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Ionisierende Strahlung

Umweltradioaktivität - Medizin - Beruflicher Strahlenschutz - Nuklear-spezifische Gefahrenabwehr

Ionisierende Strahlung

Ergebnisse des Internationalen Workshops zur Sicherheit von Strahlenquellen vom 13. – 15. September 2016

Blick in den Veranstaltungsraum des Workshop zur Sicherheit von Strahlenquellen 2016  in  Berlin Internationaler Workshop zur Sicherheit von Strahlenquellen

Radioaktive Strahlenquellen werden weltweit für viele Anwendungen in der Medizin, Industrie, Forschung und Bildung genutzt. Aufgrund der wachsenden Globalisierung und der weltweiten Verbreitung radioaktiver Strahlenquellen ist aber auch das Potenzial für kriminelle oder terroristische Handlungen erhöht, so dass die Sicherung radioaktiver Strahlenquellen von hoher Bedeutung ist.

Vom 13. bis 15. September 2016 richtete das BfS im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und des Auswärtigen Amts (AA) den "Internationalen Workshop zur Sicherheit von Strahlenquellen" in Berlin aus. An dem Workshop nahmen 79 Experten und Expertinnen aus 19 Ländern teil. Der Teilnehmerkreis umfasste Vertreter deutscher und internationaler Behörden (u.a. Auswärtiges Amt (AA), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), BfS, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), U.S. Nuclear Regulatory Commission (USNRC), U.S. Department of Energy (USDOE), Vertreter internationaler Organisationen und Initiativen (u.a. IAEA, Global Threat Reduction Initiative (GTRI)) sowie Betroffene aus dem Umgang mit Strahlenquellen (z.B. Hersteller, Anwender von überregionaler Bedeutung).

Im Fokus: Code of Conduct on the Safety and Security of Radioactive Sources (CoC)

Die Fragestellungen des Workshops waren:

  • Reichen die vorhandenen internationalen Standards bzw. Rahmenbedingungen zur Sicherheit und Sicherung von Strahlenquellen aus?
  • Werden die Standards und Rahmenbedingungen in den verschiedenen Weltregionen effektiv umgesetzt?

Im Fokus stand dabei insbesondere der Code of Conduct on the Safety and Security of Radioactive Sources (CoC) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), dessen Empfehlungen als wichtige Grundlagen der weltweiten Anstrengungen zur Sicherung von Strahlenquellen angesehen werden.

Umgang mit Empfehlungen des CoC im internationalen Vergleich

Die Teilnehmer berichteten im Workshop über die Situation hinsichtlich der Sicherung radioaktiver Strahlenquellen in ihrem Land und präsentierten die Vorgehensweisen zur Etablierung einer nationalen regulatorischen Infrastruktur.

Die Empfehlungen zur Sicherung von Strahlenquellen, die im COC sowie in der ergänzenden Richtlinie zum Import/Export (Guidance on the Import and Export of Radioactive Sources) festgelegt sind, wurden hinsichtlich ihrer weltweiten Gültigkeit und Vollständigkeit überprüft und aus der jeweiligen nationalen Sicht bewertet.

Dabei wurden insbesondere folgende Themen diskutiert:

  • Kontrolle während der gesamten Lebensdauer einer Quelle,
  • Aus- und Weiterbildung aller Stakeholder entsprechend ihrer Verantwortlichkeiten,
  • Internationale Unterstützung bei der Erstellung einer nationalen Gefahreneinschätzung,
  • Etablierung bzw. Verbesserung der Sicherungskultur,
  • Probleme beim bzw. durch den internationalen Handel mit Strahlenquellen,
  • Umgang mit herrenlosen Strahlenquellen,
  • Management von nicht mehr benutzten Strahlenquellen,
  • Interface zwischen Sicherung und Sicherheit.

Hierbei wurden neben dem CoC auch weitere internationale Standards wie die Joint Convention on the Safety of Spent Fuel Management and on the Safety of Radioactive Waste Management die europäische Richtlinie 2013/59/Euratom, die internationalen Basic Safety Standards GSR Part 3 sowie Sicherungsstandards wie IAEA NSS 11 und NSS 14 in der Diskussion berücksichtigt.

