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Zweite Sitzung der Ruthenium-Untersuchungskommission
Trotz zahlreicher neuer Messdaten ist die Ursache der Ruthenium-Freisetzung weiterhin unklar
Quelle: IBRAE
Am 11. April 2018 fand die zweite Sitzung der internationalen Ruthenium-Untersuchungskommission in Moskau statt, auch dieses Mal war das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit zwei Experten vertreten. Gastgeber war wiederum das Institut für Nuklearsicherheit der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBRAE).
In dieser Sitzung wurden zahlreiche neue Messdaten (insbesondere aus Bodenproben, die im Süd-Ural genommen wurden) und Informationen durch russische Experten präsentiert, die seit der letzten Sitzung im Januar erhoben oder zusammengestellt worden waren. Das BfS wird – wie die anderen internationalen Experten in der Kommission auch – in den nächsten Wochen eine detaillierte Analyse dieser Daten durchführen. Endgültige Schlussfolgerungen können erst nach Abschluss dieser Analyse getroffen werden. Es ist nach derzeitiger Einschätzung des BfS zu erwarten, dass zur Aufklärung der Ruthenium-Freisetzung noch weitere Messungen durchgeführt werden müssen.
In der Sitzung wurde außerdem eine neue Datenbank vorgestellt, in der alle verfügbaren Messdaten zu der Ruthenium-Freisetzung gesammelt vorliegen. Es ist geplant, diese Datenbank zu veröffentlichen und somit als Basis für weitere Untersuchungen und Analysen zur Verfügung zu stellen.
Nach Analyse aller neuen Daten werden die Experten in der Untersuchungskommission eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise der Untersuchungskommission treffen.
Die vollständigen Schlussfolgerungen der zweiten Sitzung der Ruthenium-Untersuchungskommission hat das Nuclear Safety Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBRAE) auf seiner Internetseite veröffentlicht.
Hintergrundinformationen
Ende September 2017 wurden an verschiedenen Spurenmessstellen in Europa leicht erhöhte Radioaktivitätswerte in der Luft nachgewiesen. An insgesamt sieben Stationen in Deutschland sowie an zahlreichen Stationen in anderen europäischen Ländern (unter anderem in Österreich und Italien) wurden geringe Mengen an Ruthenium-106 gemessen. Die Konzentration des radioaktiven Stoffs in Deutschland lag in einem sehr niedrigen Bereich zwischen wenigen Mikrobecquerel und wenigen Millibecquerel pro Kubikmeter.
Berechnungen des BfS zur Ausbreitung von radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre deuteten auf einen Ursprung im südlichen Ural hin, auch ein Ursprungsort im südlichen Russland konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Daten des russischen Wetterdienstes Roshydromet von Ende November 2017 legen jedoch nahe, dass Gebiete westlich und südlich des Urals aufgrund der zu dieser Zeit vorherrschenden Windrichtung nicht in Frage kommen.
Ruthenium-106 ist ein Beta-Strahler, das entstehende Tochternuklid Rhodium-106 ist sehr kurzlebig und ist ein Gamma-Strahler, so dass bei dem Zerfall von Ruthenium-106 immer Beta- und Gammastrahlen gemeinsam auftreten. Ruthenium-106 hat eine Halbwertszeit von etwas mehr als einem Jahr (372 Tage). Ruthenium-106 ist ein Spaltprodukt, welches bei der Spaltung von Uran in einem Kernkraftwerk entsteht.
Ruthenium-106 wird unter anderem als Strahlenquelle für die Krebstherapie zur Behandlung von Tumoren am Auge eingesetzt. Außerdem wird Ruthenium-106 selten in sogenannten "Radioisotope thermoelectric generators" (RTG) verwendet, die der Stromversorgung von Satelliten dienen. Auch bei der Wiederaufarbeitung von nuklearen Brennelementen kann Ruthenium auftreten.
Stand: 18.04.2018