Navigation und Service

Ionisierende Strahlung

Umweltradioaktivität - Medizin - Beruflicher Strahlenschutz - Nuklear-spezifische Gefahrenabwehr

Ionisierende Strahlung

Hubschraubergestützte Messungen

  • In einem Notfall lässt sich mit Messungen von radioaktiven Stoffen aus einem Hubschrauber heraus die Ablagerung radioaktiver Stoffe am Boden schnell, flexibel und sowohl punktuell als auch großräumig ermitteln.
  • Da Messungen aus dem Hubschrauber heraus sehr anspruchsvoll sind, werden regelmäßig Messübungen durchgeführt.
  • An den BfS-Standorten München und Berlin werden vier flugtaugliche Messsysteme jederzeit einsatzbereit vorgehalten.
  • Bevor Messfahrzeuge in einem Untersuchungsgebiet zum Einsatz kommen, wird zunächst die räumliche Verteilung von radioaktiven Stoffen mit Hilfe der hubschraubergestützten Messsysteme kartiert.

Luftaufnahme einer bergigen Landschaft Flug über das MessgebietFlug über das Messgebiet

Messungen von radioaktiven Stoffen aus einem Hubschrauber heraus (Aero-Gammaspektrometrie) haben in einem Notfall - etwa bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk - gegenüber anderen Messmethoden entscheidende Vorteile: Mit ihnen lässt sich die Ablagerung radioaktiver Stoffe am Boden schnell, flexibel und sowohl punktuell als auch großräumig ermitteln. Dabei müssen hochkontaminierte Gebiete nicht betreten werden.

Im beziehungsweise auf dem Boden sowie in der Luft vorhandene künstliche und natürliche radioaktive Stoffe können ebenso wie möglicherweise in Gebäuden befindliche radioaktive Quellen nachgewiesen und quantifiziert werden.

Zielsetzungen der Messübungen

Da Messungen aus dem Hubschrauber heraus sehr anspruchsvoll sind, werden regelmäßig Messübungen durchgeführt. Hier wird die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften der Bundespolizei und dem wissenschaftlich-technischen Personal des BfS trainiert und ständig verbessert. Daneben dienen die Übungen der Optimierung der im BfS entwickelten Mess- und Auswerteverfahren.

Zusätzlich haben BfS und BPOL internationale Messkampagnen organisiert und an Messübungen in Finnland, Schottland, Schweden, Frankreich und in der Schweiz teilgenommen.

Messsysteme jederzeit einsatzbereit

An den Standorten München und Berlin werden vier flugtaugliche Messsysteme jederzeit einsatzbereit vorgehalten. Sie sind im Notfall eine wichtige Ergänzung zu den vom BfS betriebenen 1.800 ortsfesten Sonden, die kontinuierlich die Gamma-Ortsdosisleistung (ODL) messen und die Daten an ein zentrales System – das „Integrierte Mess- und Informations-system“ (IMIS) übermitteln.

Jährliche Messübungen

Um sicherzustellen, dass die Aero-Gammaspektrometrie im Ernstfall unmittelbar einsatzbereit ist, werden jährliche Übungen in verschiedenen Bundesländern Deutschlands oder in benachbarten Staaten durchgeführt. Für die Messflüge werden Hubschrauber der Bundespolizei oder Hubschrauber des Katastrophenschutzes vom Typ EC 135 mit speziellen Einrichtungen zum Aufspüren gammastrahlender Radionuklide ausgerüstet.

Zusammen mit den Messdaten werden die geographischen Koordinaten und die Flughöhe aufgezeichnet. um nach Abschluss jedes Messfluges die räumliche Verteilung der nachgewiesenen radioaktiven Stoffe darzustellen.

Wie läuft die Messübung ab?

Die Bundespolizei führt die Messflüge durch und ist für die exakte Positionierung der Hubschrauber in den zu kartierenden Gebieten verantwortlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfS stellen die Funktionalität der Messtechnik sicher. Sie nehmen die Messdaten auf und werten diese unmittelbar nach den Messflügen aus. Geflogen wird grundsätzlich im Team: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfS begleiten Piloten und Flugzeugtechniker der Bundespolizei.

Während eines Messfluges kann der im Hubschrauber mitfliegende BfS-Mitarbeiter (Operator) jederzeit die Parameter der Detektoren kontrollieren. Ausgewählte Informationen werden auf dem Bildschirm dargestellt. So kann der Operator bereits während des Messfluges radiologische Auffälligkeiten erkennen und im Datensatz markieren. Die Messwerte dieser markierten Positionen werden automatisch vom Programm protokolliert.

Erste Überprüfung und Auswertung der Messdaten

Unmittelbar nach der Landung werden die aufgezeichneten Datensätze auf einen Auswerterechner, der sich entweder in einem Auswerteraum oder in einem Fahrzeug nahe dem Landeplatz befindet, kopiert. Im Anschluss daran erfolgt vor Ort eine erste Überprüfung und Auswertung der Messdaten, indem zum Beispiel die berechneten Werte der Gamma-Ortsdosisleistung grafisch über den Ortskoordinaten und einer Landkarte dargestellt werden. Auffällige Werte können hierbei schnell erkannt und die Informationen an die zuständigen Behörden weitergeben werden. Darüber hinaus kann die weitere Flugplanung unmittelbar entsprechend den radiologischen Gegebenheiten angepasst werden.

Besteht in einem Einsatzfall Gefahr für Besatzung und Messteam?

Während eines Messfluges wird kontinuierlich die Gamma-Ortsdosisleistung im Hubschrauber gemessen und die akkumulierte Dosis protokolliert. Übersteigt die Gamma-Ortsdosisleistung einen Wert von 25 Mikrosievert pro Stunde, wird der Einsatz abgebrochen, und es werden alternative Strategien ermittelt.

Verringerung der Strahlenbelastung

Die Strahlenbelastung des Personals kann verringert werden, indem

  • möglicherweise kontaminierte Gebiete nicht direkt überflogen werden,
  • eine größere Flughöhe gewählt wird,
  • spezielle Flugverfahren angewendet werden,
  • sich das Team aus größerer Entfernung an radiologisch auffällige Gebiete annähert.

Strategische Ausrichtung von hubschrauber- und fahrzeuggestützten Messungen

Bevor Messfahrzeuge in einem Untersuchungsgebiet zum Einsatz kommen, wird zunächst die räumliche Verteilung von radioaktiven Stoffen mit Hilfe der hubschraubergestützten Messsysteme kartiert. Werden bei der Auswertung Bereiche mit Werten der Gamma-Ortsdosisleistung deutlich oberhalb der natürlichen Umgebungsstrahlung lokalisiert, so können diese Gebiete zusätzlich durch fahrzeuggestützte Messungen radiologisch detailliert untersucht werden.

Hierfür werden an sechs Standorten Deutschlands speziell ausgerüstete Fahrzeuge vorgehalten, mit denen regelmäßig Messungen zur Qualitätssicherung der gemessenen Gamma-Ortsdosisleistung durchgeführt werden.

Um die tatsächlichen spezifischen Aktivitäten zu ermitteln, können diese Untersuchungen ergänzt werden durch

  • Vor-Ort-Messungen und
  • die Entnahme von Boden- und Pflanzenproben mit anschließender radiochemischer Analyse im Labor.
Stand: 01.08.2017

Wie bewerten Sie diesen Artikel?

© Bundesamt für Strahlenschutz