Sicherungsanforderungen des CoC weltweit umsetzen

Es bestand Konsens unter den Teilnehmern, dass der CoC ein umfassendes, flexibel anpassbares und detailreiches Dokument ist, das seinen Zweck vollumfänglich erfüllt. Der im Vorfeld von einigen Staaten vorgebrachte Vorschlag, den CoC in eine Joint Convention umzuwandeln, wurde von der Mehrheit der Teilnehmer als nicht notwendig betrachtet.

Allerdings wurde eine Intensivierung der weltweiten Anstrengungen zur Umsetzung der im CoC vorgeschlagenen Sicherungsanforderungen angemahnt und eine konsequente Berichterstattung gefordert.

Vom CoC nicht vollumfänglich erfasste Themen

Weiterhin wurden von den Teilnehmern Themen identifiziert, die vom CoC nicht vollumfänglich erfasst sind:

  • Sicherung beim Transport von Strahlenquellen,
  • Maßnahmen in Bezug auf Innentäter,
  • geeignete Maßnahmen als Reaktion auf eine Bedrohung der Sicherheitslage,
  • Verwendung alternativer, nicht-radioaktiver Technologien,
  • Etablierung einer adäquaten Sicherungskultur auf allen Ebenen (top down und bottom up).

Weltweite Bedeutung der IAEA stärken

Die Teilnehmer betonten die zentrale weltweite Bedeutung der IAEA und schlugen eine weitere Intensivierung ihrer Rolle vor.

Im Einzelnen wurden folgende Vorschläge für Initiativen der IAEA gemacht:

  • Erstellung einer im Internet verfügbaren Sammlung relevanter Dokumente von Mitgliedsstaaten zur Regulierung der Sicherung beim Umgang mit Strahlenquellen (z.B. nationale Gesetzestexte, Richtlinien),
  • Propagierung und Förderung einer Sicherungskultur,
  • Einbeziehung von Erfahrungen aus den Sicherungsanforderungen anderer Industriezweige (z.B. Luftfahrt),
  • Annahme und Verbreitung einer bereits ausgehandelten, den CoC ergänzenden Richtlinie zum Management von nicht mehr benutzten Strahlenquellen,
  • Förderung von Selbstüberprüfungen auf Anwenderebene.

Gruppenfoto der Teilnehmer am Internationalen Workshop zur Sicherheit von Strahlenquellen 2016  in  Berlin Internationaler Workshop zur Sicherheit von StrahlenquellenTeilnehmer des Internationalen Workshops zur Sicherheit von Strahlenquellen vom 13. – 15. September 2016 in Berlin

Wichtig für die Zukunft: Sicherungsbewusstsein und Sicherungskultur

Im Abschlussdokument wurden folgende Themen als besonders relevant für die zukünftige Entwicklung hervorgehoben:

  • Schaffung eines Sicherungsbewusstseins und Verbesserung der Sicherungskultur auf allen Ebenen,
  • Förderung eines internationalen Erfahrungsaustauschs mittels Berichts- und Informationssystemen, insbesondere zu Gefährdungsanalysen und praktischen Fragen der Sicherung,
  • Förderung der Ausbildung und der Motivation von Experten,
  • Erarbeitung geeigneter Maßnahmen als Reaktion auf eine Bedrohungslage,
  • Beachtung der Bedeutung der Informationssicherheit (cyber security),
  • Förderung eines Informationsaustauschs zwischen Anwendern und Herstellern,
  • Schaffung einer nationalen Strategie für den Umgang mit nicht mehr benutzten Strahlenquellen,
  • Verabschiedung der Richtlinie zum Management nicht mehr benutzter Strahler als Ergänzung zum CoC,
  • Erarbeitung von nationalen Gefährdungsanalysen sowie ggf. Etablierung eines internationalen Erfahrungsaustauschs,
  • Intensivierung der Ausbildung von Experten und Nutzern, insbes. in Bezug auf Fragen der Sicherung,
  • Förderung bestehender internationaler Arbeitsgruppen (z.B. working group on radioactive source security (WGRSS) der IAEA) sowie ggf. Etablierung weiterer Arbeitsgruppen zu dem Thema.

Die Teilnehmer begrüßten die intensiven und fruchtbaren Diskussionen während des Workshops und empfahlen, den Erfahrungsaustausch auf weiteren, zukünftigen Expertentreffen zu intensivieren.

Stand: 27.10.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz