schachtanlage asse

Betrieb

Sichere Schließung als bergmännische Aufgabe
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat entschieden, die Schachtanlage Asse nicht mehr zu nutzen. Dies bedeutet, dass keine weiteren Forschungsarbeiten in dem Bergwerk mehr durchgeführt werden. Die endgültige Schließung ist für das Jahr 2017 geplant. Das übergeordnete Ziel aller Maßnahmen zur Schließung der Schachtanlage Asse ist ein sicherer Abschluss der eingelagerten radioaktiven Abfälle von der Biosphäre. Das Genehmigungsverfahren sieht umfangreiche Prüfungen zur Langzeitsicherheit vor. Der Hauptbetriebsplan 2007/2009 wurde vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im März 2007 genehmigt. Im Januar 2007 wurde der Abschlussbetriebsplan zur Prüfung und Genehmigung ebenfalls beim LBEG in Clausthal-Zellerfeld eingereicht. 

Verfüllung der ehemaligen Abbaue
Die Verfüllung der ehemals 131 Abbaue in der Südflanke des Asse-Salzsattels war eine erste zentrale Aufgabe zur sicheren Schließung der Schachtanlage Asse. Von August 1995 bis April 2004 wurden die meisten der alten Abbauhohlräume in der Schachtanlage Asse mit Rückstandsalzen des ehemaligen Kalisalzbergwerkes Ronnenberg verfüllt. Dabei wurden an Fremdmaterial insgesamt über 2,1 Mio. Tonnen Salz verarbeitet.

Photo: Verfüllung der Kammer 6
Verfüllung der Kammer 6 auf der 511-m-Sohle
Darstellung: Verfüllmengen in Tonnen
Tabelle: Verfüllmengen in Tonnen [Für größere Ansicht auf Bild klicken]

 

Weitere Informationen zu den Verfüllarbeiten auf der Schachtanlage Asse

Verfüllung der Hohlräume unterhalb der 800-m-Sohle
Die Vorbereitungen zur Verfüllung der unterhalb der ehemaligen Abbaue gelegenen Grubenbereiche haben im Jahr 2003 begonnen. Seit Dezember 2004 wird Eigenversatz (in der Grube anfallendes Salz) mittels Ladefahrzeugen und Nachverdichtung durch ein Spezialfahrzeug in die Hohlräume des Tiefenaufschlusses eingebaut.  
Bis Ende 2007 wurden insgesamt rund 58.000 Tonnen Verfüllmaterial auf der 975-m- und der 950-m-Sohle entsprechend den Qualitätsanforderungen an die Salzzusammensetzung und die Einbaudichte eingebracht. Zusätzlich wurden der bisher für die Bewetterung des Tiefenaufschlusses benötigte Blindschacht 1 und das Wetterbohrloch in die Strecke zum Blindschacht 1 mit insgesamt rund 4.200 Tonnen Schotter aus dem Diabassteinbruch Huneberg im Harz verfüllt. Weitere Teilbereiche der 925-, 900-, 875-, 850- und der 825-m-Sohlen wurden bis Ende 2007 mit insgesamt rd. 31.300 Tonnen Salz, rd. 1.000 Tonnen Schotter sowie ca. 7.800 Kubikmetern Sorelbeton verschlossen.
Die Kaverne unter Schacht 4 wurde im Jahr 2005 mit insgesamt 13.700 Tonnen Schotter verfüllt. Für das Einfördern des Schotters wurden eine Fallleitung in Schacht 2 eingebaut sowie über und unter Tage Stationen zur Schotterübergabe errichtet. Daran schloss sich das Auffüllen des im Schotter verbliebenen Porenraumes mit  rd. 3.000 Kubikmetern Schutzfluid an. Der Kavernenhals wurde 2006/2007 durch das Einbringen von rund 700 Kubikmetern Sorelbeton verschlossen. 
Für Transport und Speicherung des Schutzfluids, einer MgCl2-Lösung, wurden 2005 über- und untertägige Anlagen erstellt. Über Tage entstand eine Verladeanlage mit Förder- und Speicheraggregaten. Der Antransport kann sowohl über Straße als auch Gleis erfolgen. Unter Tage wurden drei je 500 Kubikmeter fassende Speicherbecken errichtet, die mit Förderpumpen ausgerüstet sind. Über ein Rohrleitungsnetz, das zwischen der 490-m-Sohle und der 975-m-Sohle verlegt ist, werden Transporte von Fluiden unter Tage in Bohrlöchern und Strecken ermöglicht. Für die Benetzung des Schotters und die Verfüllung des Porenraumes im Salz- und Schotterversatz wurden bis Ende 2007 insgesamt rund 11.000 Kubikmeter MgCl2-Lösung in den Tiefenaufschluss gefördert.

