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Üben für den Ernstfall: Bundesamt für Strahlenschutz und Bundespolizei messen Radioaktivität aus der Luft

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und Bundespolizei (BPOL) trainieren in einer gemeinsamen Übung in der Woche vom 11. April 2011 in Baden-Württemberg die Messung der Umweltradioaktivität aus Hubschraubern. Die Übung dient der Notfallvorsorge. Mit solchen Messungen soll im Bedarfsfall schnell und großräumig die aktuelle Höhe der Radioaktivität in der Umwelt ermittelt werden. Dies kann zum Beispiel bei der Freisetzung von radioaktiven Stoffen durch einen Unfall in einem Kernkraftwerk notwendig sein, um schnell Kontaminationen zu ermitteln und radiologisch gefährdete Regionen zu lokalisieren.

Die Übungen finden jährlich statt. Die Auswahl der aktuellen Übungsgebiete erfolgte bereits im Herbst 2010 auf Wunsch des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg. Es besteht kein unmittelbarer Zusammenhang mit den Ereignissen in Japan. Die ermittelten Daten werden im Anschluss an die Übung den baden-württembergischen Behörden zur Verfügung gestellt.

Im Verlauf der Übung wird voraussichtlich am 11. April das Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie, am 12. April die Umgebung der Kernkraftwerke Philippsburg und Neckarwestheim und am 13. April die Umgebung des Kernkraftwerkes Obrigheim jeweils in der Zeit von 8 bis 17 Uhr überflogen. Die Flughöhe bei diesen Messflügen wird aus messtechnischen Gründen in der Regel etwa 100 m betragen.

Die Radioaktivitätsmessung aus der Luft, die so genannte Aerogammaspektrometrie, ermöglicht das schnelle Ausmessen eines Gebietes auf mögliche radioaktive Kontaminationen oder das Auffinden radioaktiver Quellen. Eine Fläche von rund 70 km2 kann innerhalb von etwa drei Stunden untersucht werden. Damit werden schnelle Entscheidungen über gegebenenfalls erforderliche Schutzmaßnahmen oder auch über die Notwendigkeit detaillierterer Untersuchungen am Boden unterstützt.

Für die Messflüge in Baden-Württemberg werden zwei Hubschrauber der Bundespolizei mit speziellen Einrichtungen zur Detektierung von Gammastrahlen ausgerüstet. Neben den Messdaten werden auch die geographischen Koordinaten aufgenommen, sodass nach Abschluss jedes Messfluges die räumliche Verteilung von identifizierten radioaktiven Stoffen grafisch dargestellt werden kann.

Die jährlich durchgeführten Messübungen dienen dazu, die Mess- und Auswerteverfahren zu optimieren und ihre Einsatzbereitschaft zu überprüfen. Daneben wird auch die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften der Bundespolizei und dem wissenschaftlich-technischen Personal des Bundesamtes für Strahlenschutz geübt und verbessert.

Das Bundesamt für Strahlenschutz ist nach dem Strahlenschutzvorsorgegesetz (StrlVG) für die rasche und großräumige Radioaktivitätsmessung der Bodenoberfläche aus der Luft zuständig. Das Gesetz ist nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl erlassen worden, um im Fall von Ereignissen mit erheblichen radiologischen Auswirkungen die Strahlenbelastung der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Das Bundesamt hält deshalb zur Umsetzung dieser Aufgabe insgesamt vier Messsysteme an den Standorten München und Berlin vor, die innerhalb einer Stunde in Hubschrauber der Bundespolizei eingebaut und anschließend in ein Untersuchungsgebiet verlagert werden können.

Stand: 09.04.2011

© Bundesamt für Strahlenschutz