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Wie wird die Ausbreitung von Radioaktivität berechnet?

Wir sind in Deutschland sehr ausführlich, sehr detailliert vorbereitet auf Unfälle in Kernkraftwerken. Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung sind allerdings nur bei den schwersten Kernkraftwerksunfällen überhaupt notwendig.

Im Prinzip gibt es zwei Kategorien von Maßnahmen.

  • Es gibt die massiven Schutzmaßnahmen, die wir auch Katastrophenschutzmaßnahmen nennen, die insbesondere im Nahbereich eines Kernkraftwerkes ergriffen werden, bei Bedarf.
  • Es gibt in weiteren Entfernungen die andere Kategorie von Maßnahmen, die insbesondere darauf abzielen, die Aufnahme von radioaktiven Stoffen mit der Nahrung zu vermeiden oder zu verringern und allgemeine Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung beinhalten. Das ist insbesondere die Verantwortlichkeit der Bundesbehörden und das ist deswegen auch einer der Schwerpunkte unserer Arbeit.

All diese Maßnahmen sind vor allem dann effektiv, wenn sie vor dem Durchzug der radioaktiven Wolke ergriffen werden. Nur dann können sie ihre maximale Wirksamkeit entfalten.

Wir haben verschiedene Verfahren, um vorherzusagen, wo die Wolke hinkommt und wie stark die Belastung der Bevölkerung sein wird. Am wichtigsten für uns ist im Vorfeld einer Freisetzung anhand der aktuellen Wettervorhersagen und auch der aktuellen Wetterdaten, eine Prognose zu machen, wo die Wolke hinkommen kann.

Das Erste, was wir aussagen können ist, welche Gebiete möglicherweise betroffen sind von der radioaktiven Wolke. Sobald wir mehr Informationen aus dem Kernkraftwerk bekommen, über die Höhe der Freisetzung, über die Menge der radioaktiven Stoffe, die freigesetzt werden, können wir mit Rechenprogrammen abschätzen, wie hoch die Belastung der Bevölkerung wird. Und in einem dritten Schritt können wir diese Abschätzung überprüfen mit unseren Messungen, die mit einem sehr dichten Messnetz deutschlandweit erhoben werden.

Informationen aus dem Kernkraftwerk über Beginn und Höhe der Freisetzung erhalten wir direkt von dem Betreiber des Kernkraftwerks und ergänzend dazu auch von der Aufsichtsbehörde des Kernkraftwerks, die hat völlig unabhängige Messsysteme im Kernkraftwerk, an die wir direkt online angebunden sind, sodass wir selbst auch einen eigenen Überblick über die Lage schaffen können.

Unsere erste Prognose bei einer Alarmierung ist in wenigen Minuten verfügbar. Wir überprüfen diese Prognose natürlich hier noch einmal und wir stellen sie den im Notfallschutz tätigen Behörden innerhalb von typischerweise einer Viertelstunde bis zwanzig Minuten zur Verfügung. Konkret sind das alle im Notfallschutz tätigen Behörden in Deutschland.

Wir haben ein System, mit dem wir alle Behörden erreichen können, und es sind momentan einige Hundert Behörden angeschlossen, die diese Informationen bekommen.

Zu Tschernobyl gab es das BfS noch nicht und es gab auch noch nicht die Systeme, mit denen man diese Vorhersagen so schnell hätte erstellen können. Eine der Lehren aus Tschernobyl war in der Tat, derartige Systeme zu entwickeln, wie wir sie heute hier im Einsatz haben.

Zu Fukushima waren unsere Systeme einsatzbereit. Wir mussten sie etwas anpassen, weil wir zum damaligen Zeitpunkt nicht darauf ausgerichtet waren, sie auch für so einen entfernten Standort von Deutschland einzusetzen.

Unser Schwerpunkt liegt und lag nach wie vor auf dem Schutz der Bevölkerung in Deutschland.

Stand: 20.04.2016

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© Bundesamt für Strahlenschutz