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Ionisierende Strahlung

Umweltradioaktivität - Medizin - Beruflicher Strahlenschutz - Nuklear-spezifische Gefahrenabwehr

Ionisierende Strahlung

Natürliche Radioaktivität in der Nahrung

  • Mit den zur Ernährung aus dem Boden aufgenommenen essentiellen Elementen gelangen auch radioaktive Stoffe in die Pflanzen und damit in die Nahrungskette.
  • Kenntnisse zum Gehalt der natürlichen radioaktiven Stoffe in Nahrungsmitteln sind erforderlich, um die aus der Nahrungsaufnahme resultierende Strahlenbelastung für den Menschen abzuschätzen.
  • Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Gesamtnahrung keine bedeutsamen Unterschiede zwischen einzelnen Regionen Deutschlands auftreten.

Zu den Aufgaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) gehören auch Untersuchungen zur natürlichen Strahlenbelastung. Neben der äußeren Strahlenbelastung, die durch kosmische Strahlung und die natürlichen Radionuklide in Böden und Gesteinen verursacht wird, der Strahlenbelastung durch Radon und seine kurzlebigen Zerfallsprodukte ist die Strahlenbelastung von Interesse, die durch Aufnahme natürlicher Radionuklide mit der Nahrung verursacht wird.

Ziel der Untersuchungen

Die Kenntnis des natürlichen Niveaus der Radioaktivität in Nahrungsmitteln ist unter anderem erforderlich, um Veränderungen durch menschliche Einwirkungen erkennen und bewerten zu können. Dies ist zum Beispiel bei Entscheidungen über die Nutzung von Flächen von Bedeutung, die durch den Bergbau radioaktiv kontaminiert worden sind.

Um einen Überblick zu gewinnen, wurden im Zeitraum 2001/2002 zunächst in der gesamten Bundesrepublik gewonnene Proben der Gesamtnahrung untersucht, die aus den Tagesrationen von Gemeinschaftseinrichtungen stammten. Das Programm lief bis 2004 weiter; die Ergebnisse werden hier zusammengefasst.

Untersuchungsergebnisse

In Deutschland hergestellte Nahrungsmittel weisen meist sehr niedrige Konzentrationen langlebiger Radionuklide der Zerfallsreihen von Uran und Thorium auf. Das trifft auch auf Nahrungsmittel aus Gebieten mit einer geologisch bedingten Erhöhung der natürlichen Umweltradioaktivität zu.

Das Bundesamt für Strahlenschutz untersuchte die Gesamtnahrung, das heißt die festen und flüssigen Bestandteile in der gemischten Kost unterschiedlicher Gemeinschaftseinrichtungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen (66 Proben von Gesamtnahrung für Erwachsene, elf Proben von Gesamtnahrung für Kleinkinder im Alter von neun Monaten) zeigt die folgende Tabelle:

Spezifische Aktivität natürlicher Radionuklide in der Gesamtnahrung (Proben: gemischte Kost aus Gemeinschaftseinrichtungen) (in Bq/kg)
Babynahrung (für 9 Monate alte Babys)Gesamtnahrung Erwachsener
Radionuklid

Mittelwert

Wertebereich

Mittelwert

Wertebereich

Uran-2380,0070,005 - 0,0100,0080,001 - 0,020
Uran-2340,008 **0,0120,004 - 0,036
Thorium-2300,003< 0,001 - 0,0040,001< 0,001 - 0,004
Radium-2260,0220,009 - 0,0320,021< 0,006 - 0,042
Blei-2100,0340,017 - 0,0680,0280,010 - 0,115
Thorium-2320,001 **0,001< 0,001 - 0,004
Radium-228 *0,020< 0,013 - 0,0310,032< 0,016 - 0,069
Thorium-228 *0,008 **0,0090,007 - 0,013

* Werte am Tag der Probenahme

** Einzelwert

Die Medianwerte liegen in der gleichen Größenordnung (0,001 bis 0,130 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse), nur beim Getreide teilweise darüber (0,009 bis 0,365 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse). Auch hier dominieren die Radionuklide Blei-210, Radium-228 und Radium-226.

Die Werte für Thorium-232 und Thorium-230 in Nahrungsmitteln waren äußerst niedrig, da das Thorium im Boden stark gebunden und deshalb kaum von Pflanzen aufgenommen wird. Die bisher untersuchten Nahrungsmittel wiesen im Mittel spezifische Aktivitäten unter 0,003 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse auf. Die Aktivitätskonzentrationen lagen meist im Bereich der messtechnischen Nachweisgrenzen.

Paranüsse

Eine Sonderstellung unter den Lebensmitteln nehmen Paranüsse ein. Mit spezifischen Aktivitäten von einigen 10 Becquerel Radium-226 beziehungsweise Radium-228 pro Kilogramm Frischmasse können Paranüsse rund 1.000-fach höhere Radiumgehalte als die Gesamtnahrung in Deutschland aufweisen.

Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge werden in Deutschland durchschnittlich 0,1 Gramm Paranüsse pro Person und Tag verzehrt. Die jährliche effektive Dosis Erwachsener durch die in der Tabelle aufgeführten natürlichen Radionuklide beträgt bei dieser durchschnittlichen Verzehrsmenge rund 2 Mikrosievert und ist gesundheitlich unbedenklich. Wissenschaftliche Veröffentlichungen und verschiedene Internetforen empfehlen, zur Verbesserung der Selenversorgung zwei Paranüsse (rund 8 Gramm) täglich zu verzehren. Mit dem Verzehr von zwei Paranüssen kann ein Wert von 160 Mikrosievert erreicht werden.

Ein Vergleichsmaßstab ist die jährliche effektive Dosis infolge der Aufnahme natürlicher Radionuklide mit der Nahrung. Sie beträgt bei durchschnittlichen Ernährungsbedingungen 300 Mikrosievert. Der Verzehr von 2 Paranüssen pro Tag erhöht somit bei Erwachsenen rechnerisch die Ingestionsdosis durch natürliche Radionuklide um etwa die Hälfte. Bei einer Strahlenbelastung in dieser Höhe muss niemand mit negativen gesundheitlichen Folgen rechnen. Aus Sicht des Strahlenschutzes ist jedoch zu bedenken, dass der Selenstatus durch Nahrungsergänzungsmittel auch ohne zusätzliche Strahlenbelastung verbessert werden kann.

Gehalt natürlicher Radionuklide in Paranüssen
RadionuklidSpezifische Aktivität (Bq/kg Frischmasse)
Typische Werte für spezifische Aktivitäten natürlicher Radionuklide in Paranüssen. Grundlage sind die in der neueren Fachliteratur veröffentlichten Werte.
Blei-2104,7
Radium-22425
Radium-22641
Radium-22846
Thorium-22812
Thorium-23217
Uran-2381,4

Neue Untersuchungen seit 2016

In Kooperation mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wird das BfS haushaltstypisch zubereitete Lebensmittel auf radioaktive Strahlung durch natürliche Radionuklide untersuchen. Insbesondere werden im Rahmen der BfR-Gesamternährungsstudie (MEAL - Mahlzeiten für die Expositionsschätzung und Analytik von Lebensmitteln) Lebensmittel berücksichtigt, die von der Bevölkerung in Deutschland am meisten verzehrt werden. Dazu gehören Nahrungsmittel aus Getreideprodukten sowie Gemüse und Kartoffeln, Milchprodukte, Fleisch und Fisch.

Anhand der Messergebnisse der Proben wird das BfS Dosisabschätzungen für die Bevölkerung durchführen. Auftraggeber der Studie ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Untersuchung ist auf sieben Jahre angelegt und berücksichtigt die gesamte deutsche Lebensmittelpalette. Ziel ist es, erstmals in Deutschland Aufschluss über die Konzentrationen verschiedener Stoffe in einer repräsentativen Auswahl an Lebensmitteln zu erhalten.

Stand: 27.03.2018

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© Bundesamt für Strahlenschutz