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Tschernobyl: Messungen zur Umweltradioaktivität nach Waldbrand

Keine erhöhten Messwerte festgestellt

Die Karte zeigt die prognostizierte Bodenkontamination für Cäsium-137, die durch die jüngsten Waldbrände in der Sperrzone um das KKW Tschernobyl verursacht werden RODOS-Prognose: Bodenkontamination 08.07.2017Abschätzung der Bodenkontamination für Cäsium-137, verursacht durch die jüngsten Waldbrände in der Sperrzone um das KKW Tschernobyl

Die Messwerte zur Radioaktivität in der Luft in Deutschland befinden sich aktuell auch nach einem Waldbrand um Tschernobyl auf gewohntem Niveau. Dies ergaben vorsorgliche Messungen und Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Waldbrände wie der aktuelle sind häufiger in der Umgebung von Tschernobyl vorgekommen, zuletzt 2015. Auch damals hatte das BfS keine Auswirkungen auf die Umweltradioaktivität in Deutschland feststellen können.

Die ukrainische Feuerwehr hatte Ende vergangener Woche einen Waldbrand in der Sperrzone um Tschernobyl bekämpft. Nach Angaben der ukrainischen Behörden ist der Brand mittlerweile gelöscht. Betroffen war demnach ein Gebiet von rund 25 Hektar Größe. Das BfS konnte bisher keine Erhöhung der Radioaktivität in der Luft in Deutschland feststellen. Eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Umwelt besteht nicht.

Das BfS hat mit den vorliegenden Informationen berechnet, wie viel radioaktives Cäsium-137 durch den Waldbrand maximal freigesetzt werden konnte. Mit diesen Daten wurde für den angegebenen Zeitraum des Feuers beim Deutschen Wetterdienst (DWD) eine Berechnung in Auftrag gegeben, wie sich das Cäsium-137 in der Atmosphäre ausbreitet. BfS-Experten werteten diese Berechnung mit Hilfe des Entscheidungshilfemodells RODOS ("Realtime Online Decision Support System") aus, wodurch sich die zukünftige Umweltkontamination und die zu erwartenden Dosen abschätzen lassen. Die Ergebnisse:

  • Aufgrund der Wetterlage kann derzeit keine Radioaktivität nach Deutschland gelangen.
  • Selbst bei ungünstigen Wetterverhältnissen und bei einem erneuten Aufflammen des Feuers wären die Auswirkungen auf Deutschland äußerst gering (etwa 10 Millionen mal kleiner als nach dem Reaktorunfall 1986). Auch in diesem Fall besteht keinerlei Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Umwelt.

Waldbrände um Tschernobyl treten häufiger auf

In der Region um Tschernobyl kommt es aufgrund der Trockenheit in dieser Jahreszeit immer wieder zu Wald- und Steppenbränden. Diese können dazu führen, dass radioaktive Partikel aufgewirbelt werden und mit der Asche in die Atmosphäre gelangen können. Zuletzt wurden im April 2015 großflächige Waldbrände mit einer Ausdehnung von rund 400 Hektar in der Region um Tschernobyl gemeldet. Auch bei diesem Brand konnten die empfindlichen Messgeräte des BfS jedoch keine Erhöhung der Radioaktivität der Luft in Deutschland feststellen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz betreibt auf dem Schauinsland bei Freiburg eine der weltweit führenden Stationen zur Messung der Radioaktivität in der Atmosphäre. Die Messstation - eine von weltweit 80 Radionuklid-Messstationen zur Überwachung von Kernwaffentests und die einzige ihrer Art in Mitteleuropa – ist in der Lage, auch kleinste Mengen radioaktiver Stoffe in der Luft nachzuweisen. Erhöhte Cäsium-137-Konzentrationen, die auf einen Steppenbrand in der Sperrzone um Tschernobyl zurückzuführen waren, wurden auf dem Schauinsland beispielsweise im Sommer 1992 registriert. Die Messungen in den kommenden Wochen werden gezielt auf Spuren aus dem jüngsten Waldbrand überprüft.

Stand: 04.07.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz