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Elektromagnetische Felder

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Elektromagnetische Felder

Studien zu Krebserkrankungen in der Nähe von Mobilfunk-Basisstationen

  • Der Verdacht, dass hochfrequente elektromagnetische Felder von Mobilfunk-Basisstationen negative gesundheitliche Wirkungen, wie zum Beispiel Krebserkrankungen, haben können, sorgt immer wieder für Schlagzeilen.
  • Studien, die einen derartigen Zusammenhang beobachten, weisen meist methodische Mängel auf und berücksichtigen beispielsweise die wichtigsten Risikofaktoren für Krebs (Alter, Geschlecht, Rauchen, Ernährung, etc.) nicht.
  • In sorgfältig durchgeführten Studien wurde bisher kein Zusammenhang beobachtet.

Im Folgenden werden drei Studien bewertet, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurden und die über einen entsprechenden Zusammenhang berichten.

Mobilfunkstudie in NailaEinklappen / Ausklappen

Unter der Federführung von Dr. med. Horst Eger führte eine Gruppe von Ärzten in Naila, Oberfranken, eine statistische Auswertung ihrer Patientenunterlagen im Hinblick auf Krebsfälle in der Umgebung einer Mobilfunksendeanlage durch. Die Studie wurde 2004 in der Zeitschrift "Umwelt-Medizin-Gesellschaft" veröffentlicht.

Vorgehensweise

Im Umkreis der Sendeanlage wurden zwei Regionen definiert:

  • der sogenannte Nahbereich (weniger als 400 Meter entfernt) und
  • der Fernbereich (mehr als 400 Meter entfernt).

In diesen Regionen wurden zufällig Straßen ausgewählt. In die Studie einbezogen wurden alle Patienten,

  • die in einer der ausgewählten Straßen wohnten,
  • in einer der teilnehmenden Praxen "hausärztlich bekannt" und
  • "ortstreu", d.h. mindestens 10 Jahre wohnhaft in Naila waren.

Für den Nahbereich ergaben sich 320 und für den Fernbereich 647 Personen. Für diese Personengruppen wurden die Krebsneuerkrankungen zwischen 1994 und 2004 ermittelt und ausgewertet. Personen im Nahbereich wurden als "exponiert" betrachtet (der Strahlung ausgesetzt). Personen im Fernbereich dienten als "nicht-exponierte" Vergleichsgruppe (nicht der Strahlung ausgesetzt).

Aus den so erhobenen Daten berechneten die Autoren das Verhältnis der Erkrankungsrate zwischen Exponierten und Nicht-Exponierten für drei verschiedene Zeiträume:

  • den Gesamtzeitraum von 1994 bis 2004,
  • die Zeitspanne vor Inbetriebnahme der Sendeanlage von 1994 bis 1998 und
  • den Zeitraum nach Inbetriebnahme von 1999 bis 2004.

Ergebnisse

  • Im Gesamtzeitraum von 1994 bis 2004 traten 18 Krebsneuerkrankungen im Nahbereich und 16 im Fernbereich auf. Die Wahrscheinlichkeit für eine Krebsneuerkrankung war im Nahbereich 2,35 mal höher als im Fernbereich. Dieses Ergebnis war statistisch signifikant. Die Autoren geben außerdem an, dass die Tumorpatienten im Nahbereich zum Zeitpunkt der Erkrankung durchschnittlich 8,5 Jahre jünger waren als im Fernbereich.
  • Im Zeitraum von 1994 bis 1998 traten im Nahbereich fünf und im Fernbereich acht Krebsneuerkrankungen auf. Dieser Unterschied war nicht statistisch signifikant.
  • Im Zeitraum von 1999 bis 2004 – fünf Jahre nach Beginn des Senderbetriebs - traten im Nahbereich 13 und im Fernbereich acht Krebsneuerkrankungen auf. Die Wahrscheinlichkeit für eine Krebsneuerkrankung war im Nahbereich statistisch signifikant 3,38 mal höher als im Fernbereich.

Die Wahrscheinlichkeit für Krebsneuerkrankungen im Nahbereich einer Basisstation war im Gesamtzeitraum von 1994 – 2004 also etwa doppelt so hoch wie im Fernbereich. Während sich die Wahrscheinlichkeiten in den ersten fünf Jahren des Sendebetriebs nicht unterschieden, war nach fünf Jahren Betriebszeit das Krebsrisiko im Nahbereich im Vergleich zum Fernbereich auf das Dreifache erhöht.

Bewertung durch das BfS

Zu den Stärken der Studie gehört, dass eine ländliche Region mit einer über die Zeit sehr stabilen Bevölkerung sowie einer geringen Anzahl von Mobilfunkbasisstationen gewählt wurde.