Darstellung: Speicherbecken
Die Speicherbecken auf der 490-m-Sohle sind zur Verringerung der Verdunstung mit einer 3 Millimeter starken Dichtungsbahn abgedeckt
Darstellung: Versetzte Sumpfstrecke
Versetzte Sumpfstrecke auf der 975-m-Sohle

Umzug der Werkstätten
Zur Vorbereitung der Schließungsarbeiten wurden die Werkstätten (Kfz-, Elektro- und Bohrwerkstatt) in den Jahren 2005 und 2006 in obere Sohlenbereiche (490- und 511-m-Sohle) verlegt.

Baustoffanlage
Zur Herstellung von Sorelbeton, der zum Bau von Strömungsbarrieren, angrenzenden Widerlagern sowie zur Erstellung von stützendem Versatz und für die Verfüllung ausgewählter Resthohlräume benötigt wird, wurden über und unter Tage Förder-, Dosier- und Mischanlagen erstellt. Für den untertägigen Teil der Baustoffanlage wurde von Mitte 2004 bis Anfang 2005 auf der 700-m-Sohle ein Grubenbau mit insgesamt 16.500 Kubikmeter Hohlraum aufgefahren. Hier erfolgte die Montage der Baustoffanlage für die Herstellung der Trockenmischungen, während parallel dazu zwei mobile Misch- und Pumpanlagen für die Herstellung des benötigten Sorelbetons montiert wurden. Zur gleichen Zeit wurde der übertägige Teil der Anlage errichtet.

Photo: Siloanlage zur Annahme und pneumatischen Förderung des Baustoffes
Siloanlage zur Annahme und pneumatischen Förderung des Baustoffes nach unter Tage
Photo: Baustoffanlage auf der 700-m-Sohle
Die Baustoffanlage auf der 700-m-Sohle
Photo: Mobile Baustoffanlage auf der 750-m-Sohle
Mobile Baustoffanlage auf der 750-m-Sohle

Im August 2005 konnte die gesamte Baustoffanlage den Probebetrieb aufnehmen. Bis Ende Januar 2008 wurden bereits rund 48.000 Kubikmeter Sorelbeton produziert und in verschiedene Bauwerke gepumpt.

Bisher wurden Tagesspitzenleistungen von bis zu 400 Kubikmetern und Monatsleistungen von rd. 5.000 Kubikmetern erreicht.

Im Jahr 2008 wird eine komplette zweite Baustoffanlage zur Herstellung von Sorelbeton errichtet, mit der ab 2009 untertägige Bereiche oberhalb der 700-m-Sohle verfüllt werden sollen.

Bau von Strömungsbarrieren
Strömungsbarrieren bewirken eine Begrenzung und Lenkung der in Zukunft möglichen Lösungsbewegungen im Grubengebäude. Die vorbereitenden bergmännischen Arbeiten zum Bau dieser technischen Barrieren sind angelaufen, ein erster Prototyp wurde bereits im Juni 2003 fertig gestellt.
Der Sonderbetriebsplan zur Errichtung der insgesamt vorgesehenen rd. 65 Strömungs-barrieren wurde im Februar 2006 vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld zugelassen. Hierbei handelt es sich um eine Art „Typenzulassung“, d. h., dass die detaillierte Ausführungsplanung jeder einzelnen Barriere vor dem Bau der Genehmigungsbehörde zur Zustimmung vorzulegen ist. Die ersten drei Strömungsbarrieren auf der 775-m-Sohle sind bis Ende Januar 2008 fertig gestellt worden.

Photo: Luftseitige Schalungsmauer für das Widerlager
Luftseitige Schalungsmauer für das Widerlager der Pilot-Strömungsbarriere PSB A 1 auf der 950-m-Sohle
Photo: Verschalung eines Streckenabschnittes
Verschalung eines Streckenabschnittes auf der 750-m-Sohle

Weitere Informationen:10. GSF-Informationsveranstaltung, Vortrag von Matthias Heydorn: Hier finden Sie den Vortrag zum Ausdrucken oder Downloaden [pdf-Datei, 1.1 MB]

Zutrittslösung
Die Menge der aufgefangenen Gebirgswässer beträgt weiterhin rund 12 Kubikmeter pro Tag, ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften blieben unverändert. Die Lösung wird  in einem der im Abbau 3 auf der 490-m-Sohle angelegten Sammelbecken zwischen-gespeichert. Von dort wird sie mittels einer Pumpe nach über Tage gefördert, mit Tanklastfahrzeugen zu einem ehemaligen Kalibergwerk transportiert und zur Flutung des dortigen Grubengebäudes verwendet. Im Zeitraum von April 2005 bis Januar 2008 wurden insgesamt rund 18.000 Kubikmeter Zutrittslösung an die K+S Entsorgungs GmbH abgegeben.
Seit Mitte Juni kann die aus dem Deckgebirge zutretende Salzlösung nicht mehr abgegeben werden. mehr...
Die aus der Schachtanlage Asse in Salzbergwerke der Umgebung verbrachten Gebirgswässer haben weder für die Umwelt noch für die Anwohner in der Umgebung der Bergwerke eine radiologische Relevanz. Für ihre Verbringung lagen alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen vor. mehr...

