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"Mich beeindrucken Menschen, die den Mut haben, auch mal festgetretene Pfade zu verlassen"

BfS-Präsidentin Inge Paulini im Interview zu Energiefragen

Datum 15.09.2017
Interviewter Dr. Inge Paulini, Präsidentin des BfS
Interviewer Dagmar Dehmer, Tagesspiegel Background Energie und Klima

Inge Paulini Dr. Inge PauliniDr. Inge Paulini

Im Interview mit Dagmar Dehmer im "Tagesspiegel Background Energie und Klima" beantwortet die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini, im September 2017 vier Fragen zum Thema "Energie".

Wer ist Ihr Stromanbieter, und warum?

Paulini: "Der Strom aus meiner Steckdose kommt schon seit vielen Jahren aus erneuerbaren Quellen. Mir ist wichtig, dass mein Strom weder das Klima belastet noch aus Atomkraftwerken stammt. Besonders erfreulich finde ich, wie einfach der Wechsel des Stromanbieters ist. Es kommt also nur auf die Entscheidung jeder und jedes Einzelnen an - der Umstieg selbst geht dann ganz leicht."

Was würde Sie bewegen, ein E-Auto zu kaufen?

Paulini: "Diese Frage stellt sich mir privat nicht. Ich habe kein Auto und vermisse es auch nicht. Mit Bahn, Bus und Fahrrad komme ich fast überall hin - und wenn es doch mal ein Auto sein muss, greife ich auf Carsharing-Angebote zurück.

Für die Fahrzeugflotte des Bundesamtes für Strahlenschutz stehen natürlich insbesondere ökologische Gesichtspunkte im Vordergrund. Das BfS hat bereits ein E-Auto und beabsichtigt, seinen Fuhrpark insgesamt umzustellen, etwa auf Hybridfahrzeuge.

Dafür braucht es bessere Reichweiten, aber auch ein flächendeckendes Angebot von Stromtankstellen. Wenn dadurch neue Technologien, beispielsweise zum Laden der Batterien, eingesetzt werden, muss auch der Strahlenschutz beachtet werden. Hier ist vor allem die Sicherheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern entscheidend. Außerdem setzt sich das BfS bei bislang noch offenen Fragen für weitere Forschung ein."

Wer aus der Energie- oder Umweltszene hat Sie beeindruckt?

Paulini: "Das kann ich nicht an einer einzelnen Person festmachen. So viele Frauen und Männer haben Großartiges für den Umwelt- und Gesundheitsschutz geleistet. Mich beeindrucken besonders Menschen, die den Mut und die Klugheit haben, auch mal festgetretene Pfade zu verlassen und zu schauen, was stattdessen notwendig ist. Leute, die bereit sind, gegen den Strom zu schwimmen, weil es die Sache erfordert. Und die bereit sind, für ihre Überzeugungen auch Kritik einzustecken. Denn durch sie können andere den neuen Pfaden folgen und diese verbreitern.

Es geht also etwa um Finanzfachleute, die erkannt haben, dass Klimaschutz auch für sie ein Anliegen ist und die sich für nachhaltige Geldanlagen einsetzen. Oder Befürworter der Atomtechnologie, die deren Risikopotenzial erkannt haben und sich daraufhin für den Ausstieg aus der Atomkraft stark gemacht haben. Und und und ... Bis zu Jugendlichen, die auf das Schönheitsideal der braunen Haut pfeifen und sich am Strand lieber unter einen Schirm anstatt in die pralle Sonne setzen."

Welche Energieinnovation der jüngeren Vergangenheit finden Sie besonders wichtig? Und welche würden Sie sich noch wünschen?

Paulini: "Da fällt mir spontan zwar keine Energieinnovation im eigentlichen Sinne ein, dafür aber das Stichwort der Share Economy, die wiederum Auswirkungen auf die Energieerzeugung hat: Indem wir viele Dinge nicht mehr besitzen müssen, sondern sie bei Bedarf nutzen, brauchen wir weniger Ressourcen, weniger Platz für deren Aufbewahrung und weniger Energie. Indem wir Autos miteinander teilen, intakte Kleidung an andere weitergeben oder Essen nicht wegwerfen, schonen wir die Umwelt und sparen gleichzeitig oft auch noch Zeit und Geld.

Verbunden mit der Kreislaufwirtschaft ist das für mich eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre, die sowohl durch einen Bewusstseinswandel, aber auch besonders durch das Internet befördert wurde - und nun von uns allen beherzt weiter entwickelt werden sollte."

Stand: 15.09.2017

© Bundesamt für Strahlenschutz