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Ein Beitrag zur erfolgreichen Überwachung der Umweltradioaktivität

Integriertes Mess- und Informationssystem (IMIS) des BfS

Ausgabejahr 2003
Datum 09.12.2003

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat es eindringlich bewiesen: Nach einem Unfall ist es wichtig, die Umweltbelastung durch Radioaktivität schnell zu erfassen, die daraus resultierende Strahlenbelastung von Mensch und Umwelt zuverlässig abzuschätzen und notwendige Schutzmaßnahmen zügig einzuleiten. Um dies zu gewährleisten, hat die Bundesregierung nach der Reaktorkatastrophe den Aufbau eines Integrierten Mess- und Informationssystems zur Umweltradioaktivität (IMIS) beschlossen. Nach Gründung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) am 1.11.1989 ist das IMIS vom BfS übernommen worden. Seit Dezember 1993 läuft das IMIS ungestört im Dauerbetrieb und erfasst regelmäßig die aktuelle radioaktive Belastung in der gesamten Bundesrepublik und hilft, im Notfall die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des Menschen zu treffen. "Damit leistet das BfS seit über 10 Jahren einen erfolgreichen Beitrag zur Überwachung der Umweltradioaktivität" sagte Wolfram König, Präsident des BfS, aus diesem Anlass in Salzgitter.

IMIS besteht aus mehreren Komponenten, die sich gegenseitig ergänzen. Im Routinebetrieb wird die aktuelle radioaktive Belastung der Umwelt regelmäßig gemessen und dokumentiert. Verschiedene Einrichtungen beteiligen sich an den Messungen und bilden so ein umfassendes Netzwerk zuverlässiger Daten:

  • Das BfS betreibt zwei Messnetze, mit denen die externe Strahlenexposition bundesweit erfasst wird. Dazu sind unter anderem 2150 automatisch arbeitende Geräte zur Messung der Ortsdosisleistung (ODL-Messnetz) gleichmäßig über die gesamte Bundesrepublik (unter Einschluss der neuen Bundesländer) verteilt. Die Tagesmittelwerte der ODL-Messungen werden regelmäßig im Internet veröffentlicht.
  • Weitere Bundesbehörden wie der Deutsche Wetterdienst, die Bundesanstalt für Gewässerkunde und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ermitteln kontinuierlich die Radioaktivität in der Luft, im Niederschlag, den Bundeswasserstraßen und in der Nord- und Ostsee.
  • Etwa 50 Messlabors der Länder analysieren die Radioaktivität im Bewuchs, in Nahrungsmitteln, Futtermitteln und im Boden.

Tritt z.B. ein Zwischenfall in einem Kernkraftwerk auf, bei dem es zu einer Freisetzung radioaktiver Strahlung kommt, wird die Häufigkeit der Messungen erhöht, um möglichst aktuelle und umfassende Daten über die Kontamination der Umwelt zu erhalten. Das ODL-Messnetz des BfS liefert dann Messwerte im 10-Minuten-Takt - die Ausbreitung einer radioaktiven Wolke nach einem Reaktorunfall kann online verfolgt und dokumentiert werden. Experten wissen dann sofort, welche Gebiete durch radioaktive Strahlung betroffen sind und wie hoch die äußere Strahlenbelastung des Menschen ist und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden sollten.

Um über die angemessenen Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt zu entscheiden liefert IMIS neben den Daten zur aktuellen Strahlenbelastung auch Prognosen für die nächsten Tage und Wochen. Mit den Entscheidungshilfe-Systemen PARK und RODOS kann beispielsweise der Verlauf der Radionuklidkonzentration in der Milch und die daraus resultierende Strahlenbelastung von Kindern abgeschätzt werden. Alle Mess- und Prognoseergebnisse laufen in der Zentralstelle des Bundes (ZdB) beim Bundesamt für Strahlenschutz zusammen. Aufgabe der ZdB ist es, die Daten zu prüfen und sie in Form von Grafiken und Tabellen aufzubereiten und darzustellen. Diese dienen dann der Bundesregierung als Grundlage für die Bewertung der radiologischen Situation und für Entscheidungen, wie die Strahlenbelastung der Bevölkerung begrenzt werden kann.

Damit bei einem Ereignisfall alle Entscheidungsträger im Bund und in den Ländern schnell und umfassend informiert werden können, entwickelte das BfS im vergangenen Jahr die elektronische Lagedarstellung (ELAN). Sie erlaubt es allen Beteiligten, zeitgleich über einen zentralen Server auf alle aktuellen Ergebnisse zuzugreifen. Das BfS verbesserte außerdem den Informationsaustausch mit internationalen Behörden, wie der EU oder der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA.

Seit dem Start des IMIS haben sich die Techniken der Datenübermittlung stark verändert. Das BfS modernisiert derzeit die Hard- und Software von IMIS, damit auch in den nächsten Jahren ein modernes und effektives Instrument zur Überwachung der Umweltradioaktivität und zur Notfallvorsorge zur Verfügung steht.

Stand: 09.12.2003

© Bundesamt für Strahlenschutz