schachtanlage asse

News

Schachtanlage Asse - Befragung früherer Mitarbeiter

Als Beitrag zur Aufklärung des Sachverhalts über die Herkunft der kontaminierten Salzlösungen auf der 750-m-Sohle wurden vom Betreiber der Schachtanlage Asse, dem Helmholtz Zentrum München, im Juli insgesamt 20 ehemalige und langjährige Mitarbeiter befragt. Die Befragungen erbrachten auch neues Wissen, das der heutigen Betriebsleitung bislang nicht bekannt war. Dazu zählen Aussagen über die Einlagerung flüssiger radioaktiver Abfälle, über den Zustand der Fässer während der Einlagerung sowie über den Verbleib bestimmter nichtradioaktiver Betriebsabfälle, darunter auch flüssige Abfälle, wie Altöl und Bohrschlämme.

Aufgrund der vom Helmholtz Zentrum München initiierten Befragung ist es gelungen, genauere Angaben über Arbeiten, die vor rund 40 Jahren in der Schachtanlage Asse stattgefunden haben, zu erhalten. Die Befragung der ehemaligen und langjährigen Mitarbeiter konzentrierte sich auf folgende Fragestellungen: Wie war der Zustand der Kammern vor der Einlagerung? Wie wurde eingelagert und wie war der Zustand der angelieferten Fässer? Gab es besondere Vorkommnisse bei der Anlieferung und Einlagerung der Fässer? Sind in den 70er- und 80er-Jahren auch andere als die dokumentierten radioaktiven Abfälle entsorgt worden?
Die Angaben der Befragten entstammen ihrer Erinnerung, Inhalt und Zahlenangaben müssen daher nicht zwangsläufig korrekt sein.

Magnesiumchloridlauge war bereits damals vorhanden

Zum Zustand der Kammern vor der Einlagerung stimmen die Aussagen darin überein, dass auf der 750-m-Sohle bereits vor der Zeit der Einlagerung Laugen vorhanden waren. Sie stammen nach einhelliger Auskunft der Befragten aus dem nassen Rückstand aus der Aufbereitung der Kalisalze, der nach der Gewinnung als Versatzmaterial in die Kaliabbaue verbracht wurde.

Um für die Einlagerung ein sicheres Absetzen der Fässer auf trockenem Salz zu gewährleisten, bauten die Bergleute erhöhte Fahrbahnen und Einlagerungssohlen, die im Schnitt 1,5 bis 2,5 Meter über dem ursprünglichen Sohlenniveau lagen.

Auch flüssige Abfälle eingelagert

Nach Auskunft früherer Mitarbeiter wurden anfangs auch Fässer mit teilweise flüssigen Abfällen angeliefert und eingelagert. In der Regel wurden die Abfälle von den Anlieferern verfestigt, in dem sie mit Bitumen/Beton übergossen wurden. Besondere Vorkommnisse, wie etwa eine Anlieferung, bei denen die Fässer auf dem Lkw Regenwasserkontakt bekamen und die Ladefläche entsprechend gereinigt werden musste, sind bekannt. Auch unter Tage kam es bei der Anlieferung der Fässer vereinzelt zu Oberflächenkontaminationen, etwa durch undichte Verschlüsse der Fässer oder Tauwasser von schneebedeckten Fässern. Besondere Vorkommnisse wurden dem Bergamt gemeldet, so etwa die großflächige Kontamination vor der Kammer 12 auf der 750-m-Sohle durch ausgelaufene Fässer. Diese Kontamination wurde durch Abtragen der entsprechenden Salzpartien fachgerecht in die Lagerkammer für radioaktive Abfälle eingebracht.

Zustand der eingelagerten Fässer

Der geschilderte Zustand der eingelagerten Fässer in den ersten Jahren vor der Festlegung von Annahmebedingungen gibt neue Erkenntnisse. Nach Aussagen der früheren Mitarbeiter muss man davon ausgehen, dass sich selbst in verfestigten Fässern Überschusswasser bildete und noch vorhanden ist. Da diese Fässer teilweise schnell korrodieren, könnten sich im Sohlenbereich bereits heute kontaminierte Flüssigkeiten befinden.

Die hier betrachteten Flüssigkeiten haben nichts mit der von außen zutretenden Lösung zu tun. Diese sind im Sinne des Strahlenschutzes kontaminationsfrei. Für die Frage nach der Ursache der kontaminierten Laugen ergeben sich somit zwei Möglichkeiten. Zum einen können die Kontaminationen auf frühere Streckenkontaminationen während der Einlagerungszeit zurückgeführt werden. Zum anderen ist nach den Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung nicht auszuschließen, dass Flüssigkeiten, die über Jahre hinweg aus den Fässern austraten, zur Kontamination der Laugen beigetragen haben. Diese Fragestellung versuchen derzeit externe Experten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu klären.

Auch feste und flüssige Betriebsabfälle vorhanden

In der Schachtanlage verblieben in der Regel auch feste nichtradioaktive Abfälle, die in dem untertägigen Betrieb angefallen sind. Dazu zählen unter anderem Papier und Kartonagen, Altreifen oder Grubenlampen. Darüber hinaus gaben die interviewten Mitarbeiter auch an, dass geringe Mengen flüssiger Abfälle, wie z. B. Altöl aus einer früheren Untertage-Werkstatt und Bohrschlämme im Bergwerk verblieben.

Der Leiter der Schachtanlage Asse, Günther Kappei, erklärt: „Uns ist an einer vollständigen Aufklärung gelegen. Die neuen Erkenntnisse werden genau geprüft, z. B. ob sie für die Langzeitsicherheit der Asse von besonderer Bedeutung sind. Wir ziehen auch Maßnahmen in Erwägung, Teile der Betriebsabfälle aus der Grube zu entsorgen.“ Die zuständigen Behörden und Ministerien sind bereits über die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung informiert.

Das Helmholtz Zentrum München setzt weiterhin alles daran, die Schachtanlage Asse zügig zu schließen. Die Sicherheit der in dieser Region lebenden Menschen und zukünftigen Generationen steht dabei im Vordergrund.

Pressekontakt
 
Heinz-Jörg Haury, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Kommunikation
Tel.: 089-3187-2460, E-Mail:  

Remlingen, 13.08.2008