Rückbau, Verfüllung und Verschluss der Tagesschächte

Die Rückbauarbeiten in den Schächten Asse 2 und 4 laufen planmäß

  • Im Juli 2005 wurde die Förderanlage des Schachtes 2 bis zur 750-m-Sohle eingekürzt. Seitdem sind Seilfahrten bzw. Schachttransporte nur noch bis zur 490- und zur 750-m-Sohle möglich.
  • Die Einbauten im Schacht 4 zwischen der 925-m- und der 750-m-Sohle wurden im Jahr 2005 komplett demontiert.
  • Das im Dezember 2005 begonnene Ausrauben des Schachtes 2 zwischen der 950-m-Sohle und der 800-m-Sohle konnte im Jahr 2006 beendet werden.
  • Seit Februar 2008 wurden im Schacht 4 in Vorbereitung der Teilverfüllung dieses Abschnittes zwischen der 925-m und der 750-m-Sohle Beraubearbeiten durchgeführt. 

Die weiteren Schachtarbeiten sind auf der Basis des Schachtverfüllkonzeptes durchzuführen. Die Genehmigungen der Einzelarbeiten werden entsprechend dem Fortschritt der Arbeiten abschnittsweise beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie beantragt.

Einspeisung von Schutzfluid
Seit März 2005 erfolgte im Zuge der fortschreitenden Einbringung von Versatz die Einspeisung von Schutzfluid im Bereich des Tiefenaufschlusses. Diese Maßnahme dient dazu, das Restporenvolumen im Versatz weiter zu minimieren und einer Zersetzung der aufgeschlossenen Carnallititbereiche durch die dem Grubengebäude zutretende NaCl-Lösung entgegen zu wirken. 

Gewährleistung der Grubensicherheit
Regelmäßige Unterhaltungsarbeiten im Grubengebäude gewährleisten die tägliche Sicherheit bei der Befahrung der Schachtanlage. Dazu zählen insbesondere Kontrollen von Bereichen mit Steinfallgefahr, Prüfung von Förderkorb, Seil und Fördermaschine sowie die Wartung der unter Tage angelegten Fahrbahnen. Die gleiche Aufmerksamkeit gilt der Überwachung und Instandhaltung von Maschinen und elektrotechnischen Einrichtungen. Diese unterliegen im Untertage-Einsatz einer hohen mechanischen Beanspruchung.

Grubenanschluss per Bahntransport
In die Zuständigkeit des Betriebes fällt auch die 7,25 km lange Gleisanschlussbahn ab Wendessen. Die Anlieferung der Verfüllsalze aus Ronnenberg erfolgte von 1995 bis 2004 auf diesem Transportweg. Im Zuge der Schließungsarbeiten kann die Grubenanschlussbahn auch weiterhin für größere Baustofftransporte zur Schachtanlage genutzt werden. So wird die Anlieferung von Fremdsalz, das als Zuschlagstoff für die Herstellung von Sorelbeton genutzt wird, ebenfalls per Bahntransport durchgeführt. Zurzeit (März 2008) werden wöchentlich zwischen drei und fünf Züge  mit jeweils rd. 540 Tonnen Steinsalz angeliefert.

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Externer
Die Schachtanlage Asse stellt auch weiterhin in geringem Umfang ihre Infrastruktur für die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Externer zur Verfügung, sofern die Arbeiten zur Schließung dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Hauptnutzer dieses Angebotes sind die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mbH (GRS).

Untergrundlaboratorium UDO
Im Auftrag der PTB wurde das Untertagelabor für Dosimetrie und Spektrometrie UDO 2004 von der 925-m-Sohle zur 490-m-Sohle verlegt. Das in Steinsalz gelegene Labor zeichnet sich auch an diesem Ort durch eine extrem niedrige Umgebungsstrahlung, eine niedrige Radon-Aktivitätskonzentration in der Luft und eine gegenüber der Oberfläche sehr stark reduzierte Myonenflussdichte aus. Diese Voraussetzungen sind einzigartig in Deutschland.

Elektromagnetische Reflexionsmessungen
Die BGR betreibt seit vielen Jahren gemeinsam mit der DMT elektromagnetische Reflexionsmessungen in Bohrlöchern.

Selbstverheilender Salzversatz
Auf der 574-m-Sohle laufen die Arbeiten der GRS zu petrochemischen und petrophysikalischen Untersuchungen an selbstverheilendem Salzversatz (SSV).

Ausbildung
Der Betrieb der Schachtanlage Asse bietet Ausbildungsplätze für Elektroniker der Fachrichtung Betriebstechnik und für Industriemechaniker an. Weitere Informationen finden Sie hier.