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Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit der Kabelanbindung von Offshore-Windenergieparks an das Verbundstromnetz

Offshore-Windpark südlich der dänischen Insel Samsö Offshore-WindparkOffshore-Windpark südlich der dänischen Insel Samsö Quelle: Prof. Dr. Horst Crome

Welche Auswirkungen auf die Umwelt hat die Kabelanbindung von Offshore-Windparks an das Verbundstromnetz? Mit dieser Frage hat sich das Bundesamt für Strahlenschutz nach 2005 zum zweiten Mal im Jahr 2013 in einer fachlichen Stellungnahme beschäftigt.

Die Frage war, ob Meereslebewesen durch elektrische und magnetische Felder, die von den Seekabeln ausgehen, geschädigt werden. Des Weiteren ging es darum, ob die Erwärmung des Meeresgrunds zu Veränderungen im Sediment und den darin befindlichen Organismen führt.

Daneben enthält die Stellungnahme Angaben zur technischen Realisierung der Kabelanbindung, die für das Verständnis der möglichen Auswirkungen von Bedeutung sind.

Auswirkungen elektrischer und magnetischer Felder auf Organismen

Gravierende schädliche Einflüsse wie zum Beispiel genetische Schäden oder Gewebeschäden bei Meereslebewesen sind nicht zu erwarten, da die Stärke der elektrischen und magnetischen Felder niedrig ist. Allerdings können einige Fischarten elektrische Felder wahrnehmen. Studien beschreiben bei manchen Fischarten Verhaltensänderungen in der Nähe von Seekabeln. Einige Knorpelfische, zu denen die Haie, Rochen und Seekatzen gehören, tendieren dazu, in der Nähe der Seekabel nach Beute zu suchen, solange die Felder schwach sind. Haie lernen aber innerhalb weniger Tage elektrische Felder mit dem Vorkommen von Beute zu verknüpfen, aber auch Felder von Stromkabeln, in deren Nähe keine Beute vorkommt, zu ignorieren. Das spricht dafür, dass sie sich gut an die veränderten Bedingungen anpassen können und ihr Jagderfolg durch die von Kabeln ausgehenden Felder nicht beeinträchtigt wird.

Manche Fischarten, wie zum Beispiel Lachse und Aale, orientieren sich auf ihren Wanderungen an Magnetfeldern. Diese Tiere nehmen das Magnetfeld der Seekabel wahr, schwimmen in unmittelbarer Nähe der Kabel langsamer und verändern auf einer kurzen Teilstrecke ihre Schwimmrichtung. Sie scheinen nach bisherigen Studienerkenntnissen aber nur wenig in ihrer Wanderrichtung abgelenkt zu werden.

Von der allgemeinen Bevölkerung kommen nur Taucher und Schwimmer möglicherweise in die Nähe der Kabel, für sie bestehen nach dem aktuellen Stand der Erkenntnis wegen der niedrigen Feldstärken keine gesundheitlichen Gefahren.

Thermische Auswirkungen im Sediment

Das Sediment am Meeresgrund wird in der Umgebung der verlegten Kabel stark erwärmt. Die Erwärmung im Sediment kann zu Veränderungen führen, deren Bedeutung zurzeit nur teilweise eingeschätzt werden kann.

Da die Lebewesen, die sich im Sediment oder in der Bodenzone des Meeres aufhalten, stark temperaturabhängig sind, ist zu erwarten, dass eine Erwärmung des Sediments Auswirkungen hat auf die lokale Zusammensetzung von Flora und Fauna. Es wird zum Beispiel angenommen, dass eine stärkere Erwärmung im Frühjahr Auswirkungen auf die Vermehrung der in der Bodenzone des Meeres lebenden Tiere haben könnte. Mehrere Institute erforschen zurzeit, welchen Einfluss die Erwärmung auf Lebewesen hat, die in den verschiedenen Schichten des Sediments zu finden sind.

Empfehlungen

Aus Vorsorgegründen sollten die von Seekabeln ausgehenden magnetischen und elektrischen Felder so gering wie möglich gehalten werden. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie empfiehlt, die Kabel in einer Tiefe von ein bis drei Metern zu verlegen, um eine Temperaturerhöhung an der Sedimentoberfläche und im Meerwasser zu begrenzen. Durch den Abstand zur Sedimentoberfläche werden zudem elektrische und magnetische Felder für am Meeresgrund lebende Tiere reduziert.

Das BfS hält eine Bündelung der Kabel in Trassen, wie sie zum Beispiel auf Norderney erfolgt ist, für empfehlenswert. Auf jeden Fall sollten genügend freie Flächen erhalten bleiben, in denen Tiere, deren Verhalten durch elektrische und magnetische Felder beeinflusst werden kann, ungestört bleiben.

Noch sind viele Fragen zu den Wirkungen der elektrischen und magnetischen Felder auf dafür empfindliche Tierarten und zu den Auswirkungen der Erwärmung des Sediments unbeantwortet. Eine weitere begleitende Forschung ist notwendig.

Aktualisierte Stellungnahme und Grundlagenpapier von 2005

Die 2013 aktualisierte Stellungnahme beruht auf einem Grundlagenpapier von 2005, in dem das Bundesamt für Strahlenschutz die Grundsätze zur Bewertung von Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit elektrischen und magnetischen Feldern und thermischen Auswirkungen der Kabelanbindung von Offshore-Windenergieparks an das Verbundstromnetz zusammengefasst hat. Anlass für dieses Grundlagenpapier war eine Anfrage des Umweltbundesamts anlässlich des bereits damals begonnenen intensiven Ausbaus von Windkraftanlagen vor der deutschen Küste.

Stand: 10.04.2018

© Bundesamt für Strahlenschutz