schachtanlage asse

Kontaminierte Salzlösung vor Einlagerungskammer 12 auf der 750-m-Sohle

1988 wurde eine Erkundungsbohrung für eine Verlängerung des Blindschachtes 3 auf der 750-m-Sohle niedergebracht. Der Schacht sollte für eine bessere Bewetterung, das heißt eine Versorgung mit Frischluft, im Tiefenaufschluss, also dem Teil des Grubengebäudes unterhalb der 775-m-Sohle, genutzt werden. 

Der Blindschacht 3 befindet sich am Rand des Zuganges zu den Kammern 1, 2 und 12, in die in den Jahren 1969 bis 1974 radioaktive Abfallgebinde eingelagert wurden. Die Zugangsstrecke zu diesen Kammern wurde bereits damals verfüllt und mit einer Mauer verschlossen. Beim Erstellen dieser Bohrung traf man unterhalb der Sohle auf Salzlösung. Die chemische Zusammensetzung dieser Lösung erklärt ihre Herkunft: Auch diese Salzlösungen stammen aus den angrenzenden Kaliabbauen, die bereits in den 1920er Jahren mit nassem Rückstandssalz versetzt worden sind. Die Nässe aus dem Altversatz wird durch Konvergenz bis heute ausgepresst, die Salzlösungen stehen an vielen Stellen unter der Fahrbahn auf der 750-m-Sohle an. Bereits 1988 wurde die gefundene Salzlösung auf radioaktive Kontamination geprüft, sie war in geringem Maß mit Cäsium-137 belastet. Der Blindschacht 3 wurde nicht tiefer geteuft, im Bereich der Kammer 5 im Älteren Steinsalz wurde der Blindschacht 3a abgeteuft. Laufende Proben aus dem so genannten Laugensumpf, der im Bereich des Blindschachtes 3 angelegt wurde, um die Bohrung zu drainieren, ergaben, dass geringste Spuren anderer Radionuklide (Plutonium, Radium und Strontium) in der Salzlösung enthalten sind, ihre Aktivität bewegt sich entlang der Nachweisgrenze (kleiner 1/5000 der Freigrenzen für diese Stoffe). Der Gehalt an Cäsium 137 im Laugensumpf überstieg erstmals 2004 die Freigrenze von 10.000 Bq/kg. Eine Erhöhung der Radionuklidkonzentration erklärt sich auch mit einer Verdunstung von Salzlösung aus dem Laugensumpf.

Für die Herkunft der radioaktiven Stoffe in der Salzlösung gibt es zwei Erklärungen. Erstens kam es während der Einlagerung, beispielsweise im Jahr 1973, zu Zwischenfällen in diesem Bereich, die trotz der damals durchgeführten Dekontaminierungsarbeiten an der Fahrbahnoberfläche zu einem Verbleib radioaktiver Substanzen in der Sohle geführt haben können. Diese Radionuklide können in Lösung gegangen sein und sich jetzt in der Salzlösung befinden. Weiter ist es nicht auszuschließen, dass sich die Salzlösung aus dem Kalibaufeld im Norden von Kammer 1, 2 und 12 einen Weg durch die Einlagerungskammern gesucht hat. Dort kann sie Fässer erreicht haben, die dann korrodiert sind. Anschließend können sich Radionuklide aus der Abfallmatrix gelöst haben. Da die Kammerzugänge jedoch verschlossen sind, ist es nicht möglich, die Kammern zu betreten, um eine mögliche Herkunft der Laugen aus den Kammern eindeutig festzustellen.

Im Jahr 2005 wurde es im Rahmen betrieblicher Arbeiten notwendig, den Laugensumpf abzupumpen. Die Salzlösung wurde in die dafür angelegte Strecke im Tiefenaufschluss (975 Meter tief) umgelagert. Insgesamt wurden von Februar 2005 bis Januar 2008 74 Kubikmeter in Behälter gepumpt, zu einer Rohrleitung auf der 750-m-Sohle gefahren und durch diese in den Tiefenaufschluss umgelagert. Die Gesamtaktivität der abgepumpten Salzlösung betrug 2 GBq. Das ist weniger als ein Millionstel des gesamten eingelagerten Nuklidinventars.

Die Umlagerung dieser Lösungen wurde Anfang 2008 eingestellt, da festgestellt wurde, dass der Laugensumpf seinen Pegel stets auf ein unterhalb des Ursprungspegels liegendes Niveau wieder einstellte. Ein unbekannter, von außen gespeister Zutritt von Salzlösung ist auszuschließen, da sich zum einen der Pegelstand nicht erhöht und zum anderen die Kammern 1, 2 und 12 im östlichsten Teil des Grubengebäudes liegen, oberhalb dessen sich keine Abbaue befinden.

Zur eindeutigen Klärung der Herkunft der Kontaminationen haben inzwischen Arbeitsgruppen der beim Bundesumweltministerium gebildeten Entsorgungskommission (ESK), des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und des Forschungszentrums Jülich ihre Arbeit aufgenommen. Deren Stellungnahmen werden noch erwartet.