Navigation und Service

Verbesserter Patientenschutz beim Röntgen – BfS senkt Dosisvorgaben für Mediziner

Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht aktualisierte diagnostische Referenzwerte

Ausgabejahr 2016
Datum 23.08.2016
  • Diagnostische Referenzwerte sind Orientierungswerte für die Strahlenbelastung der Patienten. Ärztinnen und Ärzte sind gefordert, diese Werte im Mittel zu unterschreiten, wenn sie Röntgenstrahlung einsetzen.
  • Das BfS aktualisiert die Werte regelmäßig, um neue Erkenntnisse, Verfahren und technische Neuerungen zu berücksichtigen. Es hat diese Werte nun deutlich gesenkt – zum Teil bis zu 50 Prozent, im Mittel um 20 Prozent.
  • Neben der Senkung der bestehenden Referenzwerte hat das BfS neue Referenzwerte für Untersuchungen eingeführt, die bislang noch nicht berücksichtigt wurden.

Röntgenaufnahme eines Brustkorbs

Röntgenaufnahmen, computertomographische (CT-) Untersuchungen und minimalinvasive operative Eingriffe (Interventionen), die unter Röntgenkontrolle durchgeführt werden, sind immer mit einer Strahlenbelastung für Patienten verbunden. Um diese Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten, sind bei Röntgenanwendungen diagnostische Referenzwerte zu Grunde zu legen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat diese Werte nun deutlich gesenkt – zum Teil um bis zu 50 Prozent, im Mittel um 20 Prozent.

"Die Senkung der Referenzwerte ist ein wichtiger Schritt zum Nutzen der Patientinnen und Patienten – allerdings sind noch weitere Anstrengungen nötig", stellt BfS-Präsident Wolfram König fest. "Die Strahlenbelastung kann durch verbesserte Verfahren weiter gesenkt werden, ohne die Aussagequalität zu reduzieren. Die Möglichkeiten zur Reduzierung der Strahlenbelastung, die durch neue gerätetechnische Entwicklungen entstehen, müssen noch stärker ausgeschöpft werden."

Orientierungswerte für die Strahlenbelastung der Patienten

Diagnostische Referenzwerte sind Orientierungswerte für die Strahlenbelastung der Patienten. Ärztinnen und Ärzte sind gefordert, diese Werte im Mittel zu unterschreiten, wenn sie Röntgenstrahlung einsetzen:

  • Mit Hilfe diagnostischer Referenzwerte sollen Situationen erkannt werden, in denen eine Untersuchung oder Behandlung auch mit einer geringeren Strahlendosis für den Patienten oder die Patientin durchgeführt werden könnte.
  • Das Konzept der diagnostischen Referenzwerte soll zudem medizinisches Fachpersonal dazu motivieren, Strahlenanwendungen stetig zu optimieren und dadurch die Strahlenbelastung für Patientinnen und Patienten zu reduzieren.

Das BfS aktualisiert die Werte regelmäßig, um neue Erkenntnisse, Verfahren und technische Neuerungen zu berücksichtigen.

Bei der diesjährigen Aktualisierung konnte das BfS die diagnostischen Referenzwerte vor allem wegen des Fortschritts in der Gerätetechnik senken: Aufgrund technischer Entwicklungen auf dem Gebiet der Medizintechnik sind die benötigten Strahlendosen für diagnostische und interventionelle Röntgenanwendungen in den letzten fünf Jahren im Mittel um 20 Prozent gesunken.

Neue Referenzwerte für Untersuchungen, die bislang noch nicht berücksichtigt wurden

Neben der Senkung der bestehenden Referenzwerte hat das BfS neue Referenzwerte für Untersuchungen eingeführt, die bislang noch nicht berücksichtigt wurden. Dazu gehören insbesondere einige Computertomographie-Untersuchungen und interventionelle Maßnahmen, mit denen besonders hohe Strahlenbelastungen verbunden sind – beispielsweise komplexe minimalinvasive Eingriffe unter Röntgenkontrolle am Herzen (Herzklappenersatz), an den großen Blutgefäßen (z.B. an Aneurysmen, d.h. lebensbedrohlichen Aussackungen von Blutgefäßen) oder im Gehirn (z.B. nach einem Schlaganfall).

Größter Beitrag zur zivilisatorischen Strahlenbelastung

Diagnostische und interventionsradiologische Strahlenanwendungen liefern den mit Abstand größten Beitrag zur zivilisatorischen Strahlenbelastung. Im europäischen Vergleich werden in Deutschland im Mittel zwar verhältnismäßig niedrige Strahlendosen pro Untersuchung verwendet. Allerdings gehört Deutschland zu den Ländern, in denen sehr häufig (im Mittel 1,4 Röntgenanwendungen pro Person und Jahr) geröntgt wird. Gerade dosisintensivere CT-Untersuchungen an Erwachsenen haben zwischen 1996 und 2012 um 130 Prozent zugenommen. Hingegen werden dosisintensive CT-Untersuchungen oder gar interventionsradiologische Maßnahmen an Kindern erfreulicherweise nur selten durchgeführt.

Die stetige Zunahme dosisintensiver Röntgenanwendungen ist Grund genug, die Entwicklungen im Bereich der Medizin und Technik weiter zu verfolgen und Vorschläge zu erarbeiten, wie die Dosis pro Untersuchung weiter reduziert oder durch die Verwendung alternativer Verfahren (wie z.B. Ultraschall oder Magnetresonanztomographie) entweder ganz vermieden oder ersetzt werden kann.

Die aktualisierten diagnostischen Referenzwerte sind auf der Internetseite des BfS zu finden: www.bfs.de/diagnostische-referenzwerte

Korrektur

Die BfS-Pressemitteilung vom 23. August 2016 "Verbesserter Patientenschutz beim Röntgen – BfS senkt Dosisvorgaben für Mediziner" enthielt einen Redigierfehler im siebten Absatz:

Die Anzahl an CT-Untersuchungen hat sich zwischen 1996 und 2012 nicht um 60 Prozent, sondern um etwa 130 Prozent erhöht. Die CT trägt aber etwa 60 Prozent zur kollektiven effektiven Dosis im Jahr 2012 bei (= 60 Prozent der gesamten Strahlenbelastung der Bevölkerung durch Röntgenanwendungen), obwohl nur neun Prozent aller Untersuchungen zu den CT-Untersuchungen zu zählen sind.

Der korrekte Satz lautet: "Gerade dosisintensivere CT-Untersuchungen an Erwachsenen haben zwischen 1996 und 2012 um 130 Prozent zugenommen."

Wir bitten, dieses Versehen zu entschuldigen.

Stand: 23.08.2016

© Bundesamt für Strahlenschutz