Dem gegenüber steht jedoch eine ganze Reihe von Schwächen:

  • Weder das Alter oder das Geschlecht der Patienten, noch andere Risikofaktoren für Krebs wurden berücksichtigt. Da alle Krebsformen gleichzeitig betrachtet werden, können theoretisch alle bekannten Risikofaktoren für Krebs (Rauchen, Ernährung, Beruf, Alkohol, genetische Veranlagung und so weiter) eine Rolle spielen.
  • Die Exposition durch die hochfrequenten Felder der Basisstation für die Studienteilnehmer wurde nicht individuell gemessen. Laut Aussage der Autoren sollen Messungen des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz gezeigt haben, dass die Strahlungsintensität des Mobilfunks im Innenbereich um den Faktor 100 höher ist als im Außenbereich. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz ist diese Aussage nicht zutreffend.
  • Die sehr geringe Anzahl von Krebsfällen macht statistisch belastbare Aussagen praktisch unmöglich. Eine Unterteilung in verschiedene Krebsformen ist noch weniger möglich.

Aufgrund dieser Schwächen ist die Studie bezüglich der Frage nach einem möglichen Krebsrisiko durch die hochfrequenten Felder des Mobilfunks kaum aussagekräftig.

Mobilfunkstudie in Iserlohn-HennenEinklappen / Ausklappen

Ebenfalls unter der Federführung von Dr. med. Horst Eger wurde eine Studie über Krebsneuerkrankungen im Umkreis von Mobilfunk-Sendeanlagen in Iserlohn-Hennen, Westfalen, durchgeführt. Die Anwohner wurden zum Auftreten von Krebserkrankungen befragt. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2009 in einem Artikel in der Zeitschrift "Umwelt-Medizin-Gesellschaft" veröffentlicht.

Vorgehensweise

Um eine seit 1999 betriebene Sendeanlage in Iserlohn-Hennen wurde ein 400-Meter-Radius gezogen und die dort wohnende Bevölkerung zur Teilnahme an einer Befragung aufgerufen. Dieser Aufruf wurde 2007 in einer lokalen Tageszeitung von der "Bürgerinitiative gegen Mobilfunk in Hennen" initiiert.

Laut Einwohnermeldeamt lebten in der so definierten Studienregion 1.245 Personen, die als Studienpopulation in Frage kamen. Für welches Jahr und für welchen Altersbereich diese Angaben gelten, wird nicht ausgeführt. Die Teilnahmerate betrug ca. 50 Prozent.

Es wurden zwei Untersuchungszeiträume definiert:

  • Januar 2000 bis Dezember 2004 (weniger als fünf Jahre Senderlaufzeit) und
  • Januar 2005 bis Juni 2007 (mehr als fünf Jahre Senderlaufzeit).

Die Befragung der Teilnehmer erfolgte in einer "Haus-zu-Haus" Erhebung durch zwei ortskundige Anwohnerinnen. Es wurden Fragen gestellt zum Auftreten von Krebserkrankungen mit Angaben über

  • die Art des Tumorleidens,
  • das Erkrankungsjahr,
  • das Alter im Jahr 2007
  • das Geschlecht.

Des Weiteren wurde ein Fragebogen zu persönlichen Angaben und Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol und so weiter) eingesetzt. Hierfür wird ein Rücklauf von nur zehn Prozent angegeben. Die Angaben zu Risikofaktoren wurden daher nicht ausgewertet.

Die so beobachteten Krebserkrankungsraten für die beiden Zeiträume wurden miteinander und mit den jeweiligen Erkrankungsraten im Saarland verglichen.

Ergebnisse

  • Unter den 310 Frauen, deren Angaben ausgewertet wurden, traten im gesamten Untersuchungszeitraum 17 Krebsfälle auf. Von den 265 Männern erkrankten insgesamt 6 an Krebs.
  • Die Krebsneuerkrankungsrate im Zeitraum 2000 bis 2004 war in der Studienpopulation um den Faktor 0,54 geringer und im Zeitraum 2005 bis 2007 um den Faktor 1,4 höher als im Saarland. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass im Untersuchungszeitraum 2005 bis 2007 die Erkrankungsrate 2,6-mal höher war als im Zeitraum 2000 bis 2004.
  • Das mittlere Erkrankungsalter der Krebspatienten war im ersten Zeitabschnitt 59,2 und im zweiten Zeitabschnitt 59,3 Jahre. Nach Angaben der Autoren wäre der Erwartungswert laut saarländischem Register 66,5 Jahre.

Bewertung durch das BfS

Wie schon bei der oben aufgeführten Studie in Naila, wurden auch hier die wichtigsten Risikofaktoren für Krebserkrankungen (Alter, Geschlecht, Rauchen, etc.) außer Acht gelassen. Die fehlende individuelle Abschätzung der Strahlenbelastung sowie die geringe Anzahl an Krebsfällen stellen einen weiteren erheblichen Mangel dieser Studie dar. Zusätzlich ist bei einer Beteiligungsrate von 50 % anzunehmen, dass eher Personen, die in der Nähe einer Basisstation wohnen und sich in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt fühlen, teilgenommen haben. Der so ermittelte Anstieg der Rate an Krebsneuerkrankungen ist somit wenig aussagekräftig und erlaubt keine Unterscheidung zwischen Zufall und tatsächlicher Risikoerhöhung.

