen über diesen Förderkorb in das Grubengebäude hinein und auch aus dem Grubengebäude wieder heraus."

Durch diesen Schacht kamen von 1967 bis 1978 auch schwach- und mittelradioaktive Abfälle in das Bergwerk. Insgesamt rund 126.000 Behälter wurden eingelagert – nahezu der gesamte Abfall, der damals in der Bundesrepublik Deutschland angefallen war. Die Behälter wurden stehend und liegend gestapelt, später auch verstürzt. Dann wurden die Kammern verschlossen. Heute sollen die Abfälle wieder zurückgeholt werden, weil sie in der Asse auf Dauer nicht sicher lagern können. Einer der Gründe ist der intensive Salzabbau. Seit 1909 hatte man Ebene für Ebene das Salz aus dem Berg geholt.

Annette Parlitz: "Man hat die Abbaue sehr dicht nebeneinander gelegt, das heißt viel Hohlraum aufgefahren, viel Salz rausgeholt und wenig Tragsystem, Wände oder Decken, zwischen den einzelnen Abbaukammern stehen gelassen."

Die Fahrt geht weiter in die Tiefe. Dort erfährt die Gruppe, welche Probleme durch den intensiven Salzabbau entstanden sind. Die alten Abbaukammern wurden durch das Gewicht der angrenzenden Gesteinsschichten nach und nach zusammengedrückt. Dabei entstanden Risse im Gestein, durch die Grundwasser fließt. Rund 12,5 Kubikmeter werden täglich registriert. Der größte Teil wird in dieser ehemaligen Abbaukammer aufgefangen.

Annette Parlitz: "Wir schauen immer auf verfüllte Hohlräume, Zugänge zu verfüllten Hohlräumen, im Süden. Dann gibt es die Steinsalzbarriere und dann beginnt das Deckgebirge und aus dem Deckgebirge, für uns unsichtbar, kriecht Lösung in Richtung Grubengebäude."

Die Zutrittswässer aus diesem Speicherbecken sind radiologisch unbelastet und werden nach über Tage gepumpt. Lösung, die unterhalb der Hauptauffangstelle gesammelt wird, verbleibt im Bergwerk und wird zur Betonherstellung genutzt. Ein geringer Teil hatte auch Kontakt zu den radioaktiven Abfällen und muss entsprechend behandelt werden. Wie sich der Lösungszutritt zukünftig entwickelt, ist ungewiss.

Annette Parlitz: "Eine Vorhersage ist da nicht zu treffen. Wenn die Grube mit Wasser zuläuft, könnten wir das nicht verhindern. Wir haben dem Berg an dieser Stelle wenig entgegenzusetzen…"

Weiter unten im Bergwerk ist zu sehen, wie man sich auf einen solchen Notfall vorbereiten kann. In 700 Metern Tiefe befindet sich einer von insgesamt vier Blindschächten. Diese dienten früher als senkrechte Verbindungen zwischen den Ebenen des Bergwerks, ohne jedoch bis zur Tagesoberfläche zu reichen.

Annette Parlitz: "Die Blindschächte sind ein neuralgischer Punkt im Grubengebäude, denn sollte Lösung auf die Einlagerungskammern zulaufen, kann er sowohl über die Blindschächte gut hineinkommen, der Lösungszutritt, als auch als kontaminierte Lösung im schlimmsten Fall über die Blindschächte wieder herausgepresst werden." "Das Interessante ist, diese Blindschächte sind stellenweise im Grubengebäude vollkommen zerdrückt. Man sieht nur noch hier auf der oberen Seite die alten Stahlseile der Befahrungseinrichtung rausgucken. Das war mal zweimeterfünfzig Tiefe."

Jetzt müssen Bergleute den Schacht mühsam wieder öffnen. Alle Einbauten und lockeres Salz werden entfernt. Anschließend wird der Schacht mit Sorelbeton verfüllt.

Annette Parlitz: "Das Interessante an dem Sorelbeton ist, dass er sich einspannt in einen Hohlraum, der bindet ab und vergrößert dabei sein Volumen. Durch diese Einspannwirkung erreicht man den Effekt, dass man das Salz, was man hier herausgeholt hat, quasi wieder nachbaut."

Auf diese Weise stabilisieren diese Maßnahmen auch das Bergwerk. Bis heute wurden bereits große Teile verfüllt. Ein stabiles Bergwerk ist Voraussetzung für die Rückholung der Abfälle. Um den heutigen Zustand der Einlagerungskammern zu untersuchen, wird eine Faktenerhebung durchgeführt. Die Arbeiten finden in einem abgetrennten Strahlenschutzbereich vor der Einlagerungskammer 7 statt. Einblicke für Besucherinnen und Besucher sind hier nur über eine Kameraübertragung möglich.

