Navigation und Service

Wie findet man radioaktive Stoffe im Menschen?

Radioaktive Stoffe kommen in unserer Umwelt überall vor. Und folglich können sie auch durch Einatmen oder über die Nahrungsmittel in den menschlichen Körper gelangen.

Das, was wir normalerweise an Radioaktivität zu uns nehmen, ist unbedenklich und zum allergrößten Teil auch natürlichen Ursprungs.

Es gibt einige Nahrungsmittel in Deutschland, die noch durch den Tschernobyl-Unfall belastet sind. Dazu gehört zum Beispiel Wildschweinfleisch in einigen Gebieten oder bestimmte Pilzsorten. Und wenn diese von einem Menschen gegessen werden, dann kann es auch vorkommen, dass dieser messbare Mengen Cäsium im Körper enthält.

Cäsium ist ein radioaktiver Stoff, der Gammastrahlung aussendet. Das ist eine durchdringende Strahlung. Das heißt, sie kommt auch aus dem Körper wieder heraus. Und so können wir sie mit einer geeigneten Messanlage, wie in diesem Fall eben ein Ganzkörperzähler, direkt im Menschen nachweisen.

Der Ganzkörperzähler heißt deshalb Ganzkörperzähler, weil man die Radioaktivität im ganzen Körper misst. Im Gegensatz zu einem Gerät, das für die Organmessungen konzipiert ist, zum Beispiel einem Schilddrüsenmessgerät.

Das Bundesamt für Strahlenschutz verfügt über zwei von diesen Anlagen. Eine steht in Berlin und die andere in München.

Bei unserer Anlage zum Beispiel müssen Sie sich das so vorstellen: Wir haben eine Liege, und unter der Liege sind zwei Detektoren so auf Brust- und Gesäßhöhe und über der Messperson genauso. Wir messen die Anzahl von Photonen, die aus dem Körper kommen, und wir messen die Energie dieser Photonen. Und da diese Energie ganz charakteristisch ist, können wir so ein Photon auch einem bestimmten radioaktiven Stoff zuordnen.

Das Messergebnis bei einer Ganzkörpermessung können Sie sich so vorstellen, dass wir einfach eine x-y-Abbildung haben. Die x-Achse ist die Energie der Strahlung, die wir messen, und die y-Achse ist die Anzahl der Photonen mit dieser Energie. Und dann entstehen bestimmte Zacken an manchen Stellen, und wenn die Messung vorbei ist, lassen wir eine Software das Spektrum, das wir gemessen haben, auswerten, und bekommen dann eine kurze Liste mit den Stoffen, die das Programm identifiziert hat.

Das Haupteinsatzgebiet des Gerätes ist die Überwachung von beruflich strahlenexponierten Personen. Das sind vor allem die Personen, bei denen während der Arbeit die Möglichkeit besteht, dass sie radioaktive Stoffe in den Körper aufnehmen. Für die beruflich strahlenüberwachten Personen ist so eine Messung unter Umständen notwendig, um nachzuweisen, dass die Dosisgrenzwerte, die wir für diese Personen haben, nicht überschritten wurden. Für die Bevölkerung nach einem kerntechnischen Unfall wäre dann der Zweck die realistische Strahlenbelastung der Personen zu ermitteln und daraus eventuell ein Risiko abzuschätzen oder auch festzustellen, dass da kein erhöhtes Risiko besteht.

In den Jahren nach dem Tschernobyl-Unfall wurde unsere Anlage verwendet, um Personen aus der Bevölkerung auf ihre Strahlenbelastung hin zu untersuchen. Zum Beispiel wurden einige Tausend Schulkinder aus dem bayerischen Raum hier in einer großen Aktion untersucht.

Nach dem Reaktorunfall in Fukushima wurde unser Gerät verwendet, um die Strahlenbelastung von Personen, die sich zu dem Zeitpunkt in Japan aufgehalten haben, hier in Deutschland zu bestimmen.

Stand: 20.04.2016

Wie bewerten Sie diesen Artikel?

© Bundesamt für Strahlenschutz