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1934 - 1945: Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
- Von 1937 bis 1944 wird die Schachtanlage Marie durch die Luftwaffe für die Entwicklung einer Munitionsanstalt über Tage und die Lagerung von Flugzeugmunition unter Tage genutzt.
- Von 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 wird die gesamte Schachtanlage zur Rüstungsproduktion beschlagnahmt. KZ-Häftlinge, aus dem KZ Neuengamme, müssen unter Tage Rüstungsgüter produzieren. Die Arbeit fordert viele Todesopfer.
- Heute ist das Endlager auch ein Gedenkort für Überlebende und ihre Angehörigen.
Das Außenlager Helmstedt-Beendorf
Mitte 1942 fordern Rüstungs- und Wirtschaftsbetriebe, KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte einzusetzen. Zu deren Unterbringung werden KZ-Außenlager eingerichtet. In Beendorf wird ein Außenlager des KZ Neuengamme gebaut: ab März 1944 ein Männerlager mit etwa 800 KZ-Häftlingen für Bauarbeiten und ab August ein Frauenlager mit bis zu 2.500 KZ-Häftlingen für die Rüstungsproduktion.
Die Häftlinge schlafen in primitiven, ungeheizten Lagerhallen der früheren Munitionsanstalt. Ab Herbst 1944 ist die Unterkunft überbelegt. Die Ernährung der Häftlinge ist unzureichend und Hunger für die Mehrzahl allgegenwärtig. Todkranke Häftlinge werden in andere Lager überstellt.
Die Zahl der KZ-Häftlinge steigt mit der Zeit auf 4.500. Vorgesehen für etwa 2.000 Menschen ist das Lager damit völlig überfüllt.
Rüstungsproduktion unter Tage
Ab 1944 setzt die SS auf Schacht Bartensleben und Marie etwa 2.500 weibliche KZ-Häftlinge in der Rüstungsproduktion ein. Sie arbeiten für die Askania-Werke auf Schacht Bartensleben und das Luftfahrtgerätewerk Hakenfelde auf Schacht Marie. Unter der Aufsicht deutscher und ausländischer Facharbeiter produzieren sie elektromechanische Teile wie Steuerungen und Ruderanlagen für die V1 und Jagdflugzeuge.
Die KZ-Häftlinge leisten unter Zeitdruck Schwerstarbeit. Die meisten Häftlinge sind durch die schlechte Versorgung und die hohe Arbeitsbelastung geschwächt und krank. In den Baukommandos fordert die erschöpfende Arbeit viele Todesopfer.
Von der Räumung des Lagers bis heute
Die Räumung des Lagers am 10. April 1945 verlängert das Leid der KZ-Häftlinge um Wochen. Bei der Räumung sind über 4.000 KZ-Häftlinge im Lager. Sie werden ohne Nahrung in Güterwaggons abtransportiert. Die Strapazen fordern über 500 Todesopfer.
Die männlichen Häftlinge werden in Wöbbelin von US-Soldaten befreit. Die weiblichen Häftlinge treffen in bereits geräumten Hamburger Außenlagern ein und können von dort vom schwedischen Roten Kreuz evakuiert und gerettet werden.
Nach Kriegsende werden trotz mehrerer Prozesse nicht alle Täter für die Verbrechen im Außenlager Helmstedt-Beendorf zur Verantwortung gezogen.
Die Schachtanlagen Marie und Bartensleben befinden sich nach Kriegsende in der Sowjetischen Besatzungszone und später im Grenzgebiet der DDR. Ein Gedenken an die Opfer ist nur eingeschränkt möglich. In der Ortsmitte von Beendorf erinnern ein Gedenkstein und auf dem Friedhof ein Massengrab an die Opfer. Überlebende haben erst nach 1989 die Möglichkeit, diesen Ort als Gedenkort zu besuchen.
Ausstellungen zur Geschichte der Schachtanlage im Nationalsozialismus
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellt in einer Ausstellung in der Info Morsleben die Geschichte des Endlagers vor. Einen wichtigen Teil nimmt dabei die Nutzung des Bergwerks zur Rüstungsproduktion ein
Im Ort Beendorf erinnert eine kleine Ausstellung an das KZ-Außenlager. Die Ausstellung beherbergt auch eine Dokumentensammlung zur Rüstungsproduktion in Beendorf.
Jahr | Ereignis |
---|---|
1934 - 1937 | Verpachtung von Schacht Marie an die Luftwaffe |
ab Juli 1937 | Ausbau und Nutzung von Schacht Marie als Luftwaffenmunitionsanstalt |
März 1944 | Errichtung eines Außenlagers des KZ-Neuengamme in Beendorf und Herrichtung von Produktionsstätten unter Tage |
Ende Mai 1944 | Aufnahme der Rüstungsproduktion unter Tage |
10. April 1945 | Räumung des KZ-Außenlagers in Beendorf |
ab 1990 | Ehemalige KZ-Häftlinge und ihre Angehörigen können das Gelände des KZ-Außenlagers wieder besuchen |
Stand: 03.01.2017