Annette Parlitz: "Wir sammeln Fakten, wir sammeln einen Sachstand zusammen an Wissen über die Einlagerungskammern, die seit Jahrzehnten verschlossen sind, bevor wie sie aufmachen."

Bei den Bohrungen in die Einlagerungskammer 7 wurden keine explosiven Gasgemische in der Kammeratmosphäre festgestellt und keine Radioaktivitätswerte, die eine Rückholung in Frage stellen würden. Auch Schäden des Gebirges um die Einlagerungskammer, die man durch weitere Bohrungen ermittelt hat, stellen kein grundsätzliches Hindernis dar. Derzeit wird die Faktenerhebung mit dem Ziel einer zeitlichen Optimierung überprüft. Weitere wichtige Arbeiten für die geplante Rückholung finden auf der 700-Meter-Ebene im Osten des Bergwerks statt. Hier befindet sich ein weiterer Bohrort, der auch für Besucherinnen und Besucher zugänglich ist.

Annette Parlitz: "Hier werden Salzkerne erbohrt, um festzustellen, können wir von hier aus in Richtung Osten neue Hohlräume auffahren, Verbindungsstrecken zwischen dem alten bestehenden Grubengebäude und einem möglichen Schacht 5, der dort im Osten möglicherweise geteuft werden kann."

Über den neuen Schacht 5 sollen die Abfälle nach über Tage transportiert werden. Ob der Schacht dort errichtet werden kann, hängt vom Zustand des Gebirges ab.

Annette Parlitz: "Ein positives Ergebnis dieser Erkundung wäre, wir stellen fest, wir haben gute Salzqualität, stabiles standfestes Salz. Und wir stellen durch Radarsondierungen fest: wir haben auch eine gewisse Mächtigkeit in diesem Salz."

Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, welche die Eignung des untersuchten Standorts ausschließen. Doch erst weitere Erkundungsarbeiten können zeigen, ob der Standort tatsächlich die Anforderungen erfüllt. Nur dann können hier neue Verbindungsstrecken und Infrastrukturräume für die Rückholung geschaffen werden. Anschließend geht es tiefer in den Berg. Bis auf 750 Meter Tiefe, den ältesten Bereich des Bergwerks, wo die Folgen des intensiven Salzabbaus und der langen Standzeit des Grubengebäudes noch einmal deutlich werden.

Annette Parlitz: "Hier in der Decke, ein großes Risssystem, das wird hier über Messsysteme auch überwacht. Wir haben also Risse in den Wänden, Risse in den Decken. Von Süden her schiebt der Berg den Hohlraum hier zu und der Pfeiler, die Wand, reißt in Ost-West-Richtung auf, weil sie breit gequetscht wird. Wenn sie diese Wand hier anschauen, dann sehen sie, die hat tatsächlich Risse bekommen."

Solche Rissbildungen drohten auch am nahen Förderschacht. Der Haltepunkt auf der 750 Meter Sohle musste mit Betoneinbauten gesichert werden.

Annette Parlitz: "Dieser große Betonklotz stützt die Decke und nimmt damit auch Last von dem noch offenen Bereich des Füllortes, denn sonst hätten wir keinen Haltepunkt mehr unter Tage. Wir hätten Rissbildungen gehabt, wo wir hätten sagen müssen: Hier können wir nicht mehr sicher arbeiten."

Am Ende der Befahrung unterziehen sich alle einer Kontaminationskontrolle. Die Ergebnisse zeigen, dass Besucherinnen und Besucher in der Schachtanlage Asse II keiner zusätzlichen Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Anschließend geht es über den Schacht wieder nach über Tage.

Stand: 11.01.2017

Übergang der Betreiberaufgaben

Am 25. April 2017 sind die Betreiberaufgaben für die Schachtanlage Asse, das Endlager Konrad und das Endlager Morsleben auf die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) übertragen worden. Die Verantwortung für die Projekte lag vorher beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Weichen für den Betreiberwechsel stellte das "Gesetz zur Neuordnung der Organisationsstruktur im Bereich der Endlagerung", das am 30. Juli 2016 in Kraft trat. Das BfS konzentriert sich auf die staatlichen Aufgaben des Strahlenschutzes, etwa im Bereich des nuklearen Notfallschutzes, der medizinischen Forschung, des Mobilfunks, des UV-Schutzes oder der Messnetze für Radioaktivität in der Umwelt.

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