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Prospective cohort study of residents near the Semipalatinsk nuclear test site – feasibility assessment (SEMI-NUC)

Das BfS war Partner in dem EU-geförderten Projekt SEMI-NUC, das von 2013 bis 2016 unter der Koordination der International Agency for Research on Cancer (IARC), Frankreich, durchgeführt wurde. Ziel des Projektes war es, die Möglichkeiten für weitergehende Untersuchungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen der sowjetischen Atombombentests in Kasachstan auszuloten.

Das frühere sowjetische Atomwaffentestgelände in Kasachstan hat eine Größe von 18.500 km2 und ist nach der Stadt Semipalatinsk benannt, die etwa 150 km östlich des Testgeländes liegt. Der erste sowjetische Atomwaffentest wurde hier am 29. August 1949 durchgeführt. In den folgenden 40 Jahren gab es insgesamt 456 Tests, darunter bis 1963 auch 111 atmosphärische. Nach Unterzeichnung des begrenzten Teststoppabkommens im Jahre 1963 gab es nur noch unterirdische Versuche, die, abgesehen von wenigen Ausnahmen, zu keinen Umweltkontaminationen außerhalb des Testgeländes führten.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der Tests auf die Bevölkerung in der Umgebung des Testgeländes wurden in verschiedenen Studien untersucht (Grosche et al. 2015). Unter anderem in einer Kohortenstudie, an der das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wesentlich beteiligt war. Diese Kohorte wurde 1963 vom heutigen Scientific Research Institute of Radiation Medicine and Ecology (NIIRME), Kazakhstan, aufgebaut und ist unter dem Namen "historische Kohorte" bekannt. Die letzten Studienergebnisse wurden 2011 veröffentlicht und befassten sich mit dem Risiko, an strahlenbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben (Grosche et al. 2011). Die historische Kohorte ist Teil eines umfassenden Registers mit 145.306 von den Atomtests betroffenen Personen und ihren Nachkommen.

Darüber hinaus existiert eine sogenannte "neue" Kohorte, welche in einer Kooperation zwischen japanischen und kasachischen Instituten aufgebaut wurde. Bisher sind noch keine Ergebnisse aus dieser Kohorte in der allgemein zugänglichen Literatur veröffentlicht worden.

In dem Projekt SEMI-NUC wurde geprüft, ob die bestehenden Datenquellen zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet werden können. Das genannte Register umfasst neben der historischen Kohorte auch Teile der "neuen Kohorte". Der Hauptunterschied beider Datensätze besteht in der Auswahl der Kontrollregionen. Es zeigte sich, dass das Register sehr umfassend ist und regelmäßig aktualisiert wird. Es bildet daher eine geeignete Ausgangsbasis für zukünftige epidemiologische Untersuchungen zur Mortalität und Inzidenz von Krebs und anderen Erkrankungen infolge einer Belastung mit ionisierender Strahlung.

Die Verknüpfung der vorhandenen Datenquellen wurde mit einem Testdatensatz geprüft und als prinzipiell möglich, aber sehr arbeitsintensiv bewertet. Ein gemeinsames Vorgehen für die individuelle Dosisabschätzung wurde festgelegt. Ferner liegt biologisches Material (wie zum Beispiel Blut) für einzelne im Register erfasste Personen vor, das für strahlenbiologische Fragestellungen genutzt werden kann.

Mit diesem Projekt setzte das BfS als Teil eines internationalen Netzwerkes zur Untersuchung der gesundheitlichen Folgen der sowjetischen Atombombenversuche seine langjährige Beteiligung an Semipalatinsk-bezogenen Studien fort.

Stand: 04.10.2017

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© Bundesamt für Strahlenschutz