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Sind Lebensmittel heute noch von Tschernobyl belastet?

Deutschland wurde durch den Reaktorunfall von Tschernobyl sehr unterschiedlich betroffen. Vor allem Gebiete Süddeutschlands sind stark belastet. Das sind die Gebiete, bei denen es während des Durchzugs der radioaktiven Luftmassen geregnet hat.

Als Folge des Reaktorunfalls von Tschernobyl finden wir heute noch das langlebige Radionuklid Cäsium-137, das aufgrund seiner physikalischen Halbwertszeit von etwa 30 Jahren seit dem Reaktorunfall bis heute in etwa zur Hälfte zerfallen ist.

Wir finden erhöhte Aktivitäten von Cäsium-137 vor allem in Wildbret und in wild wachsenden Speisepilzen. Wenn jemand gern Pilze oder Wildbret verzehrt, sollte er darauf achten, selbst erlegtes Wildbret oder selbst gesammelte Pilze nicht in übermäßigen Mengen zu verzehren. Wenn er diese Produkte aus dem Handel bezieht,gilt der Grenzwert von 600 Bq/kg und es bestehen aus Sicht des Strahlenschutzes überhaupt keine Bedenken, was eine erhöhte Strahlenbelastung angeht.

Bei landwirtschaftlichen Produkten kann man ganz generell eine Entwarnung aussprechen, weil zwar Radiocäsium noch im Boden vorhanden ist, dort aber sehr stark an Tonminerale gebunden wird und praktisch nicht von den landwirtschaftlichen Pflanzen aufgenommen werden kann.

Eine Strahlenbelastung von einem Millisievert entspricht in etwa der Hälfte der natürlichen Strahlenbelastung in Deutschland während eines Jahres. Es gilt die Faustformel 80.000 Bq C-137, die mit der Nahrung aufgenommen werden, entsprechen einer Strahlenbelastung von einem Millisievert. Das heißt, man müsste, wenn man von Wildschweinfleisch mit 10.000 Bq/kg ausgeht, wirklich acht Kilogramm Wildschweinfleisch verzehren, um ein Millisievert Strahlenexposition zu erfahren.

Radiocäsium ist ein Gammastrahler und kann sehr leicht gemessen werden. Diese Messungen werden bei Wildbret von Messstellen der Jäger durchgeführt. Die Jäger müssen sicherstellen, dass alles Wildbret, das in den Handel gelangt, den Grenzwert von 600 Bq/kg nicht überschreiten darf.

Wir messen Radiocäsium in unserem Labor mit speziellen Messgeräten, sogenannten Reinstgermanium-Detektoren. Zusätzlich wird der Radiocäsiumgehalt von Lebensmitteln stichprobenartig durch die amtliche Lebensmittelüberwachung überprüft.

Wichtig ist es, die Folgen von Tschernobyl richtig einzuschätzen. Die Strahlenbelastung infolge des Unfalls von Tschernobyl während eines ganzen Lebens entspricht selbst im Süden Deutschlands in etwa dem Beitrag der natürlichen Strahlenbelastung während ein bis zwei Jahren.

Stand: 24.03.2016

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© Bundesamt für Strahlenschutz