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Umweltzeichen Blauer Engel für Mobiltelefone - wie viele Geräte damit ausgezeichnet werden könnten
Das Umweltzeichen Blauer Engel für Mobiltelefone wurde im Jahr 2002 eingeführt. Im Jahr 2007 erhielt das erste Mobiltelefon den "Blauen Engel". Mit 0,59 Watt pro Kilogramm (W/kg) erfüllte das Gerät das Kriterium für den SAR-Wert nur knapp. Ende 2009 hat der Hersteller die Auszeichnung mit dem Umweltzeichen aufgekündigt.
Im September 2013 wurde zwei anderen Geräten das Umweltzeichen verliehen, die beide mit einem SAR-Wert von 0,49 W/kg das Strahlenschutzkriterium des Blauen Engel erfüllen. Die Auszeichnung lief im Jahr 2014 aus.
Ende Oktober 2016 wurde erstmals einem Smartphone der Blaue Engel verliehen. Das Gerät wies einen SAR-Wert von 0,29 W/kg auf.
Mitte 2017 hätten 55 Prozent der aktuell erhältlichen klassischen Mobiltelefone und Smartphones aus strahlenhygienischer Sicht mit dem Blauen Engel auf Basis der alten, 2013 erstellten Vergabegrundlage ausgezeichnet werden können. 2017 wurden die Vergabegrundlage überarbeitet. Im Rahmen einer Übergangszeit ist die alte Vergabegrundlage für bereits ausgezeichnete Geräte noch bis Ende 2018 gültig.
Neue Vergabegrundlage im Jahr 2017
Im Jahr 2017 erschien eine überarbeitete Vergabegrundlage für das Umweltzeichen für Mobiltelefone. Neben der Absenkung des Strahlenschutzkriteriums für den SAR-Wert am Kopf auf max. 0,5 W/kg gibt es nun auch für den Anwendungsfall "Betrieb des Gerätes am Körper" einen Richtwert von max. 1,0 W/kg, ermittelt ohne Trennabstand zum Körper.
Zurzeit weisen 40 % der aktuell erhältlichen klassischen Mobiltelefone und Smartphones einen am Kopf ermittelten SAR-Wert von "≤ 0,5 W/kg" auf und erfüllen damit zwar die Anforderung des Blauen Engel für den Anwendungsfall "Telefonieren mit dem Handy am Ohr" – für eine Auszeichnung mit dem Umweltzeichen (aus strahlenhygienischer Sicht) müsste aber auch das neue zweite Strahlenschutzkriterium "SAR-Wert ≤ 1,0 W/kg in 0 mm Abstand gemessen" für den Anwendungsfall "Betrieb des Handys am Körper" erfüllt sein.
Erhebung der SAR-Werte auf dem Markt erhältlicher Mobiltelefone
Quelle: IMST, Dr. Achim Bahr, 2001
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhebt seit 2002 regelmäßig bei den Herstellern die spezifische Absorptionsrate (SAR-Werte) von auf dem Markt erhältlichen Mobiltelefonen. Die aktuelle Erhebung vom Dezember 2017 umfasst insgesamt 3047 Geräte von 73 verschiedenen Herstellern sowie 4 Netzbetreibern.
SAR-Werte für den Anwendungsfall "Handy am Kopf"
Für 2753 klassische Mobiltelefone und Smartphones konnte ein standardisiert ermittelter SAR-Wert (Anwendungsfall "Handy am Kopf") erhoben werden. Das BfS hat die erfassten Daten in einer SAR-Werte-Übersicht zusammengefasst. Von den Herstellern wird grundsätzlich der maximale SAR-Wert angegeben. Bei Geräten, die in verschiedenen Frequenzbändern betrieben werden können, zum Beispiel GSM (D-, E-Netz), UMTS oder LTE, wird in der Übersicht keine entsprechende Zuordnung der SAR-Werte vorgenommen.
SAR-Werte für den Betrieb von Mobiltelefonen am Körper
Mittlerweile geben einige Hersteller für ihre Mobiltelefone einen SAR-Wert an, der für den Anwendungsfall "Betrieb am Körper" ("body worn") ermittelt wurde. Für 1177 von insgesamt 3047 erfassten Geräten konnte ein SAR-Wert für diesen Fall erhoben werden. Auch hier gilt der Grenzwert von 2 W/kg. Der SAR-Wert für diesen Anwendungsfall wird immer wichtiger, da Smartphones zunehmend für die mobile Datenübertragung genutzt werden und auch Tablets neben einem WLAN-Modul häufig ein Mobilfunk-Modul eingebaut haben.
Die neue Vergabegrundlage für den Blauen Engel von 2017 enthält nun auch eine spezielle Anforderung für den Betrieb am Körper: "SAR ≤ 1,0 W/kg ohne Trennabstand zum Körper".
Da nur eines von insgesamt 3047 Geräten der SAR-Werteliste des BfS einen in 0 mm Abstand vom Körper gemessenen SAR-Wert aufweist, kann zur prozentualen Einhaltung des neuen Strahlenschutzkriteriums für diesen Anwendungsfall noch keine Aussage gemacht werden.
Um trotz dieser schlechten Datenlage abschätzen zu können, wie viele Geräte aus der SAR-Werteliste einen Körper-SAR-Wert von 1 W/kg, direkt am Körper gemessen, einhalten könnten, wird in der nachfolgenden Tabelle auch der Prozentsatz der Geräte angegeben, die bei einem Messabstand von 0,5 cm zum Körper einen SAR-Wert ≤ 0,5 W/kg einhalten. Zumindest bei einigen Geräten kann man erwarten, dass sie dann auch in einem Abstand von 0 mm zum Körper einen SAR-Wert ≤ 1 W/kg einhalten würden.
Bei der Ermittlung der SAR-Werte für diesen Anwendungsfall gehen die Hersteller davon aus, dass die von ihnen empfohlenen Handytaschen mit eingebautem Abstandshalter verwendet werden. Wird dies in der Praxis nicht beachtet, so treten höhere SAR-Werte auf. Im ungünstigen Fall kann sogar der empfohlene Grenzwert überschritten werden.
In der SAR-Werte-Übersicht werden Angaben zu den Messabständen gemacht.
Am 05. April 2016 erließ die EU-Kommission einen Beschluss, in dem sie festlegte, dass bei der SAR-Messung am Rumpf der Abstand zwischen Körperoberfläche und Mobiltelefon "nur wenige Millimeter betragen" darf. Seitdem ermitteln die Mobiltelefonhersteller die SAR-Werte am Körper in einem einheitlichen Abstand von 0,5 cm, wodurch die geforderte Vergleichbarkeit der Werte erreicht wird.
SAR-Werte für den Anwendungsfall "Handy am Kopf" | SAR-Werte für den Anwendungsfall „Handy körpernah betrieben“ | ||||||
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Betrachtete Modelle | Anzahl | SAR-Wert W/kg | Bis 0,5 W/kg (strahlungsarm*) | Anzahl | SAR-Wert W/kg | Bis 0,5 W/kg (Messabstand 0,5 cm) | |
Smartphones | nur aktuell erhältliche | 444 | 0,078 bis 1,89 | 41 % der Modelle | 178 | 0,357 bis 1,99 | 2,3 % der Modelle |
aktuelle und nicht mehr in Produktion befindliche Auslaufmodelle | 1182 | 0,078 bis 1,89 | 38 % der Modelle | 192 | 0,235 bis 1,99 | 2,6 % der Modelle | |
Klassische Mobiltelefone und Smartphones | nur aktuell erhältliche | 544 | 0,013 bis 1,89 | 40 % der Modelle | 192 | 0,357 bis 1,99 | 2,1 % der Modelle |
aktuelle und nicht mehr in Produktion befindliche Auslaufmodelle | 2753 | 0,013 bis 1,94 | 27 % der Modelle | 207 | 0,357 bis 1,99 | 2 % der Modelle | |
* strahlungsarm gemäß seit Juli 2017 geltendem Strahlenschutzkriterium des Umweltzeichens "Blauer Engel" für den Anwendungsfall "Handy am Kopf" "SAR ≤ 0,5 W/kg" |
Strahlungsarme Mobiltelefone – Entwicklung der SAR-Werte
In der ersten Erhebung aus dem Jahr 2002 erfüllten 21 % der damals erfassten Handys das Strahlenschutzkriterium des Blauen Engels. Zwei Jahre später waren es bereits über 30 %. Danach blieb der Anteil bis 2008 in etwa gleich. 2009 stieg der Anteil der strahlungsarmen Mobiltelefone deutlich an, sank aber Ende 2010 wieder auf das Niveau von 2008.
Mit 39 Prozentpunkten beziehungsweise 13 Prozentpunkten Steigerung knüpfte dann das Ergebnis der Erhebung von 2012 an das der 2009er-Erhebung an. Im November 2013 nahm der Anteil strahlungsarmer Geräte um 6 Prozentpunkte und ein Jahr später im Dezember 2014 nochmals um 8 Prozentpunkte zu, auf dann 53 %. Im Dezember 2015 blieb der Anteil mit 51 % auf dem Niveau des Vorjahres. Die Erhebung vom September 2016 führte mit einer fünfprozentigen Steigerung zu einem Anteil von 56 %. Die aktuelle Erhebung vom September 2017 bleibt mit 55 % auf dem Vorjahresniveau.
Gemäß der neu überarbeiteten Vergabegrundlage von 2017 weisen 40 % der aktuell erhältlichen klassischen Mobiltelefone und Smartphones einen am Kopf ermittelten SAR-Wert von max. 0,5 W/kg auf (siehe gelbe Säule im Diagramm) – eine Auszeichnung mit dem Umweltzeichen (aus strahlenhygienischer Sicht) kann aber nicht stattfinden, da dafür auch das neue zweite Strahlenschutzkriterium "SAR-Wert kleiner/gleich 1,0 W/kg in 0 mm Abstand gemessen" für den Anwendungsfall "Betrieb des Handys am Körper" erfüllt sein müsste.
Hintergrund
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhebt seit 2002 regelmäßig bei den Herstellern die spezifische Absorptionsrate (SAR-Werte) von auf dem Markt erhältlichen Mobiltelefonen.
Als Höchstwert wird von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection – ICNIRP) seit 1998 ein SAR-Wert von 2 W/kg empfohlen. Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) und die EU-Kommission schlossen sich dem 1998 beziehungsweise 1999 an.
Bei der Erhebung des BfS wird auch ermittelt, wie viele Geräte die höhere Anforderung des Umweltzeichens "Blauer Engel" erfüllen. Für das Umweltzeichen dürfen Mobiltelefone einen SAR-Wert von 0,5 W/kg (Anwendungsfall "Handy am Kopf") bzw. 1,0 W/kg (Anwendungsfall "Handy körpernah betrieben") nicht überschreiten.
Stand: 30.01.2018