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Warum verfolgt das BfS unterschiedliche Stilllegungskonzepte für Morsleben und Asse?
Die Gewährleistung der Langzeitsicherheit ist entscheidend für die Endlagerung radioaktiver Abfälle. Langzeitsicherheitsanalysen basieren auf Beobachtungen der Natur sowie der geologischen Vergangenheit und bieten die Möglichkeit, Prognosen über die zukünftige Entwicklung anzustellen. Ungünstige Langzeitentwicklungen (etwa ein akuter Wassereintritt) und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt können so abgeschätzt werden.
Aufgrund der Gefährlichkeit radioaktiver Stoffe sind Langzeitsicherheitsbetrachtungen für nach Atomrecht zu genehmigende Endlager durchzuführen, bevor radioaktive Abfälle eingelagert werden. Für die Schachtanlage Asse II fand dies nicht statt. Entsprechend in der DDR durchgeführte Berechnungen für das Endlager Morsleben genügten den heutigen Anforderungen nicht.
Anhand nachträglicher Langzeitsicherheitsanalysen konnte das BfS zeigen, dass eine sichere Schließung des Endlagers Morsleben mit dem beantragten Stilllegungskonzept möglich ist. Die erforderlichen Nachweise sind jedoch noch nicht von der zuständigen Genehmigungsbehörde bestätigt, dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt.
Vergleichbare Berechnungen für die Schachtanlage Asse II schlossen einen langzeitsicheren Verbleib der dortigen Abfälle aus. Für eine sichere Stilllegung der Asse kommt daher nach derzeitigem Stand nur die Rückholung der radioaktiven Abfälle in Frage.
Hintergrund
Beide Grubengebäude sind sehr alt und weisen einen hohen Durchbauungsgrad auf. Anders als in der Schachtanlage Asse II gibt es im Endlager Morsleben keine großen Probleme mit der Stabilität des Grubengebäudes. Durch die rechtzeitige Verfüllung von 27 Abbauen im Zentralteil des Bergwerks, in denen keine Abfälle lagern, konnte das BfS ausreichend Stabilität schaffen, um ein ordentliches atomrechtliches Planfeststellungsverfahren zur Stilllegung des Endlagers durchzuführen.
Unterschiede gibt es auch bei den zutretenden Wässern und Lösungen. Wässer, die vermutlich aus dem Deckgebirge stammen, treten im Endlager Morsleben ausschließlich an einer Stelle im Grubengebäude Marie und damit weit weg von den eingelagerten Abfällen zu. Die Menge beträgt etwa 13 Kubikmeter pro Jahr. Zum Vergleich: In die Schachtanlage Asse II dringen etwa 12 Kubikmeter pro Tag ein.
Alternative Vorgehensweisen
Wie bei der Schachtanlage Asse II untersuchte das BfS auch für das Endlager Morsleben alternative Stilllegungskonzepte. Neben der Flutung und der Verzögerung von Lösungsbewegungen mittels künstlicher Wegbarkeiten wurden auch unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfüllung des Endlagers untersucht. Die Machbarkeit der Rückholung der eingelagerten Abfälle wurde von Sachverständigen bewertet. Sie würde jedoch zu keinem nachweisbaren Sicherheitsgewinn führen.
Einzig die weitgehende Verfüllung des Grubengebäudes bei gleichzeitiger Errichtung von Abdichtungen im Umfeld der Einlagerungsbereiche erfüllte die atom- und bergrechtlichen Anforderungen an die Stilllegung. Entsprechend wurde dieses Konzept zur Planfeststellung beantragt.
Stand: 26.04.2016