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Lässt sich eine Strahlenbelastung im Menschen biologisch nachweisen?

Wenn der Verdacht auf eine erhöhte Strahlenbelastung vorliegt, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten diese zu ermitteln.

Eine Möglichkeit davon bietet die biologische Dosimetrie. Hierbei besteht die Möglichkeit eine individuelle, erhöhte Strahlenbelastung abzuschätzen. Biologische Dosimetrie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn mit einer hohen Überexposition gerechnet werden muss. Das hilft bei der Erkennung und bei der Identifizierung der richtigen Behandlungsmethode für hoch exponierte Personen. Im Falle eines großen Strahlenunfalls wären das vor allen Dingen die Leute, die direkt z.B. am Kernkraftwerk gearbeitet haben oder exponiert worden sind.

Ionisierende Strahlung schädigt das Erbgut in den Zellen. Das Erbgut ist in den Zellen in Form von Chromosomen abgespeichert und die ionisierende Strahlung kann zu Chromosomenschäden führen, z.B. zu Chromosomenbrüchen. Chromosomenbrüche können sehr sehr effizient wieder repariert werden, dabei kann es aber auch vorkommen, dass es zu Fehlreparaturen kommt und die kann man dann im Mikroskop nachweisen. Normale Chromosomen haben z.B. ein Centromer, das ist eine Stelle, wo zwei Chromosomenstränge ‚zusammenkleben’, sozusagen und bei diesen Fehlreparaturen können Chromosomen entstehen, die zwei Centromere haben und diese dizentrischen Chromosomen sind unsere Strahlenmarker um eine Dosis abzuschätzen.

Um eine Dosisabschätzung durchzuführen, benötigen wir von einer Person ein paar Milliliter Blut, anschließend werden dann die Chromosomen der weißen Blutkörperchen im Mikroskop analysiert und auf die Anzahl der dizentrischen Chromosomen untersucht. Früher haben wir tatsächlich alle Chromosomen einzeln aufgesucht und mit der Hand gezählt, heutzutage erfolgt die Auffindung der Chromosomen und die Erfassung der dizentrischen Chromosomen vollautomatisch. Den letzten Schritt muss aber immer noch der Mensch machen d.h., er muss ein gefundenes dizentrisches Chromosom bestätigen oder zurückweisen.

Die Automatisierung der Methode ermöglicht uns heute, dass wir weitaus mehr Personen untersuchen können als vor 20 Jahren. Es kann aber auch unterstützend sein, das Vertrauen in der Bevölkerung wieder aufzubauen, dass bei Leuten, die eine Überexposition befürchten und auch Symptome zeigen, relativ schnell ausgeschlossen werden können, dass diese Symptome von ionisierender Strahlung verursacht worden sind.

Im Falle eines großen Strahlenunfalls wären wir hier in Deutschland auch mit der Automatisierung sicherlich überfordert, d.h. da reichen ein oder mehrere Labore nicht aus, in diesem Falle haben wir zusammen mit unseren Kollegen aus sechszehn europäischen Ländern ein Bio-Dosimetrie-Netzwerk aufgebaut, der Name ist RENEP - und wir haben uns verpflichtet, uns gegenseitig im Falle eines großen Unfalls zu unterstützen.

Stand: 24.03.2016

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© Bundesamt für Strahlenschutz