Mobilfunkstudie in Belo Horizonte (Brasilien)Einklappen / Ausklappen

In Belo Horizonte (Brasilien) wurde eine Studie mit einer ähnlichen Vorgehensweise wie bei der Naila-Studie durchgeführt. Die Ergebnisse wurden im September 2011 in der Zeitschrift "Science of the Total Environment" veröffentlicht.

Vorgehensweise

Für den Zeitraum von 1996 bis 2006 wurden Registerdaten zur Krebssterblichkeit für ausgewählte Krebsarten ermittelt. Die Standorte der Basisstationen wurden aus dem Register einer Telekommunikationsbehörde entnommen. Insgesamt wurden in die Studie 7.191 Todesfälle einbezogen. Diese Fälle wurden der jeweils nächsten Basis-station zugeordnet und in Radien zwischen 100 m und 1.000 m eingeteilt. Zusätzlich wurden für jeden Todesfall berechnet, wie lange er der Strahlung der Basisstation ausgesetzt war.

Ergebnisse

  • Innerhalb eines Radius von 100 m um eine Basisstation war das Risiko, an Krebs zu sterben, 1,35-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung (innerhalb von 200 m 1,25-mal). Diese Berechnungen wurden bis zu einem Radius von 1.000 m durchgeführt und miteinander verglichen.
  • Es wurde eine Abnahme der Sterblichkeit mit zunehmendem Abstand zur nächsten Mobilfunkbasisstation beschrieben.

Angaben über die statistische Signifikanz dieser Ergebnisse werden nicht gemacht.

Bewertung durch das BfS

Wie bei der Bewertung der Naila-Studie ausgeführt, ist der Abstand der Wohnung zu einer Antenne nicht geeignet, um die individuelle Exposition einer Person durch hochfrequente Felder zu beschreiben. Weiterhin wurde nicht mit statistischen Tests geprüft, ob der gefundene Zusammenhang zwischen dem Abstand von einer Basisstation und der Rate der Todesfälle durch Krebs statistisch signifikant war. Grundlegend wurden auch hier bei den Berechnungen weder Geschlecht und Alter noch die zusätzlichen, individuellen Risikofaktoren berücksichtigt.

Die Aussagekraft der Studie ist damit sehr gering und zur Klärung einer Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht geeignet.

Einordnung der Studien in den wissenschaftlichen Kenntnisstand

Krebsinzidenz im Umkreis von Mobilfunkbasisstationen - Bevölkerungsbezogenes Krebsregister Bayern

Das bevölkerungsbezogene Krebsregister Bayern untersuchte 2005 die Frage, ob sich die Inzidenz von Krebsneuerkrankungen in Gemeinden mit Mobilfunkbasisstation von der Erkrankungsrate in Gemeinden ohne Sender unterscheidet (Mayer 2006).

Über 177.000 Einwohner aus 48 bayerischen Gemeinden wurden in der Analyse berücksichtigt. Die Krebsneuerkrankungsrate in Gemeinden mit Mobilfunkbasisstationen war nicht erhöht. Das Erkrankungsalter war ebenfalls nicht unterschiedlich zwischen Gemeinden mit und ohne Sender.

Ergebnisse des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms zu Krebserkrankungen

Im Rahmen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms wurden mehrere Forschungsvorhaben durchgeführt, die sich konkret der Frage nach Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Mobilfunk widmeten. Weder in epidemiologischen noch in tierexperimentellen Studien wurden Hinweise auf eine krebsauslösende Wirkung der hochfrequenten Felder des Mobilfunks gefunden. Des Weiteren konnte kein biologischer Wirkmechanismus identifiziert werden, der eine mögliche, schädigende Wirkung von Mobilfunk auf den menschlichen Organismus erklären könnte.

Einstufung der hochfrequenten Felder durch die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC)

Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation hat im Mai 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder in die Gruppe 2B der IARC-Skala eingestuft. Dies bedeutet, dass es nach Einschätzung der IARC nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand begrenzte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung dieser Felder auf den Menschen gibt. Diese Hinweise stammen aus epidemiologischen Beobachtungen im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen, wobei die Strahlenbelastung bei der Nutzung eines Mobiltelefons sehr viel größer ist als durch eine benachbarte Mobilfunksendeanlage.

Da die Mobilfunktechnologie eine noch relativ neue Technik ist, liegen Langzeitbeobachtungen nur im begrenzten Maß vor. Auch langfristige Untersuchungen an Kindern fehlen. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät daher weiterhin zu Vorsorgemaßnahmen bei der Nutzung des Mobilfunks.

Stand: 23.11.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz