Navigation und Service

Ionisierende Strahlung

Umweltradioaktivität - Medizin - Beruflicher Strahlenschutz - Nuklear-spezifische Gefahrenabwehr

Ionisierende Strahlung

Einnahme und Wirkung von Jodtabletten – Fragen und Antworten

  • Um bei einem nuklearen Unfall mit Freisetzung von radioaktivem Jod zu verhindern, dass sich in der Schilddrüse genau dieser Stoff anreichert, sollte zum richtigen Zeitpunkt nicht-radioaktives Jod in Form einer Tablette aufgenommen werden. Man spricht von der sogenannten Jodblockade.
  • Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe.
  • Große Mengen Jod sind auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden.
  • Die Einnahme von Kaliumjodidtabletten zur Schilddrüsenblockade sollte nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Behörden erfolgen.

Tabletten

Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk kann es zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen – darunter auch radioaktivem Jod – kommen. Wird dieser Stoff eingeatmet oder gelangt über Nahrung bzw. Getränken in den Körper, kann es sich in der Schilddrüse anreichern – und die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs befördern. Verhindert werden kann dies, wenn Betroffene rechtzeitig nicht-radioaktives Jod in Form von hochdosierten Jodtabletten einnehmen: Die Schilddrüse wird mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt und radioaktives Jod kann von der Schilddrüse zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aufgenommen werden. Folglich wird die Schilddrüse wesentlich weniger ionisierender Strahlung ausgesetzt. Man spricht dabei von einer Jodblockade.

Aufgrund der Nebenwirkungen wird von einer Eigenmedikation dringend abgeraten. Die Einnahme von Kaliumjodidtabletten zur Schilddrüsenblockade sollte nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Behörden erfolgen.

Fragen und Antworten

Wer sollte Jodtabletten nehmen?Einklappen / Ausklappen

Die Einnahme von Jodtabletten (Kaliumjodidtabletten) nach einem nuklearen Unfall hängt stark davon ab, wieviel radioaktives Jod freigesetzt wird, wie weit der Unfallort entfernt liegt und wie die Windverhältnisse sind.

Anweisungen zur Einnahme von Jodtabletten erteilen die zuständigen Behörden. Es wird dringend geraten, diesen Empfehlungen zu folgen.

Grundsätzlich sollten in den betroffenen Gebieten alle Personen bis 45 Jahre Jodtabletten einnehmen, die Dosierung hängt vom Alter ab.

Da die Schilddrüse insbesondere bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre besonders empfindlich ist, ist für sie die Einnahme von Jodtabletten besonders wichtig.

Bei Schwangeren dient die Einnahme von Jodtabletten insbesondere dem Schutz des ungeborenen Kindes.

Personen über 45 Jahre wird von einer Einnahme von Kaliumjodidtabletten zur Schilddrüsenblockade abgeraten. Für sie überwiegen die Risiken von Nebenwirkungen den Nutzen der Vermeidung eines erhöhten Risikos für Schilddrüsenkrebs.

Wie viel und wie lange sollten Jodtabletten eingenommen werden?Einklappen / Ausklappen

Bei der Einnnahme von Jodtabletten ist es wichtig, sich nach den den Empfehlungen der Katastrophenschutzbehörden zu richten. Damit die gewünschte Wirkung erzielt wird, ist es entscheidend, die Tabletten zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen. Sie sollten nur nach ausdrücklicher Aufforderung eingenommen werden.

Grundsätzlich ist die einmalige Einnahme ausreichend. Weitere Tabletten sollten nur eingenommen werden, wenn die zuständige Behörde dies empfiehlt.

Jodtabletten sollten nicht zu früh eingenommen werden, da das nicht-radioaktive Jod dann schon wieder abgebaut sein kann, wenn radioaktives Jod aufgenommen wird. Sie sollten aber auch nicht zu spät eingenommen werden, da radioaktives Jod dann zuvor bereits von der Schilddrüse aufgenommen worden sein kann.

Die Jodblockade funktioniert dann in beiden Fällen nur eingeschränkt bzw. führt – im ungünstigeren Fall - zu erhöhter Strahlenexposition der Schilddrüse.

Was muss beachtet werden?Einklappen / Ausklappen

Hohe Gaben von Kaliumjodid sind auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Insbesondere bei Erwachsenen leidet ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung in Deutschland an einer latenten Hyperthyreose, d.h. an einer Überfunktion der Schilddrüse ohne Krankheitszeichen. Diese latente Hyperthyreose kann durch Einnahme hoher Dosen von Kaliumjodid in eine Hyperthyreose mit Krankheitszeichen übergehen, die bis hin zu akutem Herz-Kreislauf-Versagen reichen können.

Weitere Nebenwirkungen, wie eine Überempfindlichkeit gegen Jod sind bekannt.

Personen, bei denen eine Schilddrüsenerkrankung bekannt ist, sollten Jodtabletten erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen.

Werden im Umkreis aller Kernkraftwerke Jodtabletten gelagert?Einklappen / Ausklappen

In der direkten Umgebung eines Kernkraftwerkes sind in Deutschland hochdosierte Jodtabletten je nach Bundesland entweder direkt an alle Haushalte vorverteilt oder sie sind zum Beispiel in Rathäusern oder Feuerwehrhäusern lokal gelagert. Darüber hinaus werden mehr als 100 Millionen Jodtabletten an verschiedenen Standorten im Land gelagert. So kann im Falle eines Unfalls die Bevölkerung in ganz Deutschland versorgt werden.

Weitere Informationen unter:

Wie geht die Verteilung von Jodtabletten im Falle eines nuklearen Unfalls vor sich?Einklappen / Ausklappen

Für die Verteilung von Jodtabletten sind die Bundesländer zuständig. Die Tabletten sind je nach Land bereits an die Haushalte verteilt oder werden im Ereignisfall an Feuerwehrwachen, Rathäusern, Apotheken oder bekannten Wahllokalen an die Bevölkerung abgegeben.

Darüber hinaus koordiniert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit Hilfe des Technischen Hilfswerks die Verteilung der Jodtabletten.

Zum Thema

Stand: 01.09.2017

Wie bewerten Sie diesen Artikel?

© Bundesamt für Strahlenschutz