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7. Expositionsanalyse, Expositionsbewertung und aktuelle Daten zur Exposition der allgemeinen Bevölkerung

Die bei der Exposition mit niederfrequenten Feldern im Körper hervorgerufenen Feldgrößen können zum Teil nur mit großen Unsicherheiten angegeben werden. So weist der unabhängige Wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Union (Scientific Commitee on Emerging and Newly Identified Health Risks / SCENIHR) zum Beispiel auf einen Mangel an Daten und systematischen Studien zu den dielektrischen Eigenschaften von Geweben bei niedrigen Frequenzen hin. Die WHO empfiehlt in ihrer Forschungsagenda zu niederfrequenten Feldern, dosimetrische Modelle für Gewebe und Gewebestrukturen, die besonders sensitiv für induzierte elektrische Felder sind, zu verbessern. Auch Fachgesellschaften wie IEEE / ICES haben in dem Zusammenhang Forschungsbedarf identifiziert. Hierzu soll ein Beitrag geliefert werden.

Bei der Errichtung und wesentlichen Änderung von Anlagen für die elektrische Energieversorgung sollte aus Vorsorgegründen darauf geachtet werden, dass die Exposition der Bevölkerung nicht wesentlich erhöht wird. Untersuchungen zu niederfrequenten Magnetfeldern in Deutschland, die vor allem vor dem Jahr 2000 durchgeführt wurden, haben zeitlich gemittelte Expositionen von etwa 0,1 Mikrotesla ergeben. Diese Daten sollen aktualisiert werden.

Außerdem sind Anlagen für die elektrische Energieversorgung so zu betreiben, dass keine erheblichen Belästigungen durch Berührungsspannungen (Kontaktströme, Entladung beim Berühren aufgeladener, nicht geerdeter Gegenstände) und Funkenentladungen verursacht werden (Hinweise zur Durchführung der Verordnung über elektromagnetische Felder, Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz, 2014). Das Auftreten dieser Effekte soll näher untersucht werden.

Forschungsprojekte

7.1. Entwicklung und Verfeinerung dosimetrischer Modelle für die Expositionsanalyse und -bewertung

Die Datenlage zu den elektrischen Eigenschaften von Organen und Gewebestrukturen soll weiter verbessert werden. Die Daten sollen genutzt werden, um die beim Einwirken eines äußeren elektrischen oder magnetischen Feldes im Gewebe tatsächlich auftretenden elektrischen Feldstärken besser vorhersagen zu können.

7.2. Erfassung der Magnetfeldexposition der allgemeinen Bevölkerung

Mittels Personendosimetern sollen aktuelle Daten über die Exposition der allgemeinen Bevölkerung gewonnen werden. Zudem sind stichprobenartige Messungen in der Umgebung neuer oder ertüchtigter Leitungen geplant.

7.3. Untersuchungen zum Auftreten von Funkenentladungen und Kontaktströmen

Das Auftreten von Kontaktströmen im Alltag, insbesondere in der Umgebung von Stromversorgungsanlagen, soll untersucht werden. HGÜ-Anlagen sollen wegen der erwarteten höheren Bodenfeldstärken so weit wie möglich in die Betrachtungen einbezogen werden. Zudem sollen dosimetrische Modelle für verschiedene Szenarien und Bevölkerungsgruppen entwickelt werden, mit denen die elektrischen Feldstärken im Körperinneren beim Auftreten von Funkenentladungen und Kontaktströmen gewebespezifisch angegeben werden können.

7.4. Bestimmung elektrischer Felder von Freileitungen

Es sollen Mess- und Berechnungsverfahren zur Bestimmung der Exposition gegenüber elektrischen Feldern von Hochspannungsfreileitungen (Gleich- und Wechselstrom) entwickelt und erprobt werden.

Ergebnis der Online-Konsultation

Themenfeld 7Einklappen / Ausklappen

Bewertung von Themenfeld 7 Bewertung von Themenfeld 7Bewertung von Themenfeld 7

Das Themenfeld wurde als sehr wichtig bewertet (siehe Abbildung). Es wurde insbesondere die Erfassung der Feldemissionen von HGÜ-Leitungen und auch die Einbeziehung von durch Luftionisation an HGÜ-Leitungen erzeugten Raumladungswolken gefordert. Das Studiendesign des Projekts 7.2 sollte eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit denen einer früheren, vom BfS im Bundesland Bayern durchgeführten Studie gewährleisten.

Stellungnahme des BfS

Feldemissionen von HGÜ-Leitungen sollen in den Forschungsprojekten 7.2 und 7.4 berücksichtigt werden. Raumladungswolken sind Gegenstand der Forschungsprojekte 6.1 und 6.2 des Themenfelds 6 (Untersuchungen zum Auftreten, zur Ausbreitung und zur Absorption von Korona-Ionen). Forschungsvorhaben 7.2 soll so ausgerichtet werden, dass eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit denen der früheren Studie des BfS möglich ist. Es sollen jedoch auch zusätzliche Frequenzbereiche erfasst werden.

Eine anonymisierte Zusammenfassung der Kommentare zum Themenfeld 7 steht zum Download zur Verfügung.

Stand: 08.11.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz